• 27.11.2012, 12:21:41
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Dramatische Abschiebung in Wien - Purple Sheep fordert Einhaltung der Menschenwürde

Wien (OTS) - Bei einem Abschiebeversuch heute früh im 10. Bezirk
versuchte eine Tschetschenin, sich durch einen Sprung aus dem Fenster
das Leben zu nehmen.

Der Hintergrund: Zarema Z. reiste vor über 3 Jahren gemeinsam mit
ihrer minderjährigen Tochter Marjam und ihrer schwer
pflegebedürftigen Mutter über Polen nach Österreich ein.

Das Asylverfahren von Zarema und ihrer vor 2 Wochen 18 Jahre alt
gewordenen Tochter ist negativ abgeschlossen, das Verfahren der
pflegebedürftigen Mutter noch nicht.

Zarema Z. kümmert sich rund um die Uhr um ihre kranke und nicht
allein lebensfähige Mutter im Rollstuhl. Heute früh um 6 Uhr 34
sollte die Familie nun durch die Abschiebung von Zarema und Mariam M.
getrennt werden.

Laut Rechtsvertreterin Karin Klaric vom Verein Purple Sheep seien
die im Einsatz befindlichen Beamten mit der Situation vor Ort sorgsam
und bemüht umgegangen. Dennoch eskalierte die Situation und versuchte
Zarema, sich mit einem dramatischen Versuch eines Fenstersprunges,
sich vor den Augen der Tochter und Mutter, selbst zu verletzen.

Sowohl die Großmutter als auch Zarema M. wurden vom Notarzt
umgehend ins KFJ Spital eingewiesen, Mariam, die vor kurzem ihren 18.
Geburtstag feierte und gut integriert ist, sitzt isoliert im PAZ
Rossauerlände.

Zur Zeit wird der Gesundheitszustand der untergebrachten Mutter im
KFJ überprüft, im Falle einer Abschiebetauglichkeit soll sie mit
ihrer Tochter Mariam morgen mittag nach Tschetschenien abgeschoben
werden.

"Es ist eine menschenverachtende Situation, denen alle Beteiligten
ausgesetzt sind im Moment" so Karin Klaric, Rechtsvertreterin der
Familie und Obfrau des Vereins Purple Sheep. "Sowohl für die Familie
als auch für die Einsatzleute waren die zwei Stunden heute früh eine
unglaubliche seelische Belastung. Der Fall zeigt deutlich, dass es
keinen Platz mehr für Menschenwürde im Fremdenrecht gibt. Man kann
und darf Menschen nicht über die Maßen strapazieren. Es gäbe in
diesem Fall sicher weniger belastende Lösungen, etwa zuzuwarten, wie
das Verfahren der Großmutter ausgeht, statt die Familie vorzeitig
auseinander zu reißen!"

Das bis jetzt die Abschiebung der beiden Frauen immer noch nicht
gestoppt ist und die 18jährige Mariam ohne Kontakt zu Mutter und
Großmutter alleine in der Schubhaft warten muss, ist für die Purple
Sheep ein Akt der Grausamkeit. "Das Mädchen hat vor einigen Stunden
noch die Mutter mit den Beamten gemeinsam vom Fensterbrett gezogen
und sitzt nun ohne jede psychologische Hilfe oder Vertrauensperson in
Haft! Sollte die Mutter im Spital bleiben, hat die Fremdenpolizei
zugesichert, dass Mariam auch vorerst bleiben kann. Mariam weiß
nicht, wie es der Mutter geht." so Klaric.

Purple Sheep stellt nicht in Frage, dass wirklich rechtmäßige
Entscheidungen vollzogen werden, doch, so Klaric, darf dabei nicht
vergessen werden, dass es sich hier um Menschen handelt!

"Irgendwann muss auch die Behörde erkennen, dass es genug ist.
Beratende Maßnahmen und abklärende vorurteilsfreie Gespräche mit der
Familie im Vorfeld hätten sicher zu einem anderen Ergebnis als zu
dieser dramatischen Entwicklung geführt!", so Klaric. "Es muss nach
all den dramatischen Zwischenfällen die Einsicht der Verantwortlichen
kommen, wann die Durchführung einer Abschiebung gestoppt werden muss!
Mit einer vorurteilsfreien, psycholgisch begleiteten und würdigen
Rückkehrberatung, die auf die betroffenen Menschen eingeht, könnten
solche für alle - auch für die eingesetzten Polizisten -
traumatischen Situationen gelöst werden, statt die Beteiligten zu
gefährden. Es handelt sich um Menschen, Familien mit traumatischer
Vergangenheit. Bis heute hat die Politik in diesem sensiblen Bereich
nichts dazu gelernt!"

Purple Sheep appelliert, die Situation nicht länger
überzustrapazieren und Mariam Z. zu ihrer Mutter ins Spital zu
lassen, damit sich die Lage vorerst entspannt!

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