"Wie hast du's mit der Apokalypse?" - Vortragsabend beleuchtete Ursprung und Faszination von Weltuntergangsvorstellungen und deckte die populärsten Mythen und Irrtümer auf

Utl.: "Wie hast du's mit der Apokalypse?" - Vortragsabend
beleuchtete Ursprung und Faszination von
Weltuntergangsvorstellungen und deckte die populärsten Mythen
und Irrtümer auf=
Wien (OTS) - Dass am 21.12.2012 die Welt untergeht, glauben nicht
einmal die Maya selbst. Den Planeten Nibiru, der zum selben Zeitpunkt
mit der Erde kollidieren soll, gibt es nicht, und auch Polsprünge,
Sonnenstürme oder die Prophezeiungen des Nostradamus werden im
Dezember nicht zum Ende der Welt führen. Diese Szenarien gehen vor
allem auf den Erfindungsreichtum westlicher Esoteriker zurück, wobei
die aktuell zu beobachtende "apokalyptische Lagerfeueratmosphäre" für
einzelne Personen durchaus gefährliche Züge aufweisen kann. Das war
der Tenor eines von der Bundesstelle für Sektenfragen initiierten
Vortragsabends gestern, Mittwochabend, in Wien.
"Man wird am 22.12.2012 nicht aufwachen und die Kompassnadel zeigt
nach Süden", klärt der renommierte Buchautor und
Wissenschaftsjournalist Bernd Harder in seinem Versuch auf,
verschiedene Endzeitszenarien für das Jahr 2012 wie den angeblichen
Polsprung aufzuzeigen und wissenschaftlich zu widerlegen. Wichtig ist
für den Skeptiker vor allem, dass man, bevor man nach Erklärungen
sucht, schauen muss, ob die zugrunde liegenden Behauptungen überhaupt
stimmen. Als Beispiel dazu führt er die fälschlicherweise angenommene
Zunahme von Erdbeben an, die sich auf die steigende Anzahl von
Messstationen zurückführen lassen.
"Nur der Adventkalender endet"
Auch den Endzeitmythos um das Ende des Maya-Kalenders weiß Harder
zu entkräften. Denn wie jeder Kalender zeigt auch das komplizierte
Kalendersystem der Mayas "nur" Tage an und prophezeit nichts: "Der
Adventkalender ist der einzige Kalender der endet." Der Weltuntergang
2012 gründet nicht auf uralten Weissagungen, sondern auf den Ideen
westlicher Esoteriker. An diesen stört Harder vor allem die
Passivität, dass alles von außen kommen soll: "Wenn sie die Welt
verändern wollen, sollen sie bei sich selbst anfangen."
Beispiele und Erklärungen für die Faszination und Attraktivität
des Themas Weltuntergang lieferte die Psychologin und
Psychotherapeutin Ulrike Schiesser und stellte klar, dass es vor
allem um Emotionen geht. Aus ihrer Beratungsarbeit an der
Bundesstelle weiß sie auch, dass sich Erwachsene, die sich Sorgen
machen, verstärkt in Internetforen treffen, Vorräte anhäufen oder
sich nach alternativen Energiequellen umschauen. Beunruhigend kann
das Spiel mit dem kleinen Schaudern dabei auch besonders für Kinder
sein.
Internet als neue Spielwiese
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Geschäft mit der Apokalypse.
"Das Internet ist eine Spielwiese der Weltuntergangsprophezeiungen
und der dahinterstehende Industriezweig sehr aktiv", so die
Mitarbeiterin der Bundesstelle für Sektenfragen. Von Rasenmähern bis
zu Tickets für die rettende Arche könne man auf sogenannten
"Survival-Seiten" so ziemlich alles kaufen, um für den Untergang
gerüstet zu sein. "Besinnliche Endzeitstimmung in jedes Wohnzimmer"
bringt dann noch der Maya-Adventkalender, der bis zum 21.12. für
jeden Tag ein kleines Katastrophenszenario bietet.
Dass die Aussicht auf einen Weltuntergang in so gut wie allen
Religionen existiert, berichtete der Religionswissenschafter Franz
Winter. Vor dem Hintergrund des Klassiker-Szenarios der Sintflut und
hinduistischen Traditionen stellte der Religionsexperte und
Mitarbeiter der Bundesstelle dem linearen Verlauf der Welt den
zyklischen gegenüber. Zwar befindet sich die Welt in der
hinduistischen Kosmologie momentan im Zeitalter des Verfalls und
Verderbens, dem letzten von vier Zeitaltern, aber auf das goldene
wird man wohl noch warten müssen: nämlich genau 426.987 Jahre (so
zumindest nach einem bekannten Berechnungsmodell).
Bundesstelle für Sektenfragen
Die Bundesstelle für Sektenfragen bietet sachliche Informationen
und individuelle Beratung zum Themenbereich "sogenannte Sekten" und
Weltanschauungsfragen. Dazu gehören unter anderem alternative
religiöse Bewegungen, Esoterik, Guru-Bewegungen oder Satanismus. Sie
agiert als zentrale Anlaufstelle sowohl für Privatpersonen, als auch
Institutionen und staatliche Einrichtungen. Die Schwerpunkte liegen
auf objektiver Information und Dokumentation sowie der kostenlosen
und vertraulichen Beratung von Betroffenen, Angehörigen und
Bezugspersonen. Die Bundesstelle ist konfessionell ungebunden und
weltanschaulich neutral.
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