• 19.11.2012, 09:41:16
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  • OTS0044 OTW0044

Früher, schneller, jenseits... Das Fünf-Punkte-Programm von Frau Inneminister Mikl-Leitner

Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für arzneimittelgestützte Behandlung von Suchtkrankheit (ÖGABS)

Utl.: Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für
arzneimittelgestützte Behandlung von Suchtkrankheit (ÖGABS)=

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       --         Diese Meldung wurde korrigiert            --
       --      Neufassung in Meldung OTS0067 vom  19.11     --
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Wien (OTS) - Gemäß der WHO Verfassung bildet das Recht auf den
bestmöglichen Gesundheitszustand ein Grundrecht jedes menschlichen
Wesens.

Dieses Recht wird verletzt, wenn Innenministerin Johanna
Mikl-Leitner in ihrer Anti-Drogenstrategie fordert: "Weg von den
Drogenersatzstoffen" bzw. "Oberstes Ziel muss es daher sein: weg von
der Substitutionsbehandlung...".

Schon die WHO-Empfehlungen von 2009 benennen die
Substitutionsbehandlung als die "effektivste Behandlungsform bei
Opiatabhängigkeit". "Verglichen mit der Entzugsbehandlung oder gar
keiner Behandlung reduziert die Methadon-Behandlung signifikant den
Konsum von Opiaten und anderen Drogen, die kriminelle Aktivität, die
HIV-Ansteckungsrate, die Überdosierungsrate und die
Gesamtsterblichkeit", heißt es unter anderem in diesem Bericht.

Als Fachgesellschaft, die sich um Qualitätsstandards in der
Substitutionsbehandlung bemüht, widersprechen wir den Aussagen der
Bundesministerin entschieden!

Drogenkonsum ist ein komplexes Phänomen mit psychischen,
körperlichen und sozialen Komponenten. Antworten auf Fragen zum
Umgang mit diesem Phänomen müssen differenziert und vielschichtig
sein. Eine solche Sichtweise spiegelt sich in allen modernen
politischen Konzepten wieder. Die von Frau Mikl-Leitner genannten
Bereiche "Repression" und "Prävention" haben neben "Behandlung" und
"Reintegration" seit langem einen fixen Platz in solchen Konzepten
und wir warnen davor, auf eine eindimensionale repressive Sichtweise
zurückzufallen.

Die medizinische Behandlung opiatabhängiger Menschen in einem
Substitutionsprogramm - wie sie auch in Österreich durchgeführt wird
- entspricht internationalen Standards. Die Substitutionsbehandlung
ist eine seit vielen Jahren erprobte, wissenschaftlich sehr gut
belegte Behandlungsform und gilt als Therapie der Wahl bei
Opiatabhängigkeit.

Sucht ist eine schwere, zumeist chronisch verlaufende Erkrankung,
die mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden ist. Wie bei anderen
chronischen Erkrankungen, z.B. Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck,
ist eine dauerhafte Heilung in den meisten Fällen nicht möglich. Die
Behandlung dieser Erkrankung soll daher langfristig und dem Verlauf
der Erkrankung angepasst erfolgen, bis hin zu einer lebenslangen
Therapie . Dabei kann nachweislich das Risiko körperlicher,
psychischer und sozialer Folgeschäden reduziert, die soziale
Integration gefördert und die hohe Sterblichkeit gesenkt werden. So
ist das Risiko von Opiatabhängigen an den Folgen ihrer
Suchterkrankung zu versterben in einem Substitutionsprogramm um ein
Drittel(!) niedriger als bei unbehandelten Patienten.

Auch der eben veröffentlichte Drogenbericht der europäischen
Drogenbeobachtungsstelle EBDD hebt den positiven Einfluss der
Substitutionstherapie auf die Abnahme von Todesfällen im Zusammenhang
mit dem Gebrauch von illegalen Drogen hervor. (EBDD, 15.11.2012)

Die Forderung der Frau Bundesministerin nach einer Abkehr von der
Substitutionsbehandlung ist daher entschieden abzulehnen. Sie ist
fachlich unbegründet und stellt eine Einmischung in medizinische
Standards dar, die unzulässig ist und in anderen Bereichen der
Medizin unvorstellbar wäre. Zumindest bislang noch nicht - aber
vielleicht überrascht ja die Frau Minister demnächst mit der
Forderung "Weg von

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