• 30.10.2012, 10:00:46
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AKH Wien: Erstes auditorisches Hirnstamm-Implantat in Österreich

Wien (OTS) - Im AKH Wien/MedUni Wien wurde erstmals ein Hörimplantat
am Hirnstamm implantiert. Dieser Eingriff war der erste dieser Art in
Österreich und wurde an einem 23-jährigen Wiener Patienten
vorgenommen. Die Operation wurde interdisziplinär von Herrn Univ.
Prof. Dr. Engelbert Knosp, Leiter der Universitätsklinik für
Neurochirurgie, und Herrn Univ. Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, Leiter
der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,
durchgeführt. Bei der Operation war auch Herr Prof. Dr. Robert Behr,
Leiter der Neurochirurgie im Klinikum Fulda, Deutschland, anwesend.

Völlig taube Patienten können grundsätzlich mit Cochlea-Implantaten
versorgt werden, solange der Hörnerv funktioniert und die Taubheit
durch Funktionsverlust des Innenohres bedingt ist. Das AKH
Wien/MedUni Wien ist mit 80-100 Implantationen pro Jahr
österreichweit führend bei Cochlea-Implantationen. Nun war es
erstmals notwendig, bei einem ertaubten Patienten, bei dem auch der
Hörnerv durch einen Tumor beidseits zerstört war (Neurofibromatose
Typ II) ein Hörimplantat (Auditory Brainstem Implant - ABI,
Hirnstammimplantat) an den Hörnervenkern (Nucleus cochlearis) zu
implantieren. Voraussetzung ist, dass das Akustikusneurinom entfernt
werden konnte.

Patienten mit Neurofibromatose (erbliche Tumorerkrankung) leiden
häufig unter multiplen Neurinomen (gutartige Nerventumore) im Gehirn
und im Rückenmark. Oft liegen auch Akustikusneurinome beidseits vor,
bei denen durch langsame Zerstörung des Hörnervs eine vollständige
Taubheit eintritt. Die einzige Möglichkeit diesen Patienten wieder
Höreindrücke zu vermitteln, ist nur mit Hirnstammimplantaten möglich.
Die stimulierende Elektrode wird dabei an die Oberfläche des
Hirnstammes im 4. Ventrikel, direkt an den Hörnervenkern platziert.
Intraoperativ wird dabei ein Stimulationstest durchgeführt
(Hirnstammaudiometrie, E-Bera), um die Lokalisation der
Hirnstammelektrode zu optimieren.

Die interdisziplinäre Operation an der Universitätsklinik für
Neurochirurgie ist komplikationslos verlaufen, der Patient war
bereits am nächsten Tag wieder voll ansprechbar und mobil; er hat die
Implantation des Hirnstammimplantates gut toleriert, sodass der
Patient nach einer Woche bereits die Klinik verlassen konnte. An der
Universitätsklinik für Neurochirurgie und der Universitätsklinik für
Hals, Nasen- und Ohrenkrankheiten werden gemeinsam jährlich 50-60
Akustikusneurinome therapiert, wobei hervorzuheben ist, dass neben
den chirurgischen Techniken auch radiochirurgische Methoden (Gamma
Knife) zur Verfügung stehen.

Ähnlich wie bei Cochlea-Implantaten, kann das Hirnstammimplantat
einige Wochen nach dem operativen Eingriff erstmals aktiviert werden.
Da dabei eine elektrische Stimulation direkt am Hirnstamm
durchgeführt wird, wurde diese Erstinbetriebnahme (so genannte
Erstanpassung) auf einer Intensivstation nun in Anwesenheit eines
Anästhesisten durchgeführt.

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