• 25.10.2012, 17:00:34
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Tirol: Hausgemachtes Rettungsdesaster

Der ehemalige Leiter der Rot-Kreuz-Bezirksstelle Schwaz erklärt, was wirklich hinter der Tiroler Rettungsmisere steckt und spricht von Chaos, Machtpolitik und Lebensgefahr

Utl.: Der ehemalige Leiter der Rot-Kreuz-Bezirksstelle Schwaz
erklärt, was wirklich hinter der Tiroler Rettungsmisere steckt
und spricht von Chaos, Machtpolitik und Lebensgefahr=

Innsbruck (OTS) - In der aktuellen Ausgabe des Tiroler
Nachrichtenmagazins ECHO enthüllt der ehemalige Leiter der
Rot-Kreuz-Bezirksstelle Schwaz, Heinrich Waldner, in einem
Exklusiv-Interview die Hintergründe des anhaltenden Tiroler
Rettungsskandals und entlarvt darin die Rolle der verantwortlichen
Politiker. "Das alles ist nur passiert, damit Platter und Tilg das
Gesicht nicht verlieren", holt Waldner im Interview den Tiroler
Landeshauptmann Günther Platter und den Tiroler Gesundheitslandesrat
Bernhard Tilg vor den Vorhang. "
Im Sommer 2012 erst war es im Zusammenhang mit dem Dilemma, in dem
das Tiroler Rettungswesen seit Jahren steckt, zum vorläufigen
Höhepunkt gekommen. Die Tiroler Rettungsdienst GmbH, die im Auftrag
des Landes um den bodengebundenen Rettungsdienst versieht, stand
knapp ein Jahr nach ihrer Gründung vor dem Konkurs. In einer
Ho-Ruck-Aktion musste das Land Millionenzuschüsse beschließen und
damit verhindern, dass das Rettungssystem und damit die Versorgung
der Bevölkerung zusammenbricht.
Nach langatmigen Querelen hatte sich die Tiroler Landesregierung im
Jahr 2009 dazu entschlossen, das Tiroler Rettungsgesetz zu
novellieren, die diesbezüglichen Kompetenzen von den Gemeinden auf
das Land zu übertragen und den bodengebundenen Rettungsdienst
europaweit auszuschreiben. Im Zuge dieser Ausschreibung war es
offensichtlich zu Nebenabsprachen gekommen, die der langjährige
Rot-Kreuz-Mitarbeiter als unseriös bezeichnet. Konkret ging es darum,
dass sich neben der sogenannten Tiroler Bietergemeinschaft, in
welcher sich die Tiroler Rettungsorganisationen unter Federführung
des Roten Kreuzes zusammengefunden hatten, auch Tirol-fremde Anbieter
für den Auftrag interessierten - unter anderem das dänische
Rettungsunternehmen Falck. Die erste Ausschreibungsrunde wurde
abgebrochen, eine zweite Runde mit neuen Vorgaben eingeleitet, als
Anbieter übrig blieben Falck sowie die Tiroler Bietergemeinschaft und
eine Niederlage der Tiroler wurde als drohendes Desaster gesehen.
Unter anderem, weil damit die Zukunft der einzelnen Tiroler
Organisationen - wie etwa des Roten Kreuzes - auf dem Spiel stand.
"Alles war wirr, chaotisch, ein Tohuwabohu bis zum Gehtnichtmehr",
erinnert sich Waldner im ECHO-Interview an die Verhandlungen der
Bietergemeinschaft, an denen er im Namen des Roten Kreuz Schwaz
teilgenommen hat, "Es war eigentlich keine Ausschreibung, es war ein
Diktat, ein Diktat von Landeshauptmann Günther Platter und Landesrat
Bernhard Tilg. Jedem im Land und im Landesverband war bewusst, dass
die Summe, die angeboten wurde, zur Aufrechterhaltung der gewohnten
Versorgungsqualität hinten und vorne nicht reicht. Da wurden Zahlen
geschönt, um irgendwie auf das vom Land gewünschte Ergebnis zu
kommen." Vor dem Hintergrund soll es zu "unseriösen" Nebenabsprachen
zwischen der Tiroler Bietergemeinschaft und dem Land Tirol gekommen
sein. Die Rot-Kreuz-Bezirksstelle Schwaz hatte das Letztangebot der
Bietergemeinschaft nicht unterzeichnet.
Im Sommer 2012 zeigte der gerade noch verhinderte Konkurs der Tiroler
Rettungsdienst GmbH (die Gesellschaft der Bietergemeinschaft), dass
die Kalkulationen, die zum Angebot und zum Zuschlag für die Tiroler
führten, die wahren Kosten nicht wieder spiegelten. Weil das Land
rasch mit "Leistungsadaptierungen" umschriebene Millionen fließen
ließ, reichte das dänische Rettungsunternehmen Falck eine
Feststellungsklage beim Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) ein. Der
UVS soll prüfen, ob das Land Tirol durch die Leistungsadaptierung
EU-Wettbewerbsrichtlinien verletzt hat. Die Entscheidung steht noch
aus.

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