- 11.10.2012, 08:37:51
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Eric Kandel in der Secession - Was sich Kunst und Wissenschaft zu sagen haben

Wien (OTS) - "Die Menschen lieben es, über Baseball zu reden. Warum
reden sie nicht über Wissenschaft?", fragt der Neurobiologe und
Nobelpreisträger Eric Kandel in den vollen Hauptraum der Secession.
Der in den USA lebende gebürtige Österreicher, der 1938 mit seiner
Familie ins Exil gezwungen wurde, macht es seit Jahrzehnten und nicht
zuletzt mit seiner aktuellen Publikation "Das Zeitalter der
Erkenntnis" zum Vergnügen, einem Wissenschafter zuzuhören. In seinem
Vortrag in der Secession anlässlich des Klimtjahres und zeitgleich
mit dem Erscheinen der deutschsprachigen Ausgabe seines Buches,
analysiert Eric Kandel die Bedingungen, die im Wien der
Jahrhundertwende zu einem Neubeginn führten. Das Wiener AKH und
Wissenschafter wie Carl von Rokitansky, Sigmund Freund und nicht
zuletzt Arthur Schnitzler hätten dabei eine ebenso wichtige Rolle
gespielt wie etwa Berta Zuckerkandl, die mit ihrem berühmten Salon
eine Brücke zwischen Wissenschaft und Kunst gebaut habe, so Kandel.
In seiner "Erforschung des Unbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von
der Wiener Moderne bis heute" - so der Untertitel des aktuellen
Buches - habe er sich zudem sehr bewusst für drei Künstler und für
ihre Portraitarbeiten entschieden: Egon Schiele, Oskar Kokoschka und
Gustav Klimt.
Dort, wo letzterer 1902 seinen Beethovenfries einer zwischen mit
Entsetzen und Begeisterung reagierenden Öffentlichkeit vorstellte,
attestiert ihm Eric Kandel 110 Jahre danach eine viel
außergewöhnlichere Sicht auf die weibliche Sexualität als etwa
Sigmund Freud sie gehabt habe. Klimt, so Kandel, der mit seiner Frau
Denise vor dem Vortrag die Plattform von Gerwald Rockenschaub
erklomm, um den Beethovenfries im Untergeschoss der Secession auf
Augenhöhe zu betrachten, habe in seinen Werken der weiblichen
Sexualität ihre Kraft gegeben.
Dem begeisterten Publikum, das im Hauptraum der Secession zwischen
den Gemälden der aktuellen Ausstellung von Kerry James Marshall über
90 Minuten gebannt zuhörte, gab der charmante und brillante Redner
Eric Kandel noch zum Schluss mit: Wenn er von dem Zeitalter der
Erkenntnis, der Wiener Moderne, spreche, so meine er damit auch die
Secession.
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