- 06.10.2012, 15:11:47
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Kindergarten-Demo in Wien: In die Zukunft investieren!
ArbeitnehmerInnen protestierten für ein bundesweit einheitliches Gesetz, kleinere Kindergruppen, größere Räume und angemessene Gehälter
Utl.: ArbeitnehmerInnen protestierten für ein bundesweit
einheitliches Gesetz, kleinere Kindergruppen, größere Räume
und angemessene Gehälter=
Wien (OTS) - Mehr als 4.000 DemonstrantInnen folgten Samstag dem
Aufruf der Gewerkschaften GdG-KMSfB, GPA-djp und vida zur Demo
"Kindergarten: Achtung Einsturzgefahr!!!" in Wien. Sie protestierten
für die Umsetzung eines einheitlichen Bundesrahmengesetzes, für
kleinere Kindergruppen, größere Räume und angemessene Gehälter.
Insgesamt sind in Kindergärten und Kindertagesheimen in ganz
Österreich laut Statistik Austria mehr als 50.000 Menschen
beschäftigt, rund 98 Prozent davon sind Frauen.
"Die Strukturen und Bestimmungen in den einzelnen Ländern sind zu
unübersichtlich - sie gleichen einem Fleckerlteppich. Deshalb ist das
Motto unserer Demo leider nur allzu zutreffend. In den Kindergärten
wird hervorragende Arbeit geleistet. Aber die Bedingungen sind oft
schlichtweg unzumutbar - es herrscht Einsturzgefahr für das
elementare Bildungssystem in Krippen, Kindergärten und Horte", sagte
der Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten - Kunst,
Medien, Sport, freie Berufe (GdG-KMSfB), Christian Meidlinger.
Um den bereits 2009 beschlossenen "Bundesländerübergreifenden
Bildungsrahmenplans für elementare Bildungseinrichtungen in
Österreich (BRP)" umsetzen zu können, benötigt der elementare
Bildungsbereich einheitliche Strukturen. "Nur ein einheitliches
Bundesrahmengesetz kann Abhilfe schaffen", erklärte Meidlinger.
In diesem Rahmen muss auch die Ausbildung reformiert werden.
Meidlinger: "Derzeit empfinden viele KollegInnen die Berufswahl einer
Kinderpädagogin/eines Kindergartenpädagogen als bildungspolitische
Sackgasse. Um das zu ändern und die bestmögliche Ausbildung zu
gewährleisten, fordern wir - wie in der Europäischen Union bereits
üblich - eine Qualifizierung auf tertiärer Ebene. Notwendig ist die
Schaffung einer gemeinsamen pädagogischen Hochschule."
"Um die Anforderungen, die im Bundesrahmengesetz festgelegt sind,
auch erfüllen zu können, muss die Anzahl der Kinder pro Gruppe
gesenkt und die Anzahl der BetreuerInnen erhöht werden. Außerdem
braucht es zusätzlich Unterstützung durch speziell geschultes
Personal wie Logopäden oder Sprachtherapeuten. Man kann nicht auf der
einen Seite die Anforderungen erhöhen und auf der anderen Seite die
Rahmenbedingungen gleich lassen. Das kann nicht funktionieren",
forderte der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, Karl
Proyer.
"Auch die Bezahlung muss an das erhöhte Anforderungsprofil
angepasst werden. Die hochqualifizierte Arbeit der
KindergartenpädagogInnen und -assistentInnen muss entsprechend
abgegolten werden. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die
Anrechnung aller Karenzzeiten, die wir heuer erstmals für den
Mindestlohntarif für private Kinderbetreuungseinrichtungen
durchsetzten wollen. Unser Ziel ist es, einen einheitlichen
Kollektivvertrag für den privaten Bereich zu schaffen. Damit es nicht
mehr vorkommen kann, dass beispielsweise die Caritas in
Oberösterreich ihre Angestellten unter dem Niveau des
Mindestlohntarifs bezahlt", so Proyer abschließend.
Konkrete Zahlen zur faire Entlohnung für die Bediensteten nannte
Barbara Schröding, Wiener Landessekretärin der Gewerkschaft vida:
"Bei KindergartenassistentInnen beträgt der aktuelle Mindestlohntarif
für BerufseinsteigerInnen Euro 1.280,- Euro im ersten und zweiten
Berufsjahr. Die Gewerkschaft vida fordert für das Jahr 2013 eine
deutliche Anhebung für KindergartenassistentInnen/helferInnen sowie
für Beschäftigte mit absolvierter gesetzlicher Ausbildung."
Die Zusatzkräfte, die die PädagogInnen unterstützen, haben in den
einzelnen Landesgesetzen unterschiedlichste Berufsbezeichnungen wie
z. B. AssistentInnen, HelferInnen, BetreuerInnen, Stützkräfte. Ebenso
vielfältig wie die Berufsbezeichnungen ist auch die erforderliche
Berufsausbildung für die AssistentInnen in den Kindergärten. Bei den
Wiener Kinderfreunden ist beispielsweise eine abgeschlossene
Berufsausbildung ausreichend.
Die Gewerkschaft vida fordert daher eine insgesamt 300 Stunden
umfassende und bundesweit einheitliche Ausbildung die sich aus 200
Stunden theoretischen Inhalten und 100 Stunden Praxis zusammensetzen
soll. Die theoretische Ausbildung soll Schulungseinheiten im Umfang
von 25 bis 35 Stunden zu den Bereichen pädagogische Grundlagen,
didaktische Grundlagen und methodische Ansätze, Spiel, Integration,
Grundlagen der Hygiene und Ernährungslehre, Konflikt und Kenntnisse
der notwendigen gesetzlichen Grundlagen umfassen. Praktische
Ausbildung im Anschluss an die Theorie sollen 100 Stunden Praktikum
in einer Kindergarteneinrichtung garantieren, wo alle Inhalte der
theoretischen Ausbildung auch praktisch angewendet werden müssen. Die
Umsetzung sollte bei Neueinstellungen prinzipiell im Vorfeld der
beruflichen Tätigkeit erfolgen. Bei bereits beschäftigten
KindergartenhelferInnen sollte es Übergangsregelungen im Bezug auf
Praxisanrechnung und Anrechnung von innerbetrieblichen bzw. anderen
Aus- aber auch Fortbildungsangeboten geben.
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