
Wien (OTS) - Heutzutage sind Blitzortungssysteme ein
Standardinstrument der Wetterbeobachtung und in zahlreichen Ländern
weltweit im Einsatz. Im Jahr 1992 war Österreich unter den Pionieren
der Gewitteraufzeichnung: ALDIS Austrian Lightning Detection and
Information System - ein Kooperationsprojekt des Österreichischen
Verbandes für Elektrotechnik (OVE), der Austrian Power Grid AG (APG)
und der SIEMENS AG Österreich - nahm seinen Betrieb auf und war damit
eines der ersten Blitzortungssysteme Europas, das ein ganzes Land
vollständig erfasste.
Blitzschnelle Auswertung der Blitzentladungen
ALDIS verfügt über insgesamt acht Ortungssensoren, die sich über
Österreich verteilen. Jeder dieser über GPS zeitsynchronisierten
Sensoren erfasst mit hoch empfindlichen Antennen die
elektromagnetischen Signale aller Blitzentladungen im Umkreis von
einigen 100 Kilometern, wertet diese vor Ort aus und meldet die
Ergebnisse an die ALDIS-Zentrale in Wien. Dort werden aus den
Sensormeldungen der exakte Einschlagsort und die Stromstärke der
Blitzentladung ermittelt - und das blitzschnell: Noch bevor der
Donner zu hören ist, ist der Blitz schon geortet.
Die technologischen Entwicklungen der letzten 20 Jahren führten zu
wesentlichen Erweiterungen der Blitzortung: Blitze bestehen oft aus
mehreren Entladungen im selben Kanal - manchmal gut erkennbar an
einem deutlichen Flackern des Blitzes - so genannten Folgeblitzen.
War es beim Start von ALDIS nur möglich, einen Blitz zur Erde
(Wolke-Erde-Blitz) als Ganzes zu orten, wird heute auch jeder
einzelne dieser Folgeblitze geortet.
Mehr als 3,7 Millionen Blitze geortet
In den 20 Jahren seines Bestehens wurden österreichweit von ALDIS
bisher 3,7 Millionen Blitze zur Erde geortet. Das sind
durchschnittlich etwa 180.000 Blitze jährlich, wobei die Blitzanzahl
in den einzelnen Jahren deutlich schwankt: So wurden beispielsweise
im Jahr 1999 nur an die 100.000 Blitze gezählt, 2006 waren es dagegen
etwa 284.000. Mit mehr als 32.000 Blitzen innerhalb eines einzigen
Tages gilt der 29. Juni 2006 als bisher blitzreichster Tag seit
Bestehen von ALDIS.
Solche Wolke-Erde-Blitze, die tatsächlich in den Boden
einschlagen, führen zu den gefürchteten Auswirkungen wie Verletzungen
oder Tod von Personen, Bränden oder anderen Schäden an technischen
Anlagen. Darüber hinaus gibt es jedoch etwa drei- bis fünfmal so
viele Entladungen innerhalb von Gewitterwolken, die ohne Bodenkontakt
erfolgen. Diese Entladungen sind bei nächtlichen Gewittern gut zu
beobachten und werden seit einigen Jahren von ALDIS als solche
registriert.
Europaweite Blitzdaten laufen bei ALDIS zusammen
Als eines der Gründungsmitglieder von EUCLID (European Cooperation
for Lightning Detection), dem Zusammenschluss mehrerer nationaler
Ortungsnetzwerke zu einem einzigen europaweiten Ortungssystem, war
ALDIS maßgeblich am Aufbau dieser Kooperation beteiligt. Auch heute
noch laufen die Daten von ca. 150 Sensoren aus Europa in der
ALDIS-Zentrale in Wien zusammen. Das europaweite Netz von EUCLID
zeigt unter anderem, dass der Süden Österreichs, gemeinsam mit
Norditalien und Slowenien, eine der Regionen mit der höchsten
Blitzhäufigkeit in ganz Europa ist.
Weltspitze in der Blitzforschung
Unabhängig von der Blitzortung betreiben die ALDIS-Experten seit
mehr als zehn Jahren eine international viel beachtete
Blitzmessstation am Sender Gaisberg bei Salzburg. An hohen Türmen,
wie z. B. dem 100 Meter hohen Sendemast am Gaisberg, können pro Jahr
bis zu 100 Blitze auftreten. Dabei wird die überwiegende Zahl dieser
Blitze von den Türmen selbst ausgelöst. Dieses Phänomen der
"Blitztriggerung" durch hohe Objekte tritt zum Beispiel auch bei den
großen Windkraftanlagen auf, die heute Höhen von bis zu 200 Metern
erreichen. Der optimale Blitzschutz von Windrädern ist daher auch
Thema mehrerer internationaler Arbeitsgruppen. ALDIS besitzt heute
mit den bisher mehr als 800 am Sender Gaisberg gemessenen Blitzen
einen der weltweit besten Datensätze an von hohen Türmen ausgelösten
Blitzen. Diese Daten dienen unter anderem zur Bestimmung diverser
Kenngrößen von Blitzen, wie typische Stromamplitude oder
Ladungsinhalt.
Mit mehr als 150 wissenschaftlichen Publikationen in
internationalen Fachmagazinen oder bei Fachtagungen hat sich ALDIS in
den 20 Jahren seines Bestehens als weltweit anerkannte
Blitzforschungseinrichtung etabliert. Auch wenn die Blitzforschung
bereits viele Fragen beantworten konnte, gibt es dennoch eine Reihe
noch ungeklärter Aspekte rund um das Phänomen Blitz. Die Ortungsdaten
und die Blitzmessungen am Gaisberg liefern einen wichtigen Beitrag
zur weiteren Klärung.
Über ALDIS:
ALDIS (Austrian Lightning Detection and Information System) ist
ein Gemeinschaftsprojekt von OVE Österreichischer Verband für
Elektrotechnik, Siemens AG Österreich und der Austrian Power Grid AG
zur Blitzortung und Blitzdokumentation im zentraleuropäischen Raum
und liefert exakte Blitzdaten an Wetterdienste,
Energieversorgungsunternehmen, Versicherungen und Sachverständige.
ALDIS ist darüber hinaus weltweit anerkannte Blitzforschungsstelle.
Forschungsergebnisse werden in renommierten Fachzeitschriften und bei
internationalen Konferenzen präsentiert. Mit dem für jedermann
nutzbaren Gewitterinformationsdienst ALDIS mobile unter
www.m.aldis.at liefert ALDIS einen Beitrag zur Reduktion des
Blitzrisikos.
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | OVE