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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Strasser und die "Nachhaltigkeit" in Österreich - von Oliver Jaindl

Es ist kein Wunder, wenn die Umsätze der Börse Wien sinken

Wien (OTS) - Man stelle sich einen Manager eines konservativen kanadischen Pensionsfonds vor. Hinter ihm stehen Tausende Pensionisten, deren Geld er sicher und "nachhaltig", um eines der Modeworte der Post-2008-Jahre zu zitieren, anlegen soll. Die Verantwortung der finanziellen Wohlgebarung lastet schwer auf seinen Schultern. Er sieht sich weltweit um, um die sichersten Anlageformen zu finden.

Aufmerksam liest er Hintergrundberichte von jenen Ländern, in denen er das Geld "seiner" Pensionisten anlegen könnte. Dabei fällt ihm ein Land auf, dessen Leitindex und die dahinter stehenden Unternehmen günstig bewertet zu sein scheinen. Dann liest er sich ein, was dort, wo er Millionen anlegen könnte, so los ist: Als Erstes stolpert er über eine zur lokalen Berühmtheit gewordene "Insider Party". Dann erfährt er, dass der frühere Finanzminister dieses Landes in Strafverfahren verfangen ist.

Weiters kommt ans Licht, dass der Spross einer Vorzeige-Unternehmerfamilie, die nebenbei eine Bank mit (natürlich nicht) angeschlossenem Immo-Imperium betreibt bzw. betrieben hat, kurz in U-Haft saß und dass ein Strafverfahren (nach Jahren) noch immer läuft.

Dann liest der Fondsmanager, dass gegen das Ex-Management des größten Immobilienunternehmens im Land ermittelt wird. Und zu guter Letzt poppt noch eine Eilmeldung am Bildschirm auf, wonach gerade gegen den Ex-Innenminister eine Anklageerhebung stattfindet.

Was würde der konservative Fondsmanager tun? Keinen Cent in diesem Land anlegen: Dort muss es ja drunter und drüber gehen! Das Schlimme ist: Dieses Land ist Österreich. Es darf keinen wundern, dass die Umsätze der Börse Wien zurückgehen. Dass der Blick von außen - und die ausländische Öffentlichkeit ist mit Verallgemeinerungen, Verkürzungen und Pauschalvorwürfen gnadenlos - auf Österreich katastrophal ist, liegt auf der Hand.

Auch wenn die Dinge aus österreichischer Sicht differenzierter zu betrachten sind und sich Vorwürfe mitunter auch als haltlos herausstellten, haben Causen wie Grasser, Immofinanz-Alt, Meinl, nun Strasser et al. einen (auch hier passt die Wendung) "nachhaltigen" Schaden hinterlassen. Und selbstverständlich gilt auch dafür die Unschuldsvermutung, so oft dieser Satz auch in letzter Zeit - bei eigentlich medienrechtlicher Belanglosigkeit - strapaziert wurde.

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