• 21.06.2012, 11:00:33
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50. Grabstein von Wiens ältestem jüdischen Friedhof restauriert

Mailath: Wien pflegt bewussten Umgang mit seiner Vergangenheit

Wien (OTS) - "Der Jüdische Friedhof Seegasse ist ein
kulturhistorisches Juwel der Stadt. Seit Jahren wird an seinem Erhalt
gearbeitet - kürzlich wurde der 50. Grabstein restauriert. Sie werden
bald an ihren ursprünglichen Bestimmungsort zurückgebracht. Ein Ort,
der wichtige Kapitel der Stadt im Zeitraffer erzählt.", so Wiens
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zur laufenden Restaurierung
des Friedhofs Seegasse.

Die Arbeiten werden auch in Hinkunft fortgesetzt: "Erst vor zwei
Tagen wurde im Beirat des Wiener Altstadterhaltungsfonds die
Restaurierung von weiteren 24 Grabsteinen des Friedhofs Seegasse für
das laufende Jahr beschlossen. In den letzten Jahren hat die Stadt
viel unternommen, um Wiens ältesten jüdischen Friedhof zu erhalten.
Mit der Restaurierung des Friedhofs St. Marx und der Sanierung von 43
jüdischen Ehrengräbern am Zentralfriedhof ist dies ein weiteres
Mosaik im Gesamtbild der umfassenden Wiener Erinnerungskultur", so
Mailath.

"Gemeinsam mit der Stadt Wien ist es gelungen, an zahlreichen
Grabsteinen mustergültige Restaurierungen durchzuführen und damit den
Fortbestand dieser herausragenden Zeugnisse jüdischer Kultur für
künftige Generationen zu sichern. Den, teils aus Marmor gefertigten
Grabsteinen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert kommt auch eine
künstlerische Bedeutung zu", so Friedrich Dahm, Wiener
Landeskonservator des Bundesdenkmalamts über die Ruhestätte.

"Nach Planverortung und Objektaufnahme 2005, begann 2008 die
Restaurierung der Wandnischenobjekte. Bezüglich des Gräberfeldes,
sind nun die ersten 50 freistehenden Grabsteine fertig restauriert
und können dank Digitalisierung und eines alten Lageplans aus 1917
wieder an ihre ursprünglichen Standplätze gesetzt werden", so Heinz
Stöffler von der ARGE Projektplanung.

Eine bewegte Geschichte

Der aus dem Jahr 1670 stammende und noch immer gültige Vertrag
über die "Unantastbarkeit für alle Zeiten" des Friedhofes, wurde
unter Bürgermeister Leopold Gratz 1978 neu festgeschrieben.

Das von einer Mauer umschlossene Friedhofsareal (ca. 2000 m2)
befindet sich heute im Innenhof des Seniorenwohnheims Rossau, in der
Seegasse 9 am Alsergrund. Insgesamt handelt es sich um 349 erhaltene
Grabdenkmäler, von denen 108 (teilweise nur fragmentarisch vorhanden)
an der Mauer befestigt sind.

Während der NS-Zeit musste der gesamte Gräber-Bestand entfernt
werden. Es verblieben lediglich ca. 100 in den Nischen vermauerte
Grabsteine und Fragmente. Über 200 Grabsteine wurden dann von der
jüdischen Gemeinde in den 1940er Jahren am Zentralfriedhof versteckt.

Diese wurden erst 1984 wieder rückgeführt und bilden den heutigen
Bestand des Gräberfeldes. Vor Beginn der Arbeiten fand 2004 eine
umfassende Grundlagenforschung und Bestandsaufnahme statt, die zur
Erstellung des Maßnahmenkatalogs führte. 2006 wurden Notsicherungen
durchgeführt und statisch instablie Grabsteine fachgerecht gelagert.
Die Restaurierung der Grabsteinfragmente in der Friedhofsmauer begann
2008, die Sanierung der Grabsteine samt Fundamentierung läuft seit
2010.

Zahlreiche prominente Vertreter der Wiener Gemeinde, wie etwa die
Rabbiner Menachem Hendel (1611) und Simeon Auerbach (1631), Kaufmann
Jakob Koppel Fränkel (1670), Bankier Samuel Oppenheimer (1703) oder
Diego de Aguilar und Samson Wertheimer (beide im Staatsdienst),
fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

Rückfragehinweis:

Daniel Benyes
   Mediensprecher des Stadtrates für Kultur und Wissenschaft
   Friedrich Schmidt-Platz 5, 1082 Wien
   01/4000 81192
   daniel.benyes@wien.gv.at
   
   www.wien-denkt-weiter.at

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