Harnoncourt gegen Festspielkuratorium

Wien (OTS) - Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt nimmt im
Festspielstreit um ein höheres Budget für den Salzburger Intendanten
Alexander Pereira und gegen das aus Politikern formierte Kuratorium
Stellung. Harnoncourt, der mit einer neuen "Zauberflöte" nach sechs
Jahren zu den Festspielen zurückkehrt, nennt Pereira einen
"Enthusiasten auf dem Thron" und tadelt die Politik: "Wir kämpfen
seit langem gegen die Lärmschutzwände an Autobahnen, die scheußlich
sind und nichts bringen. Dafür werden 300 Millionen Euro ausgegeben,
aber in der Kunst feilscht man um vier Millionen? Das ist
kleinkariert! Pereira hatte am Wochenende seine letzte Premiere in
Zürich und wurde mit Standing Ovations verabschiedet. Die Schweizer
Politiker staunen nur so, was da in Salzburg los ist. Man muss Frau
Burgstaller (die Landeshauptfrau, Anm.) loben, dass sie da als
einzige nicht mitmacht."

Begeistert äußert sich Harnoncourt zum Projekt "Sistema", das
junge Menschen in Venezuela von der Straße zur klassischen Musik holt
und 2013 in Eintausenderstärke bei den Salzburger Festspiele
gastieren soll, wogegen gleichfalls finanzielle Einwände erhoben
wurden. "Es ist eine Gnade, dass es das gibt. Die Kinder werden vor
Drogen bewahrt, ein Reichtum an Kultur wird gewonnen. (...) Bei uns
wird das ganze Schulsystem darauf ausgerichtet, so schnell wie
möglich für das Wirtschaftssystem brauchbar zu sein. Wir haben noch
jeden Schultag mit einem Lied begonnen und hatten die ganze Schulzeit
hindurch Musik und Zeichnen. Heute wird beides zurückgefahren."

Harnoncourt soll laut NEWS-Information 2013 in Salzburg alle drei
Haydn-Oratorien dirigieren und 2014 Schuberts Oper "Fierrabras"
herausbringen, relativiert aber: "Ich sage jedem, der mich anfragt:
In meinem Alter ist die Gefahr, umzufallen, jeden Tag gegeben. Wenn
der betreffende Veranstalter das Risiko auf sich nimmt, soll es mir
recht sein. Ich kann keine Garantie abgeben. Ohne Freude oder Leid
ist mir bewusst, dass ich ein Ablaufdatum habe."

Rückfragehinweis:
Sekretariat NEWS
Chefredaktion
Tel.: (01) 213 12 DW 1103

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