- 15.06.2012, 11:18:50
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Wer kümmert sich um die Unterversorgung im Bereich der psychischen Erkrankungen? - BILD

Wien (OTS) - Die Frage "Psychisch krank - Wer kümmert sich um
meine Seele?" war der Kernpunkt des innenwelt Talks, der am 13. 06.
2012 im Volksgarten Wien stattgefunden hat.
Die von Barbara Stöckl moderierte Podiumsdiskussion, die im
Vorfeld des innenwelt Sommerfestes veranstaltet wurde, widmete sich
der Versorgungssituation im Bereich der psychischen Gesundheit.
Diskussionsteilnehmer waren:
- Mag. Martin Johannes Zach, Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz - Mag. Beate Hartinger-Klein, Unternehmensberatung, ehem. Hauptverband der österr. SV-Träger - Dr. Silvia Eder, Chefärztin der BGKK - Mag. Ulla Konrad, Berufsverband Österreichischer PsychologInnen - O. Univ.- Prof. Dr. Michael Kunze, Universität Wien Sozialmedizin - Prim. Dr. Christa Rados, Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie - Silvia Ninaus, Burnout-Betroffene
Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Versorgungssituation
einiger Verbesserungen bedarf und von Seiten der Krankenkassen mehr
finanzielle Mittel für die psychische Gesundheit der Gesellschaft
aufgewendet werden muss.
Silvia Ninaus, Burnout-Betroffene, eröffnete das Gespräch: "Ich
habe im Internet zuerst nach Hilfe gesucht. Ich habe dort meine
Therapeutin gefunden und hatte großes Glück, gleich eine Woche später
einen Termin zu bekommen. Anderen Betroffenen geht es aber nicht so."
Mag. Martin Johannes Zach, Bundesministerium für Arbeit, Soziales
und Konsumentenschutz : "Wir haben bei den Invaliditätspensionen
30.000 Neuzugänge pro Jahr. Die orthopädischen Ursachen haben
abgenommen, dafür haben sich die psychischen Ursachen verdreifacht.
Wir haben mit einer massiven Steigerung zu kämpfen."
Dr. Silvia Eder betont als Vertreterin der Krankenkassen: "Es ist
besonders wichtig, dass die Basisversorgung qualitativ hochwertig
ist. Der praktische Arzt ist erste Anlaufstelle und soll
dementsprechend ausgebildet werden. Da ist auch die Ärztekammer am
Zug."
Mag. Beate Hartinger-Klein, ehem. Hauptverband der österr.
SV-Träger: "Es gibt den Mental Health Index der OECD und da ist
Österreich neben Italien ganz eindeutig das Schlusslicht in Europa.
Es muss die finanzielle Situation unseres Gesundheitssystems
strukturell gelöst werden. Auch die Trennung zwischen
Krankenversicherung und Pensionsversicherung ist ein Problem, würde
man von Anfang an die Invaliditätspensionen mitbedenken, könnte man
längerfristig Kosten sparen."
Brisant diskutiert wurden die Kosten der Behandlung einer
psychischen Erkrankung.
Prim. Dr. Christa Rados: "Es wird immer über die Kosten der
Therapie gesprochen. Aber keiner bemerkt, dass wir neben dem
massiven seelischen Leid der Betroffenen auch sehr viele versteckte
Kosten verhindern: Krankenhauskosten, Ausfallzeiten etc. Darüber
wird nicht gesprochen!"
O. Univ.-Prof. Dr. Kunze stellte fest: " Geld gibt es genug, es
muss nur anders verteilt werden. Gesundheitspolitik geht uns alle
an."
Frau Mag. Ulla Konrad, Berufsverband der Österr. PsychologInnen,
brachte zum Schluss der Diskussion die Einwürfe des Publikums, in dem
sehr viele Betroffene und Selbsthilfegruppen vertreten waren, auf den
Punkt: "Die Versorgung ist eine Unterversorgung. So geht es der
Psychiatrie und der Psychologie. Psychische Erkrankungen sind leider
immer noch Erkrankungen zweiter Klasse. Es gibt von Seiten der
Krankenkassen einfach viel zu wenig Verständnis für die Betroffenen."
Im Anschluss des Talks fand das innenwelt Sommerfest statt, bei
dem der Körpersprachenexperte Stefan Verra die anwesenden Gäste gut
unterhielt und Barbara Stöckl nochmals die wesentlichsten Punkte der
vorangegangenen Diskussion zusammenfasste.
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Rückfragehinweis:
Mag. Caroline Korneli
Redaktion innenwelt
Postfach 124, 1200 Wien
www.innenwelt.at
www.facebook.com/innenwelt
Tel: +43(0)6648000729
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