- 14.06.2012, 14:09:18
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freiefotografie.at: Schlechte Aussichten für künftige Gewerbereformen
Christoph Matznetter (SPÖ) und Konrad Steindl (ÖVP) versuchen, die Freigabe des Fotografengewerbes zu verhindern.
Wien (OTS) - 10.000 Österreicherinnen und Österreicher
unterstützen die Freigabe des Fotografengewerbes, wie sie mit der
Gesetzesvorlage von Wirtschaftsminister Mitterlehner inzwischen
unverändert den Ministerrat passiert hat. Mehr als die Hälfte der
betroffenen Fotografen (Berufs-, Meister- und Pressefotografen) sind
seit vielen Jahren für die längst fällige Freigabe dieses
ungefährlichen Kreativberufes.
Und dennoch: Konrad STEINDL (ÖVP) und Christoph MATZNETTER (SPÖ),
die Spitzen der Koalitionsparteien im Wirtschaftsausschuss,
beschließen, noch bevor die Vorlage im Wirtschaftsausschuss behandelt
wird, dass es zu keiner Freigabe kommen wird. Geht es nach den beiden
Herren, bleibt alles wie es ist, wie auch bisher soll es nach 5
Jahren Berufserfahrung möglich sein, das Gewerbe legal anzumelden. So
steht es aber bereits jetzt in Punkt 3 der Zugangsvoraussetzungen für
das Gewerbe des Berufsfotografen. Nach Meinung des
Verwaltungsrechtsexperten, Rechtsanwalt Mag. Thomas Loos, wollen
Steindl und Matznetter eine Mogelpackung verkaufen: Wer durch
fünfjährige Berufserfahrung (gleich welcher Art) alle erforderlichen
Kenntnisse erworben hat, hat auch bereits heute freien Zugang zum
Gewerbe, so die Ansicht des Europäischen Gerichtshofs. Die Änderung
wäre also nur eine Änderung zum Schein, um aufmüpfige
Pressefotografen ruhig zu stellen.
Demnach werden auch weiterhin junge österreichische Kreative
gezwungen sein, den Fotografenberuf illegal auszuüben und für diesen
Zeitraum der ständigen Bedrohung von Anzeigen und
Unterlassungsaufforderungen ausgesetzt sein. Die meisten kreativen
Gewerbe wie Grafiker und Filmproduktion sind frei, bei den Fotografen
geht es der Innung ausschließlich um den Schutz einer längst nicht
mehr wettbewerbsfähigen Minderheit, um Behinderung von
Qualitätsentwicklung durch kreative Newcomer, und damit auch um die
Auswahlbeschränkung der Konsumenten. Auch weiterhin soll es die
qualitativ inzwischen völlig wertlose Meisterprüfung geben, und
Lehrlinge dürften nur von jenen ausgebildet werden, die zwar den
Titel 'Fotografenmeister' führen, aber in den seltensten Fällen auch
tatsächlich Meisterfotografen sind. Steindl und Matznetter verkaufen
diesen 'Vorschlag' als Liberalisierung des Gewerbes und treten damit
als Wirtschaftsverhinderer ersten Ranges auf.
Österreich ist eines der letzten Länder weltweit, wo die Kreativen
an der selbstständigen Berufsausübung derart stark behindert werden,
wir sind wohl auch das letzte Land der EU, in der es Kämmerer immer
wieder schaffen, entgegen vernünftiger Gesetzesentwürfe von Experten
und entgegen jeder Vernunft, hochqualifizierte Kreative vom
Fotografengewerbe fernzuhalten, um so die Konkurrenz für eine längst
überholte Kaste klein zu halten. Dass sich viele der sogenannten
'Meisterfotografen' vor der Öffnung fürchten, ist leicht erklärt: Die
Qualität in den Auslagen der diversen Porträtisten lässt oft zu
wünschen übrig und auch der die Abhaltung von 'Meisterkursen' ist
eine wichtige Einnahmequelle, da werden bis zu Euro 15.000,- für
Schnellsiederkurse verlangt.
23 Lehrlinge haben diesen Lehrberuf aktuell in ganz Österreich
begonnen. Der Handel - ein FREIES Gewerbe - bildet österreichweit
mehr als 18.600 Lehrlinge aus. Das Ende der Lehrlingsausbildung in
Bereich der Fotografie ist dennoch eines der Hauptargumente der
Öffnungsgegner und das, obwohl laut AMS aktuell genau 2 Lehrstellen
für Fotografen in ganz Österreich angeboten werden.
Im Zusammenhang mit bevorstehenden weiteren Änderungen der
Gewerbeordnung ist dieser Deal der Wirtschaftssprecher der
Großparteien höchst bedenklich. Mit dem Versuch, den Gesetzesantrag
zu verhindern, stellen sich Matznetter und Steindl eindeutig gegen
den Willen der Regierung, gegen die Opposition und auch gegen den
Willen von bisher ca. 10.000 Unterstützerinnen und Unterstützern der
Novelle.
Rückfragehinweis:
Unabhängige Arbeitsgruppe für Freie Fotografie
Mag. Lisi Specht
Tel.: +43 699 100 75457
mailto:mindspring@lisi.at
www.freiefotografie.at
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