• 12.06.2012, 13:13:49
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Wittgenstein-Preise 2012 an den Computerwissenschafter Thomas A. Henzinger und an den Chemiker Niyazi Serdar Sariciftci

Sieben Spitzen-NachwuchsforscherInnen neu in das prestigeträchtige START-Programm aufgenommen.

http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3062/
Im Bild: Hintere Reihe v.l.n.r.: Jürgen Hauer, Franz Schuster, Michael Kirchler, Julia Budka, Sofia Kantorovich, Kaan Boztug und Alexander Dammermann. Vordere Reihe v.l.n.r.: Christoph Kratky, Thomas A. Henzinger, Niyazi Serdar Sariciftci und Karlheinz Töchterle

Wien (OTS) - Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz
Töchterle und FWF-Präsident Christoph Kratky gaben heute im Rahmen
einer gemeinsamen Pressekonferenz die diesjährigen
Wittgenstein-Preisträger sowie die sieben neu in das START-Programm
aufgenommenen NachwuchswissenschafterInnen bekannt. Insgesamt werden
in den kommenden fünf bzw. sechs Jahren den neun ForscherInnen rund
11,5 Mio. EUR für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung
stehen.

"Die heute ausgezeichneten Wissenschafterinnen und Wissenschafter
überzeugen durch ihre Exzellenz und sind eine hervorragende
Visitenkarte für den Wissenschafts- und Forschungsstandort
Österreich, der - wie man an den unterschiedlichen Disziplinen sieht
- in großer Breite seine Stärkefelder vorzuweisen hat", gratuliert
Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz Töchterle allen
Preisträgerinnen und Preisträgern.

"Der FWF darf für sich in Anspruch nehmen, in Österreich eine
Kultur wesentlich geprägt zu haben, in der Qualitätsorientierung und
das Einwerben von Drittmitteln wissenschaftliche Tugenden darstellen.
Unsere Prinzipien materialisieren sich in den beiden Programmen,
Wittgenstein-Preis und START-Programm, auf besonders klare Weise und
darauf sind wir sehr stolz", erklärte Christoph Kratky, Präsident des
Wissenschaftsfonds.

Bereits zum 17. Mal wurden heuer die START- und
Wittgenstein-Auszeichnungen vergeben und der Kreis der im Rahmen
dieser Programme prämierten WissenschafterInnen wurde um neun
Personen erweitert. Die Wittgenstein-Preise 2012 gehen an Thomas A.
Henzinger, Präsident des IST Austria und an Niyazi Serdar Sariciftci,
Professor für Physikalische Chemie an der Johannes Kepler Universität
Linz.

Thomas A. Henzinger, geboren 1962 in Linz, promovierte im Jahr
1991 an der Stanford University im Fach Computerwissenschaften, ging
danach als Postdoc an die Université Joseph Fourier in Grenoble, um
ab 1996 - nach zunächst vier Jahren an der Cornell University - eine
steile Karriere an der University of California in Berkeley zu
machen. Diese überaus prägende Zeit in den USA wurde in den Jahren
1999-2000 durch seine Tätigkeit als Direktor am Max-Planck-Institut
für Informatik in Saarbrücken unterbrochen. Im Jahr 2004 kehrte
Thomas A. Henzinger nach Europa zurück und wurde Professor an der
EPFL, Lausanne in der Schweiz, blieb aber bis 2011 Adjunct Professor
an der University of California in Berkeley. Im Jahr 2009 übernahm
Thomas A. Henzinger schließlich das Amt des Präsidenten des IST
Austria in Klosterneuburg bei Wien.

Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit hat sich Thomas A.
Henzinger Fragestellungen in den Computerwissenschaften gewidmet, die
für ihn Charakteristika der Mathematik mit jenen der
Ingenieurswissenschaften verbinden. Dreh- und Angelpunkt seiner
wissenschaftlichen Arbeit ist die Entwicklung algorithmischer
Methoden, die die Zuverlässigkeit von Software verbessern. Die
Methoden beruhen auf formaler Logik und mathematischen Theorien zur
Modellierung und Analyse diskreter dynamischer Systeme. Besonders
schwierig - und daher auch wissenschaftlich besonders interessant -
sind Softwaresysteme, die aus vielen miteinander kommunizierenden
Teilen bestehen. Eine weitere Herausforderung stellt sich bei
Software, die zur Steuerung von kritischen - oft lebenswichtigen -
Prozessen eingesetzt wird, wie dies heute in jedem Kraftfahrzeug und
Herzschrittmacher der Fall ist. Thomas Henzinger und sein Team haben
seit über zehn Jahren grundlegende mathematische Modelle für
Prozesssteuerungssoftware erarbeitet.

Am IST Austria sollen mathematische Methoden zur
Softwaremodellierung auch interdisziplinär weiterentwickelt werden,
um zur Analyse von Prozessen in lebenden Zellen und Organen
eingesetzt werden zu können. Das ultimative Ziel dieser Forschung ist
es, einen vollständigen Organismus in Software abzubilden. Der
Wittgenstein-Preis ermöglicht es, weitere Schritte in diese Richtung
zu setzen.

Niyazi Serdar Sariciftci, geboren 1961 in Konya, Türkei, ist
Professor für Physikalische Chemie an der Johannes Kepler Universität
Linz und leitet seit dessen Gründung das Institut für Organische
Solarzellen (LIOS) an der JKU. Sariciftcis erste große Liebe gehörte
nicht der Wissenschaft sondern der Musik. Bereits im Alter von neun
Jahren studierte er klassische Musik am Musik-Konservatorium sowie am
Österreichischen St. Georgs-Kolleg in Istanbul. Von 1980 bis 1986
absolvierte er das Diplomstudium der Physik an der Universität Wien,
promovierte ebenda im Jahr 1989 und ging daran anschließend für zwei
Jahre als Postdoc an das 2. Physikalische Institut der Universität
Stuttgart. Ab 1992 war Niyazi Serdar Sariciftci für vier Jahre Senior
Research Associate am Institute for Polymers & Organic Solids der
University of California in Santa Barbara beim späteren
Nobelpreisträger Alan Heeger. 1996 schließlich folgte er dem Ruf als
ordentlicher Professor für Physikalische Chemie an die Johannes
Kepler Universität in Linz.

Im Zentrum von Sariciftcis Forschung stehen "organische
Halbleiter". Er hat im Gebiet der organischen Solarzellen mit der
Entdeckung der lichtinduzierten Elektronenübergänge in p-konjugierten
organischen Halbleiterpolymeren und Fullerenen im Jahre 1992
bahnbrechendes geleistet. Sariciftci war der Erste, der die
sogenannten "Bulk Heterojunction Polymersolarzellen" beschrieb. Aber
nicht nur das: Bereits zu Beginn dieser Forschung im Jahr 1992 wurden
zwei verschiedene Arten von Polymersolarzellen realisiert: a)
Zweischichtsolarzellen mit Dünnschichten von organischen Donatoren
und Akzeptoren und b) "Bulk heterojunction" Solarzellen, die aus
einer Mischung von organischen Donatoren und Akzeptoren bestehen.

Niyazi Serdar Sariciftci arbeitet heute mit neuen Konzepten und
Ideen weiterhin auf dem Gebiet der organischen Solarzellen, um
innovative Architekturen und Methoden mit neuen und bio-abbaubaren
Materialien zu entwerfen. Eine neue Perspektive in Sariciftcis
Forschung stellt die chemische Energieumwandlung und
Energiespeicherung mit Kohlenwasserstoffen dar, die Probleme der
Energiespeicherung von Solarenergie einerseits und CO2-Emissionen
anderseits gleichzeitig lösen kann. Die Zuerkennung des
Wittgenstein-Preises an Niyazi Serdar Sariciftci und seine
Arbeitsgruppe wird die Möglichkeit eröffnen, in Zukunft diese neue
Forschungsrichtung des "CO2-Recycling in chemische Brennstoffe mit
Solarenergie" aufzumachen und zu einer neuen Forschungskompetenz in
Österreich auszubauen.

Der Wittgenstein-Preis ist Österreichs höchstdotierter und
prestigeträchtigster Wissenschaftspreis, der seit 1996 durch den FWF
vergeben wird. Wittgenstein-PreisträgerInnen stehen für
wissenschaftliche Forschungsarbeiten bis zu 1,5 Mio. EUR für die
Dauer von fünf Jahren zur Verfügung. Der Wittgenstein-Preis ist ein
so genannter "Dry prize", das heißt, die Gelder stehen ausschließlich
für die intendierte Forschung und hier insbesondere für die
Anstellung junger WissenschafterInnen zur Verfügung.

Der Entscheidungsvorschlag - basierend auf Fachgutachten
ausländischer ExpertInnen - wurde von der Internationalen
START-/Wittgenstein-Jury zusammengestellt. Die Jury setzt sich aus
renommierten WissenschafterInnen aus dem Ausland zusammen, um eine
bestmögliche Objektivierung der Entscheidung sicherzustellen. Die
Jury tagte Ende letzter Woche unter der Vorsitzführung von Jan
Ziolkowski, Professor für Latein des Mittelalters und Direktor der
Dumbarton Oaks Research Library and Collection der Harvard
University.

Neben dem Wittgenstein-Preis wurden sieben
Spitzen-NachwuchsforscherInnen aus 54 Bewerbungen in das
START-Programm aufgenommen. Die START-Auszeichnung ist die
höchstdotierte und anerkannteste Förderung für
NachwuchsforscherInnen, die aufgrund ihrer bisher geleisteten
wissenschaftlichen Arbeit die Chance erhalten sollen, in den nächsten
sechs Jahren finanziell weitgehend abgesichert, ihre
Forschungsarbeiten zu planen und eine eigene Arbeitsgruppe auf- bzw.
auszubauen. Nach drei Jahren haben sie sich einer Zwischenevaluierung
zu stellen. Die START-Projekte sind mit jeweils bis zu 1,2 Mio. EUR
dotiert.

Die neu in das START-Programm aufgenommenen WissenschafterInnen - in
alphabetischer Reihenfolge - sind:

Kaan BOZTUG
"Integrative Genetik kongenitaler Defekte"
ÖAW; Research Center for Molecular Medicine - CeMM
kboztug@cemm.oeaw.ac.at

Sofia KANTOROVICH
"Skalenübergreifende Theorie und Modellierung dipolarer weicher
Materie"
Fakultät für Physik
Universität Wien
sofia@icp.uni-stuttgart.de

Julia BUDKA
"Im Spannungsfeld antiker Grenzen und Kulturen"
Gegenwärtig: Institut für Ägyptologie, Universität Wien,
Forschungsstätte für das Projekt: ÖAW, Kommission für Ägypten und
Levante
julia.budka@univie.ac.at

Michael KIRCHLER
"Markteffizienz und Finanzmarktregulierung - Ein experimenteller
Ansatz"
Institut für Banken und Finanzen
Universität Innsbruck
michael.kirchler@uibk.ac.at

Alexander DAMMERMANN
"Molekulare Analyse der Struktur und Funktion von Zentriolen"
Max F. Perutz Laboratories
Universität Wien
alex.dammermann@univie.ac.at

Franz SCHUSTER
"Isoperimetrische Ungleichungen und Integral Geometrie"
Institut für Diskrete Mathematik und Geometrie
Technische Universität Wien
schuster@geometrie.tuwien.ac.at

Jürgen HAUER
"Zwei-dimensionale Laserspektroskopie von natürlichen
Lichtsammelkomplexen"
Gegenwärtig: Fakultät für Physik, Universität Wien, Forschungsstätte
für das Projekt: TU Wien, Institut für Photonik
juergen.hauer@univie.ac.at

Sowohl das START-Programm als auch der Wittgenstein-Preis sind für
alle wissenschaftlichen Disziplinen offen. Beide Programme werden
seit 1996 durchgeführt.

Weitere Bilder unter:
http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3062/

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:
FWF, Stefan Bernhardt
Tel.: +43 1 5056740 DW 8111
Mobil: +43 664 8588797
stefan.bernhardt@fwf.ac.at

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