• 06.06.2012, 12:24:45
  • /
  • OTS0166 OTW0166

Common Trunk für Mediziner

Innsbruck (OTS) - Die HochschülerInnenschaft der Medizinischen
Universität Innsbruck verfolgt die derzeitigen Diskussionen über die
Einführung eines "Common Trunk" Jahres nach dem Medizinstudium mit
großer Skepsis: Es ist allseits bekannt, dass vor allem die Dauer der
postpromotionellen Ausbildung in Österreich einer der Hauptgründe
dafür ist, dass österreichische Medizin-AbsolventInnen ins
europäische Umland auswandern. Eine Reform der postpromotionellen
Ausbildung ist daher dringend notwendig, um die Attraktivität der
österreichischen Ausbildung zu stärken und dem Abwanderungs-Trend
entgegen zu wirken.

Momentan besteht die postpromotionelle Ausbildung aus der
Absolvierung des 3-jährigen Turnus und im Anschluss daran folgt eine
Facharztausbildung im Ausmaß von 6 Jahren. Dies ist im Vergleich 3
Jahre länger als die Ausbildung in den deutschsprachigen
Nachbarländern. Daher begrüßen wir eine Reform, die mit einer
Verkürzung der postpromotionellen Ausbildung einhergeht sehr, sehen
jedoch im Common Trunk nicht die richtige Lösung: Der Common Trunk
stellt ein Jahr zwischen Abschluss des Studiums und Beginn der
Facharztausbildung dar. In diesem "Zwischenjahr" sollen die zwei
Fächer Innere Medizin und Chirurgie durchlaufen werden, welche
anschließend als Gegenfächer für die Facharztausbildung angerechnet
werden können.

Anstelle eines Common Trunks sehen wir jedoch viel größeres
Potential in der Ausarbeitung und Einführung eines österreichweit
einheitlichen Klinisch-Praktisches Jahres (KPJ), um die Studierenden
optimal auf die Facharztausbildung vorzubereiten. Im KPJ werden
bereits in großem Maße die Fächer Innere Medizin und Chirurgie
abgebildet, was die Einführung eines "Common Trunk" Jahres direkt im
Anschluss an das Studium überflüssig macht. Auch die Modalitäten des
"Common Trunk" sehen wir als kontraproduktiv an. Innere Medizin und
Chirurgie sind nicht in allen Facharztfächern als sinnvolle
Gegenfächer anzusehen. So sind beispielsweise in der Gynäkologie die
Kinderheilkunde oder Neonatologie und in der Psychiatrie die
Neurologie wesentlich zweckmäßiger. Der Common Trunk schreibt den
Auszubildenden jedoch gezwungenermaßen vor, die Fächer Chirurgie und
Innere Medizin abzuleisten. Damit würden die Entfaltungsmöglichkeiten
österreichischer Medizin-AbsolventInnen noch weiter eingeschränkt
werden, was wiederum das Problem der mangelnden Attraktivität
verschärfen dürfte.

Des Weiteren finden wir den Zeitpunkt des Common Trunks sehr
ungünstig. So soll dieser verpflichtend am Anfang der
Facharztausbildung abgeleistet werden. Erstens befürchten wir, dass
dies einen Platzstau in den Fächern Innere Medizin und Chirurgie
verursachen wird, wie er bereits für Turnusplätze an Krankenhäusern
bekannt ist. Diejenigen AnwärterInnen, welche in Österreich keinen
Platz bekommen, werden daher gezwungenermaßen ins Ausland abwandern.
Zweitens sind fertige AbsolventInnen zu diesem Zeitpunkt auf dem
gleichen Wissenstand wie im KPJ (Studium). Es lässt sich also nicht
erwarten, dass sie im Common Trunk wesentlich mehr Wissen und
Erfahrung mitnehmen oder einbringen können, als sie es im KPJ schon
tun. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die AbsolventInnen ihre
Facharztausbildung bereits begonnen, dort Erfahrung gesammelt und
ihren eigenen Schwerpunkt gesetzt haben, machen die Gegenfächer
wesentlich mehr Sinn.

Als Vertreter der Studierenden der Medizinischen Universität
Innsbruck plädieren wir dafür, die Gedankenspiele eines fragwürdigen
"Common Trunk" Jahres zu beenden und stattdessen die finanziellen
Mittel gezielter in die Förderung der universitären Ausbildung zu
investieren. Durch eine Verbesserung der theoretischen und
praktischen Ausbildung, durch Einrichtung allgemein nutzbarer
praktischer Übungsmöglichkeiten (Skills Labs), und vor allem durch
die Einführung eines einheitlichen KPJs bietet sich die Chance, die
Diskussion über Teilapprobation oder Common Trunk mit nachfolgender
Approbation zu beenden und österreichweit die Approbation mit
Abschluss des Studiums einzuführen! Ziel muss es sein, durch
Abschaffung des Turnus und Einführung eines Facharztes für
Allgemeinmedizin, die Approbation nach dem Studium zu ermöglichen.
Nur so lässt sich die Attraktivität und vor allem die Qualität der
medizinischen Ausbildung in Österreich langfristig steigern und einem
Ärztemangel entgegenwirken.

Die VertreterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck

Rückfragehinweis:
Hannah Schaumann
Vorsitzende der HochschülerInnenschaft an der Medizinischen Universität Innsbruck
Tel.: 0512/9003-70670
sekretariat@skalpell.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel