• 29.05.2012, 10:30:35
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UNICEF-Vergleichsstudie 2012: Kinderarmut in reichen Ländern

In den reichsten Ländern der Welt leben Millionen Kinder in Armut

Wien, Brüssel (OTS) - Ein neuer UNICEF-Report enthüllt das Ausmaß
von Kinderarmut und Entbehrungen von Kindern in den wirtschaftlich am
höchsten entwickelten Ländern: Etwa 13 Millionen Kinder in der
Europäischen Union (plus Norwegen und Island) leiden an Entbehrungen
und 30 Millionen Kinder in 35 OECD-Staaten leben in Armut.

Die neue UNICEF-Studie "Kinderarmut messen - Neue Ranglisten der
Kinderarmut in den reichsten Ländern der Welt" analysiert Kinderarmut
in OECD-Ländern unter zwei komplett unterschiedlichen Aspekten.

Zum einen werden erstmals anhand eines Deprivationsindex
Entbehrungen von Kindern verglichen. Dieser Index umfasst 14 Punkte,
die von drei täglichen Mahlzeiten bis hin zu einem ruhigen Platz für
Hausaufgaben reichen. Rund 13 Millionen Kinder (etwa 15 Prozent) in
29 Industrieländern entbehren mehr als zwei dieser grundlegenden
Punkte.

Obwohl die höchsten Entbehrungsraten in ärmeren Staaten Europas
wie Rumänien, Bulgarien und Portugal zu finden sind, weisen auch
einige reichere Länder wie Frankreich oder Italien Raten über 10
Prozent auf. In Österreich müssen 8,7 Prozent der Kinder auf
mindestens zwei der als notwendig erachteten Punkte verzichten. Nur
Dänemark, Finnland, Island, Holland Norwegen und Schweden weisen
einen Index von weniger als 3 Prozent auf.

Zum zweiten wird der Prozentsatz der Kinder, die unterhalb der
nationalen Armutsgrenze leben untersucht - definiert als 50 Prozent
des mittleren verfügbaren Haushaltseinkommens. Rund 30 Millionen
Kinder in insgesamt 35 OECD-Staaten wachsen nach dieser Definition in
relativer Armut auf. Island, Finnland, Norwegen, die Niederlande,
Zypern und Slowenien schneiden mit Armutsraten unter sieben Prozent
am besten ab, dicht gefolgt von Österreich und Schweden mit 7,3
Prozent. Schlusslicht sind Rumänien und die USA. Dort liegt die Quote
relativ armer Kinder deutlich über 20 Prozent.

Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit der Eltern,
Alleinerzieherhaushalte, geringer Bildungsstand der Eltern und
Migrationshintergrund können die Situation der Kinder verschärfen.
Laut Report sind Kinder, die an Entbehrungen und sozialer Ausgrenzung
leiden, das Resultat falscher Politik: Es gibt einen eindeutigen
Zusammenhang zwischen Ausgaben und Resultaten: Länder wie Frankreich,
Schweden und Großbritannien geben doppelt soviel Geld,
Steuererleichterungen und Leistungen für Kinder und Familien
verglichen mit Ländern wie Italien, Spanien und Schweiz.

Österreich bemüht sich erfolgreich, Kinderarmut zu senken. Ohne
staatliche Maßnahmen wie Kindergeld, Steuererleichterungen und
Sozialleistungen hätte die Armutsrate unter Familien mit Kindern bei
17,5 Prozent gelegen - mehr als doppelt so viel wie die gemessenen
7,3 Prozent. Bedenklich bleibt, dass in Österreich - wie in vielen
untersuchten Ländern - die relative Kinderarmut höher ist als die
generelle Armut.

"Regierungen müssen im besten Interesse der Kinder handeln und
ihre Rechte umsetzen und schützen", so Alexander Schwentner,
Kinderrechtsexperte von UNICEF Österreich. "Langfristig zahlen
Gesellschaften einen hohen Preis für Kinder die an Armut und
Entbehrungen leiden: verringerte Produktivität, höhere
Arbeitslosigkeit, stärkere Abhängigkeit von Sozialleistungen, sowie
höhere Kosten für sozialen Schutz und das Justizsystem."

Für UNICEF ergeben sich auf Basis dieses Reports folgende
wichtige Konsequenzen:

- Vorrang für Kinder auch in Zeiten der Finanzkrise: Es gibt einen
klaren Zusammenhang zwischen Aufwendungen für Kinder und positiven
Wirkungen einer solchen Politik. Die Finanzkrise darf nicht dazu
führen, dass die Interessen von Kindern hinten angestellt werden.

- Nationale Agenda gegen Kinderarmut: Jedes Land sollte sich mit
einem umfassenden Aktionsplan klare Ziele setzen, um Kinderarmut zu
senken, dabei muss die gezielte Unterstützung für besonders
benachteiligte Kinder oberste Priorität haben. Kinderarmut ist einer
der wichtigste Indikatoren für den Zustand einer Gesellschaft
insgesamt.

- Politik für Kinder braucht genauere und aktuellere Daten und
Fakten: Daten zur Lage der Kinder und insbesondere zu Kinderarmut
sollten regelmäßig und in kurzen Abständen - mindestens einmal pro
Jahr - erhoben werden.

Die Vergleichsstudie "Report Card 10: Measuring Child Poverty. New
league tables of child poverty in the world's rich countries." steht
auf www.unicef.at zum Download bereit.

Rückfragehinweis:
UNICEF Österreich
Mag. Alexander Schwentner & Mag. Sylvia Trsek
Tel.: 01/ /879 21 91-75 bzw. -40
E-Mail: schwentner@unicef.at, trsek@unicef.at

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