Nur 11 von 30 Kürbiskernölen stammen mit Sicherheit aus Österreich
Wien (OTS/VKI) - Kürbiskernöl steht in den Augen der Österreicher
für steirische bzw. österreichische Qualität vom Feinsten. Das legt
auch ein Blick auf die Etiketten nahe: Signalwörter wie Reinheit und
Naturbelassenheit, kombiniert mit dem Steiermark-Wappen, den
Landesfarben oder der österreichischen Fahne erwecken den Eindruck
höchster heimischer Qualität. Doch wie viel Österreich steckt
tatsächlich in der Flasche?
Eine neue Untersuchungsmethode der Montanuniversität Leoben
ermöglichte es dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) erstmals,
die Herkunft von Kürbiskernölen nachzuweisen. Das Ergebnis dürfte
vielen Konsumenten nicht schmecken: Nur elf von dreißig getesteten
Kürbiskernölen stammen mit Sicherheit aus Österreich.
Sechs Hersteller beziehen ihre Kerne definitiv nicht aus
Österreich, sondern mit größter Wahrscheinlichkeit aus China. Bei elf
Produkten stammen die Kürbiskerne entweder vollständig oder teilweise
aus dem Ausland bzw. lässt sich die Herkunft der Kerne nicht
bestimmen. Aufgrund der Referenzproben kann eine Herkunft auf
Russland oder China eingeengt werden, für andere Länder fehlen
großteils die Vergleichsanalysen. Selbst für die Tester überraschend
aber war, dass bei drei von elf getesteten g.g.A.-Ölen (Billa, Echt
Bio und Pelzmann) die Herkunft nicht bestimmbar war. Kürbiskernöle,
die mit dem g.g.A.-Siegel (=geschützte geografische Angabe)
gekennzeichnet sind, dürfen sich "steirisches Kürbiskernöl" nennen.
Die verarbeiteten Kürbiskerne müss(t)en damit aus klar festgelegten,
heimischen Anbaugebieten stammen. Sämtliche Details zum Test gibt es
in der Juniausgabe des Testmagazins KONSUMENT und auf
www.konsument.at.
Bitterer Nachgeschmack
Nur elf von dreißig Kürbiskernölen sind "echte" Österreicher.
Dabei handelt es sich meist um g.g.A.-Öle - darunter Platzhirsche des
Kernölgeschäftes wie Steirerkraft und Weinhandl. Zwischen rund 20
Euro (Trummer) und rund 40 Euro (Biohof Martina Schmit) kostet hier
der Liter. Bei zwei weiteren Ölen - Hamlitsch Bio und Spar Natur Pur
- ist die Herkunft zwar nicht eindeutig bestimmbar, es deutet aber
vieles darauf hin, dass diese aus Österreich stammen. "Für einen
bitteren Nachgeschmack sorgt aber, dass eine g.g.A.-Auslobung
offenbar keine Garantie mehr ist, dass ausschließlich österreichische
Kürbiskerne verarbeitet werden", kritisiert VKI-Geschäftsführer Ing.
Franz Floss. Hier gerieten große Anbieter wie REWE (mit den
Handelsmarken Billa und Echt Bio) sowie Pelzmann ins Visier. Die
Herkunft ihrer "g.g.A.-Öle" ist nicht eindeutig belegbar, eine rein
österreichische Herkunft - insbesondere bei Billa und Pelzmann - ist
aber auszuschließen.
"Das Nachsehen haben nicht nur die Konsumenten, die im Glauben
sind, mit einem g.g.A.-Kürbiskernöl ein qualitativ hochwertiges
Produkt zu kaufen, sondern auch jene Produzenten, die sich korrekt
verhalten. Wir sind gespannt, welche Schritte seitens der
g.g.A.-Kontrollorgane gegen diese Irreführung gesetzt werden", so
Floss. "Überfällig ist auch die Einführung einer verpflichtenden,
kontrollierten Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel. Konsumenten
sollen die Möglichkeiten haben, sich am Etikett darüber zu
informieren, woher das Produkt und dessen Rohstoffe stammen. Das gilt
umso mehr bei Lebensmittel, die in unseren Köpfen als ursprünglich
regionales Produkt verankert sind."
Hoher Preis kein Garant für österreichische Qualität
Aus dem Ausland und hier wahrscheinlich aus China kommt der
Flascheninhalt von Bio Gourmet, Bio Primo, Delikatessa, Kerngold,
Pelzmann (Kürbiskernöl 100 % Pur) und S Budget. Auf Nachfrage des
Vereins für Konsumenteninformation gaben dies zumindest drei der
sechs betroffenen Hersteller offen zu - der Rest schwieg bzw. nannte
vage eine "internationale" Herkunft. Diese "steirischen Chinakernöle"
sind um 12 bis 20 Euro pro Liter erhältlich und gehören zum
Preiseinstiegssegment, mit Ausnahme von Bio Gourmet um 36 Euro pro
Liter.
Bei weiteren elf Produkten handelt es sich um Mischungen von
österreichischer mit ausländischer Ware bzw. um Kürbiskernöle, die
mit großer Wahrscheinlichkeit aus Russland oder anderen Ländern
stammen. Darauf deutet bei diesen Ölen sowohl die Menge der gefunden
Spurenelemente als auch das Vorkommen bzw. das Fehlen bestimmter
Pflanzenschutzmittel hin. Diese Öle bewegen sich in der Preisspanne
von 17 bis 44 Euro. Ausreißer nach oben ist Rapunzel Kürbiskernöl um
62 Euro pro Liter.
"Ein hoher Preis ist nicht automatisch ein Indikator für
österreichische Herkunft", resümiert VKI-Ernährungswissenschafterin
Mag. Birgit Beck. "Aber ein zu günstiges Öl deutet meist auf das
Herkunftsland China hin. Auch Auslobungen wie ,pur' und ,rein' sagen
im Grunde genommen nicht viel aus. Echt steirisches Kürbiskernöl
erkennt man am ehesten noch daran, dass es dunkel und zähflüssig ist
und angenehm nussig schmeckt. Ausländische Öle sind oft bräunlich und
dünnflüssig; die nussige Note fehlt."
"Fingerabdruck"-Methode ermöglicht Herkunftstest
Die Montanuniversität Leoben bestimmte die Herkunft der
Kürbiskernöle mit einer von ihr entwickelten Methode zur Analyse
Seltener Erden. Anhand des "Fingerabdrucks" der Seltenen Erden in den
Ölen lässt sich die Herkunft dieser nachweisen. Im Test wurde
zwischen österreichischer und ausländischer Herkunft unterschieden,
wobei bei ausländischen Proben russische und chinesische Proben
enthalten sind. Eine weitere Differenzierung ist derzeit nicht
möglich.
Eine zusätzliche Untersuchung auf Pestizide lieferte weitere
Indizien zur Herkunft der Öle. Bestimmte Pestizide sind weder in
Österreich zugelassen noch als Rückstand - vor allem in
g.g.A.-Gebieten - üblich. Endosulfan etwa darf in Österreich und in
der EU nicht verwendet werden, findet sich aber häufig in
Kürbiskernen aus China. Eine Höchstwertüberschreitung bei
Pflanzenschutzmitteln wurde in keinem Öl gefunden. Mit Ausnahme eines
chinesischen Bio-Kürbiskernöls war der Pestizidgehalt bei
österreichischen Ölen aber niedriger als bei ausländischen Ölen und
"Mischungen".
"Echte" Österreicher punkten bei Verkostung
Nicht nur der Pestizidgehalt war in den nachweislich
österreichischen Kürbiskernölen in der Regel niedriger, sie
schmeckten auch besser. Im Rahmen einer vom VKI durchgeführten
Blindverkostung wurden 14 Öle mit "gut" bewertet, zehn davon stammten
aus Österreich. Den Spitzenplatz erzielte Steirerkraft, gefolgt von
Birnstingl, Hamlitsch und Weinhandl. Mit Ausnahme von Hamlitsch
handelt es sich dabei um g.g.A.-Öle, die den Herkunftstest
einwandfrei bestanden. Bei Hamlitsch war die Herkunft zwar nicht
eindeutig bestimmbar, die Ergebnisse weisen aber in Richtung
Österreich. Kaum punkten konnten in geschmacklicher Hinsicht die
Kürbiskernöle von Delikatessa und Pelzmann Kürbiskernöl 100 % Pur.
"All das zeigt: Die Herkunft der Kürbiskerne ist ein Qualitätsfaktor,
den man auch schmeckt, so Floss.
SERVICE: Alle Details zum Test gibt es im Juni-KONSUMENT und auf
www.konsument.at. Fragen zum Thema Ernährung beantwortet der VKI
zudem unter der Hotline 0810 810 227 (Mo-Fr 9-15 Uhr, aus ganz
Österreich Euro 0,0676/min), die in Zusammenarbeit mit dem Fonds
Gesundes Österreich betrieben wird.
Rückfragehinweis:
Verein für Konsumenteninformation/Testmagazin "Konsument"
Mag. Andrea Morawetz, Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 01/588 77 - 256
mailto:amorawetz@vki.at
www.konsument.at
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