Ausgabe vom 18.5.2012
Wien (OTS) - Die Bilder scheinen bei einer offiziellen
Bundesheerfeier entstanden zu sein: Junge Rekruten schreiten in
Uniform zur Kranzniederlegung, vorbei an älteren Herren in
Habtachtstellung. Doch was im oststeirischen Gniebing auch gefeiert
wurde, waren Kampfhandlungen der Wehrmacht. Konkret wurde von den
Veranstaltern - Veteranenvereinen - des "heldenhaften Kampfes" gegen
Österreichs Befreier im Frühjahr 1945 und des Überfalls der Wehrmacht
auf Kreta 1941 gedacht. Zu den Befehlen, die Hitlers Soldaten auf
Kreta auszuführen hatten, gehörten Massenerschießungen, das
Niederbrennen von Ortschaften und die Ausrottung der männlichen
Bevölkerung.
Die Teilnahme von Bundesheerangehörigen in Gniebing soll nun -
nachdem die Grünen sie thematisiert haben - überprüft werden.
Verteidigungsminister Norbert Darabos bewies erst zuletzt wieder in
der Debatte um Krypta und Heldenplatz, dass ihm Antifaschismus ein
Anliegen ist.
Doch Gniebing ist nur ein Ort jenseits des Heldenplatzes, wo sich
Traditionspflege nie ganz vom braunen Unrechtsregime gelöst hat.
Kommandanten, die nichts dabei finden, eine Diktatur zu feiern, sind
nicht geeignet dafür, junge Menschen auszubilden, die unsere Republik
und ihre Verfassung verteidigen sollen. Wenn hier nicht ein für alle
Mal durchgegriffen wird, darf sich niemand wundern, dass unsere
Gerichte mit jungen Männern beschäftigt sind, die den Holocaust
verharmlosen und Nazis glorifizieren.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
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