- 10.05.2012, 11:01:07
- /
- OTS0126 OTW0126
Jahresbericht 2011: Der sichere Zugang zu Menschen in Not bleibt die größte Herausforderung für Ärzte ohne Grenzen
Wien (OTS) - Ärzte ohne Grenzen erhielt 2011 in Österreich mehr
Spenden als je zuvor und unterstützte damit Hilfsprogramme in 23
Ländern. Mit scharfer Kritik an den Strukturen der staatlichen
humanitären Hilfe zieht die Organisation ihre Akkreditierung bei der
Austrian Development Agency (ADA) zurück.
Die österreichische Sektion von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans
Frontières (MSF) präsentiert heute ihren Jahresbericht 2011. Zu den
prägenden Ereignissen des Jahres zählten neben den Umwälzungen in der
arabischen Welt und der verschärften Krise in Somalia auch der
Bürgerkrieg in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) und die
Cholera-Epidemie in Haiti. Insgesamt leisteten die Teams von Ärzte
ohne Grenzen in über 60 Ländern medizinische Hilfe für von
Konflikten, Epidemien und Ernährungskrisen betroffene Menschen,
Hilfsprogramme in 23 Ländern wurden durch Spenden aus Österreich
mitfinanziert.
"Der sichere Zugang zu den Menschen in Krisengebieten bleibt
unsere größte Herausforderung", sagt Dr. Reinhard Dörflinger,
Präsident von Ärzte ohne Grenzen Österreich. "Diesen können wir nur
durch unsere völlige Unparteilichkeit und den Dialog mit allen
Gruppierungen vor Ort erreichen." Dörflinger: "Unsere Logistik macht
es uns möglich, binnen 48 Stunden an fast jedem Ort der Welt ein
medizinisches Hilfsprogramm zu eröffnen. Viel schwieriger ist es
heute oft, die Konfliktparteien oder die Behörden von der
Notwendigkeit unserer humanitären Arbeit zu überzeugen." Die Krisen
in Somalia, im Südsudan und in Syrien sind aktuelle Beispiele dafür.
Finanziert werden die Einsätze von Ärzte ohne Grenzen
international zu über 90 Prozent aus privaten Spenden. Das Budget von
Ärzte ohne Grenzen Österreich stammt zu 100 Prozent aus privaten
Spenden, öffentliche Zuwendungen gab es auch 2011 nicht.
Scharfe Kritik übt Ärzte ohne Grenzen in diesem Zusammenhang an
den Vergabemechanismen der Austrian Development Agency (ADA). "Das
staatliche österreichische Engagement in der humanitären Hilfe ist in
der derzeitigen Form völlig unglaubwürdig", sagt Mario Thaler,
Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich.
Da keine Aussicht auf Verbesserung der Strukturen und der
Arbeitsweise gibt, hat sich die Organisation entschlossen, ihre
Akkreditierung als Partnerin der ADA mit sofortiger Wirkung
zurückzuziehen.
Als Kritikpunkte führt Thaler die chronische Unterfinanzierung der
internationalen humanitären Hilfe und des Auslandskatastrophenfonds,
sowie Intransparenz bei der Vergabe von Mitteln an akkreditierte
Organisationen an. Zudem seien zu viele Ministerien an Entscheidungen
über die Mittelvergabe beteiligt. "Die Reaktionszeiten der ADA nach
einer Katastrophe sind viel zu lang, hier fehlt es an der in solchen
Situationen notwendigen Flexibilität", zieht Thaler Bilanz.
Erfreulich war hingegen die Spendenbereitschaft von
Privatpersonen: Das Spendenaufkommen in Österreich war 2011 mit einem
Gesamtertrag von 19,7 Millionen Euro höher als je zuvor. Rund 14,9
Millionen Euro flossen in direkte Projektfinanzierung und in die
Vorbereitung und Unterstützung der Hilfsprogramme.
Den Jahresbericht 2011, sowie ab Juni auch den ausführlichen
Finanz- und Prüfbericht 2011, gibt es unter
www.aerzte-ohne-grenzen.at/bilanz
Rückfragehinweis:
Weitere Infos, Fotomaterial und Vermittlung von Interviews:
Florian Lems, 01-409 72 76-49 oder Eva Hosp, 01-409 72 76-29
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF