- 16.04.2012, 09:34:49
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Die Weichen bei den ÖBB sind vorerst gestellt - von Esther Mitterstieler
Die ÖBB sind als Strukturunternehmen systemrelevant
Wien (OTS) - So wie es derzeit aussieht, geht es den ÖBB besser
als gedacht. Und ihr Chef Christian Kern wird die von
Infrastrukturministerin Doris Bures vorgegebenen Weichen stellen.
Will heißen: Nach einem Verlust von 28 Millionen Euro im Jahr 2011
werden die Staatsbahnen auch heuer noch negativ bilanzieren. 2013
aber will Kern nach Vorgaben seiner Chefin die operative Null
erreichen. Knackpunkt bleibt die Güterverkehrstochter Rail Cargo
Austria. Nicht zuletzt durch die Schwierigkeiten dieses Sorgenkindes
mussten die ÖBB 2010 satte 330 Millionen Euro Verlust ausweisen. Noch
immer bleibt ein hoher Druck aus dem Bereich - vor allem im
Containergeschäft - und die Margen brechen weg. Dennoch bleibt der
Bahnchef optimistisch.
Dabei muss er noch jede Menge Hausaufgaben erledigen. Bis 2015 muss
er 500 Millionen Euro Ergebniseffekt erzielen, 190 davon sind erst
geschafft, bleiben noch 310. Bei den Mitarbeitern tut sich Kern
schwer. Will er per Golden Handshake Mitarbeiter in die Pension
schieben, bräuchte er dazu Geld. Das könnte er sich aus einer
Kapitalerhöhung holen, die ihm die beiden Koalitionspartner aber noch
nicht gebilligt haben. Rund 400 Millionen Euro sind im Gespräch.
Außer der Auszahlung von Mitarbeitern sollte das Geld aber auch für
die Expansion genutzt werden. Und hier liebäugelt Kern weiter mit
einer Billigtochter. Gemeinsam mit der Ungarischen MAV, so der Plan,
könnte die Tochter den südosteuropäischen Markt aufbereiten.
Ad billig: Rund 460.000 Billigtickets hat die Bahn im Vorjahr
verkauft. In der Gunst der Bahnfahrer hat Kern sein Unternehmen
sicher beliebter gemacht. Dazu hat ihm freilich auch die Westbahn
verholfen. Konkurrenz belebt eben das Leben. Originell und klug ist
der Vorstoß Richtung Pendler: Per Fahrtkostenrechner zeigen die ÖBB
den Zugfahrern auf, wie viel Geld sie sparen können, wenn sie ihr
Auto stehen lassen und die Bahn verwenden. Das sind richtig gestellte
Weichen. Ob sie ausreichen, um die Bahn langfristig in der schwarzen
Zahlenebene fahren zu lassen, wird sich weisen. Nicht zu vergessen:
Geschätzte 20 Milliarden Euro ÖBB-Schulden lasten auf dem
Steuerzahler. Pro Jahr wird der Staat die Bahn auch weiterhin mit
zumindest 1,5 Milliarden Euro auf die Schiene schicken müssen, zeigen
Berechnungen von Experten. Gleichwohl ist das auch die Aufgabe des
Staates für ein Infrastrukturunternehmen, das man in der
Bankersprache getrost als systemrelevant bezeichnen dürfte.
Relevanter als manch Kärntner Lokalbank sind die Staatsbahnen
allemal. Kern hat die Weichen gestellt, muss aber auf Kurs bleiben.
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