- 12.04.2012, 11:36:46
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Mailath: Stadt Wien erwirbt Nachlass von Max Reinhardt
Mattl-Wurm: Wienbibliothek verfügt über weltweit bestes Archiv für Max Reinhardt-ForscherInnen
Wien (OTS) - Nach langjährigen Verhandlungen ist es der
Wienbibliothek im Rathaus gelungen, einen bedeutenden Teil aus dem
Nachlass des berühmten Theatermachers Max Reinhardt zu erwerben. Der
5602 Dokumente umfassende Bestand aus der Sammlung Leonhard M.
Fiedler ist aufgrund seines enormen Umfangs und seiner ganz
außergewöhnlichen Geschlossenheit der eindeutig wichtigste
Sammlungsteil zu Max Reinhardt. "Die Stadt Wien verfügt damit über
den weltweit größten Schatz an Reinhardt-Autographen und das
definitiv beste Archiv zur Erforschung der Arbeitsweise des großen
Regisseurs", freut sich Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Die
Wienbibliothek im Rathaus ist nunmehr neben dem Archiv der University
of Binghamton (USA) eine der zentralen Stellen für Max
Reinhardt-ForscherInnen", unterstrich Sylvia Mattl-Wurm, Direktorin
der Wienbibliothek. Der Ankauf in der Höhe von 750.000 Euro wurde
heute, Donnerstag, im Gemeinderatsausschuss für Kultur und
Wissenschaft beschlossen.
"Max Reinhardt ist zweifellos der bedeutendste Theatermacher und -
erneuerer des 20.Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, der mit
seinem 'Gesamtkunstwerk Theater' die Bühnenkunst von Grund auf
revolutionierte. Er ist einer der großen Söhne dieser Stadt, dessen
Name - ähnlich wie Sigmund Freud oder Adolf Loos - auch heute noch
jene Strahlkraft wie zu seinen Lebzeiten besitzt", so Mailath weiter.
Die Wienbibliothek hat bereits 1998 einen Nachlassteil aus der
Sammlung Jürgen Stein erworben. "Es ist daher für die Stadt Wien
geradezu eine Verpflichtung, auch diesen bedeutenden Nachlassteil Max
Reinhardts als kulturelles Erbe dieser Stadt vor einer Zersplitterung
zu bewahren und zu sichern", unterstrich der Kulturstadtrat. Der
Bestand wird im Frühsommer 2012 von der Wienbibliothek übernommen und
soll im Laufe des Jahres 2013 zur Benutzung zur Verfügung stehen.
Wichtigster Teilnachlass aller bekannten Sammlungen
Im Gegensatz zu anderen Teilen der künstlerischen
Hinterlassenschaft Reinhardts, die weltweit über etliche
Institutionen zersplittert ist, blieb der erworbene Teilnachlass
stets in der Hand seiner engsten Vertrauten Gusti Adler (1890-1985),
die gerne als Privatsekretärin bezeichnet wird, aber stets sehr viel
mehr war als das. Augusta C. Adler, wie sie sich im US-Exil nannte,
in das sie Max Reinhardt 1939 gemeinsam mit ihrer Mutter folgte,
hatte zudem einen berühmten Onkel. Der Bruder ihres Vaters Heinrich
war kein geringerer als Victor Adler, der überaus charismatische
Begründer der österreichischen Sozialdemokratie.
Gusti Adler war eine rechte Hand mit archivalischem Blick. Bei ihr
haben sich nicht nur über 100 Werkmanuskripte des Regisseurs und
Impresarios erhalten, sondern auch rund 800 Briefe aus seiner Feder
an namhafte Adressaten wie Ferdinand Bruckner, Maximilian Harden,
Werner Krauss, Alexander Moissi, Felix Salten oder Richard Strauss.
Ein außergewöhnlicher Schatz sind auch die 1150 Schreiben, die
zahlreiche prominente Korrespondenzpartner wie Colette, Hugo von
Hofmannsthal, Carl Lämmle, Otto Preminger oder Stefan Zweig an
Reinhardt richteten.
Der Bestand umfasst auch über 3000 Briefschaften, die Gusti Adler
im Auftrag Reinhardts verfasst oder empfangen hat, etwa von Hermann
Bahr, Richard Beer-Hofmann, Gertrude Eysoldt, Anton Faistauer, Lion
Feuchtwanger, Egon Friedell, Erich Wolfgang Korngold, Mechthilde von
Lichnowsky, Carl Moll, Emil Orlik, Alfred Polgar, Bertha Zuckerkandl
oder Carl Zuckmayer. Zu den unikalen Dokumenten, die Reinhardts
Schaffen vielfach neu beleuchten, zählen auch die Originalverträge
zum Theater in der Josefstadt, zahlreiche Fotos von Schloss
Leopoldskron sowie den großen Salzburger Inszenierungen.
Neben vielen Porträtaufnahmen ragt ein Album mit Originalfotos von
Reinhardts letztem Wohnsitz im kalifornischen Corona del Mar heraus.
Reinhardts vielfältiges Netzwerk spiegelt sich auch in künstlerischen
Zeugnissen fremder Hand wider, die sich in seinem Nachlass erhalten
haben, wie in einem Entwurf von Richard Neutra für ein nicht
realisiertes Festspielhaus in Kalifornien, in eigenhändigen Skizzen
von Alfred Roller oder in einem Drehbuch von Thornton Wilder. Ein
absoluter Höhepunkt im Bestand ist das Screenplay zu einem der
berühmtesten Filme, der je in der Traumfabrik Hollywood gedreht
wurde: Reinhardts Verfilmung des "Sommernachtstraums" von William
Shakespeare.
Rückfragehinweis:
Mag. Gerlinde Riedl Mediensprecherin StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny Tel.: 01 4000-81854 mailto:gerlinde.riedl@wien.gv.at Mag. Suzie Wong Wienbibliothek im Rathaus Öffentlichkeitsarbeit & Sponsoring Tel.: 01 4000-84926 mailto: suzie.wong@wien.gv.at
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