- 15.03.2012, 13:43:22
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In ATV "Am Punkt": Hitzige Diskussion über "Mohr im Hemd"
SOS Mitmensch und FPÖ streiten über Rassismus auf der Speisekarte
Wien (OTS) - Der "Mohr im Hemd" ist weiter in aller Munde. In
der ATV-Diskussionssendung "Am Punkt" verteidigte Alexander Pollak
von SOS Mitmensch seine Forderung, dass die Namen von Speisen oder
Lebensmitteln, die einen rassistischen Beigeschmack hätten, geändert
werden sollten: "Es geht darum aufzuklären, dass es in Österreich
sehr wohl eine Geschichte des Rassismus gibt. Und der Begriff 'Mohr'
ist eine Bezeichnung mit Tradition, allerdings mit einer
rassistischen Tradition. Und wir sollten nicht Tradition gleichsetzen
mit 'unantastbar', sondern wir sollten die negativen Traditionen -
die es auch in Österreich gibt - hinterfragen und darum geht es uns."
Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Christian Höbart attackierte
Pollak scharf, die Forderung nach Namensänderung sei absurd. Man
versuche, "gewisse Dinge aus unserer Gesellschaft zu verbannen, die
auf unserem kulturellen Boden gewachsen sind," sagte Höbart in "Am
Punkt". Er lasse sich von den "Gutmenschen" nichts vorschreiben und
werde auch weiterhin Begriffe wie "Mohr im Hemd" oder auch
"Negerbrot" benutzen: "Das ist ein traditioneller Begriff, wie es ihn
schon seit Jahrzehnten gibt."
Der Wiener Gastronom Stefan M. Gergely äußerte sich ebenfalls
skeptisch zu einer möglichen Namensänderung. Bei ihm habe sich noch
nie jemand über die angeblich rassistische Bezeichnung "Mohr im Hemd"
auf seiner Speisekarte beschwert und so werde er ihn weiterhin
servieren: "ich sehe keinen Grund das zu ändern, es ist eine Speise."
Gergely warf Pollak vor, dass seine Kampagne kontraproduktiv sei.
"Sie treiben der FPÖ Stimmen zu", so der Wirt in "Am Punkt", "Sie
können das Denken nicht durch eine Sprachdiktatur verändern."
Gleichwohl sei aber die Diskussion über Rassismus in Sprache und
Gesellschaft berechtigt, sagte Gergely und mahnte einen sensibleren
Umgang mit der Sprache an.
Unterstützung erhielt die SOS Mitmensch-Kampagne von Clara
Akinyosoye, Chefredakteurin der interkulturellen Redaktion M-Media
und Preisträgerin des Migrantinnen-Awards MiA. "Ich kann mir gut
vorstellen, dass ein 'Mohr im Hemd' für Leute, die sich mit dem Thema
nicht befassen, keinen rassistischen Beigeschmack hat. Man geht gar
nicht so weit, dass man sich wirklich versucht, in die Lage von
schwarzen Menschen hineinzuversetzen und den Dialog wirklich offen zu
führen, ohne das abzublocken und zu sagen: 'Nein, wir meinen das
nicht böse'", erklärte Akinyosoye. Sie persönlich fühle sich aber als
schwarze Frau durch Begriffe wie "Mohr" und vor allem "Neger"
verletzt. Die Menschen, die auf diesen Begriffen beharrten, beriefen
sich immer auf die Tradition, nach dem Motto "das war so, es ist so,
es wird immer so sein." Die Menschen sollten lernen, dass die Welt
sich weiter entwickle, so Akinyosoye: "Worte ändern sich, Sprache
ändert sich."
Rückfragehinweis:
ATV Redaktion "Am Punkt": Tel.:01/213 64 115
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