Belegschaft massiv verärgert über Entwicklungen der letzten Wochen
Wien (OTS) - Sehr geehrter Herr Generaldirektor,
lieber Alexander Wrabetz!
In ihrer heutigen Sitzung haben die ZentralbetriebsrätInnen des
ORF ausführlich die aktuelle Situation im Unternehmen und
insbesondere die "Umgangsformen" der Geschäftsführung mit der
Belegschaft und ihrer Vertretung diskutiert.
Ich versuche, höflich zu bleiben, muss aber vorneweg festhalten,
dass auch ich persönlich über die Geschehnisse der letzten Wochen
bass erstaunt bin.
Seit inzwischen drei Wochen warten wir auf eine klare und mehrfach
eingeforderte Stellungnahme Deinerseits zur Frage der "Freien
MitarbeiterInnen" im Hause. Die durchaus berechtigte Protestwelle der
prekär beschäftigten und zum Großteil auch so lebenden KollegInnen
hat inzwischen eine Dimension erreicht, die den ORF in der
Öffentlichkeit alles andere als gut dastehen lässt, und die auch den
sozialen Frieden im Hause gefährdet. Während es der
Zentralbetriebsrat als seine Pflicht ansieht, die Situation der
Betroffenen zu verbessern, schickst Du uns Verhandlungsteams ohne
eindeutige Direktiven und gehst selbst auf Tauchstation, um dich dann
darüber verwundert zu zeigen, dass die "Freien" selbst die Initiative
ergreifen und auch den Stiftungsrat kontaktieren.
Unmittelbar nach der letzten Stiftungsratssitzung am 1.März dieses
Jahres verkündest Du und Dein KD der APA und den Zeitungen gegenüber
die Aufnahme von Kollektivvertragsverhandlungen. Trotz meines
internen Ersuchens an den KD diese öffentlichen Ankündigungen
vielleicht hintanzuhalten, das Schreiben ist auch an Dich ergangen,
legt selbiger nahezu täglich noch etwas drauf. Letzter populistischer
Höhepunkt: Der "neue KV" müsse "leistungsorientiert statt
Verwendungsgruppenorientiert" ausfallen. Wohlgemerkt: Das verkündet
der oder Du nicht der Belegschaft oder ihrer Vertretung sondern der
Öffentlichkeit. Gleichzeitig redet ihr in "Führungskräfteklausuren"
darüber, dass das "öffentliche und interne Miesmachen und Vernadern"
abgestellt werden müsse. Kommentar erübrigt sich.
Fakt allerdings ist, dass Du bewusst oder unbewusst die
sozialpartnerschaftlichen Mechanismen im Haus aufs Spiel gesetzt
hast.
Noch ein Punkt. In der Frage der Baufälligkeit des ORF-Zentrums
und etwaiger Absiedelungen haben sich die zuständigen
Betriebsratsbereiche (Mutter und Töchter) bereit erklärt, eine
Arbeitsgruppe als Ansprechpartner für die Geschäftsführung zu bilden.
In der letzten Sitzung dieser Gruppe, an der auch der KD und andere
Vertreter der Geschäftsführung teilgenommen haben (21.2.2012), wurde
eine (erste!) Informationsveranstaltung für die betroffenen
MitarbeiterInnen avisiert. Was daraus geworden ist, ist Deiner
Einladung zur Informationsveranstaltung "Zur aktuellen Lage des ORF"
zu entnehmen. Ich rede jetzt nicht von einer Jubel- oder
Katastrophenshow (je nach persönlichen Geschmäckern), aber so war das
nicht angedacht.
Und so - alles zusammen genommen ohne noch weitere Punkte anführen
zu wollen - geht man mit der Belegschaft eines öffentlich-rechtlichen
Unternehmens und ihrer Vertretung nicht um. Aber lass uns wissen, ob
das der neue Kurs der neuen Geschäftsführung ist? Vielleicht lässt
sich diese Antwort auch früher erstellen oder bedarf es wieder einer
mehrwöchigen Frist?
Mit besten Grüßen!
Dr. Gerhard Moser
Vorsitzender | Zentralbetriebsrat
Rückfragehinweis:
Zentralbetriebsrat
Tel.: 01/87878/12400
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