• 27.02.2012, 18:15:31
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Mobiles Business abseits von Effekthascherei - von Peter Sempelmann

41 Megapixel sind ebenso sinnlos wie 450 PS

Wien (OTS) - Handyherstellern und Netzbetreibern fällt es oft
schwer, ihre Produkte und Angebote von den Mitbewerbern abzugrenzen.
Wenn aber ein Hersteller ein Smartphone mit einer 41-Megapixel-Kamera
aus dem Hut zaubert, dann ist ihm die Aufmerksamkeit sicher. So
geschehen gestern am Mobile World Congress in Barcelona, dem
wichtigsten jährlichen Stelldichein der Mobilfunkbranche, wo Nokia
das Modell 808 PureView mit besagter Kamera vorgelegt hat.
Dem ersten Staunen folgte umgehend Rätselraten. Ein Smartphone mit
einer 41-Megapixel-Kamera ist wie ein Supersportwagen mit 450 PS. Wer
braucht den und wozu? Die Antwort ist schnell gefunden - Nokia
selbst. Der finnische Handyhersteller hat das schwierigste Jahr
seiner Geschichte hinter sich. Dem Wechsel an der Unternehmensspitze
folgten ein radikaler Strategieschwenk und die Allianz mit Microsoft.
Ein ganzes Jahr lang konnte Nokia nur zusehen, wie die Mitbewerber,
allen voran Apple und Samsung, Marktanteile gewannen, während Nokia
selbst mit keinem eigenen Produkt kontern konnte. Das gestern
präsentierte Smartphone mit der Superlinse ist also nichts als ein
lauter Aufschrei des nach verkauften Geräten gezählt immer noch
größten Handyherstellers der Welt.

Abseits davon gibt es am Mobile World Congress aber auch ernstere
Themen. Smartphones und Tablet-PCs haben die Kommunikation, das
Internet und die Art, wie wir es nutzen, verändert. Eine Folge ist
die aufblühende App-Economy. Neue, innovative Unternehmen, deren
Lösungen Smartphones und Tablet-PCs zu vielseitigen, in allen
Lebenslagen einsetzbaren Werkzeugen machen, sind am Markt
aufgetreten. Und die Entwicklung bleibt nicht stehen. Der
UMTS-Nachfolger LTE wird das mobile Breitband-Internet, das für die
Nutzung der Smartphones eine Grundvoraussetzung ist, hoffentlich bald
auch in bisher nur schlecht versorgte Regionen bringen. Mit Near
Field Communication (NFC), das nach einer langen Anlaufphase nun eine
entsprechende Dynamik bekommt, wird der Austausch von Daten zwischen
den Geräten einfacher, und gleichzeitig eröffnen sich neue
Einsatzmöglichkeiten für Smartphones, etwa im mobilen
Zahlungsverkehr.

Die daraus folgenden gesellschaftlichen Auswirkungen sind ebenso
wenig absehbar wie die wirtschaftlichen. Die Mobilfunkbranche aber
muss die Weichen stellen, um die zukünftigen Entwicklungen zu
ermöglichen. Das ist Mobile Business. Die Diskussion darf nicht um
Smartphone-Kameras und deren Megapixel geführt werden.

Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at

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