- 27.02.2012, 10:35:47
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"kreuz und quer" am 28. Februar: "Unter dem Schleier - Liebe, Lust und Sünde im Islam"
Und: Diskussion zum Thema "Islam in Europa 2025 - Eine Zukunftsvision"
Wien (OTS) - Der Islam ist Teil der europäischen Zukunft und wird
in den meisten Staaten der EU eine wachsende Rolle spielen. In der
"kreuz und quer"-Dokumentation "Unter dem Schleier - Liebe, Lust und
Sünde im Islam" beschäftigen sich Thomas Grusch und Elisabeth
Krimbacher am Dienstag, dem 28. Februar 2012, um 22.30 Uhr in ORF 2
mit dem Umgang mit Sexualität im Islam. Unter dem Titel "Islam in
Europa 2025 - Eine Zukunftsvision" diskutieren um 23.10 Uhr unter der
Leitung von Doris Appel die Philosophin und Integrationsbeauftragte
der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Amani Abuzahra,
die Autorin und Schriftstellerin Sineb El Masrar, die Philosophin
Cornelia Klinger, der Islamwissenschafter Mouhanad Khorchide und der
Politologe Thomas Schmidinger u. a. darüber, wie sich Muslime und
Musliminnen ein Europa im Jahr 2025 vorstellen und welchen
Herausforderungen sich der Islam bzw. Muslime und Musliminnen in
Europa zu stellen haben.
"Unter dem Schleier - Liebe, Lust und Sünde im Islam" um 22.30 Uhr
Die Vielzahl an erotischen Gedichten, Handbüchern und Texten - aber
auch die sehr expliziten Stellen im Koran zeigen, dass Gott und Lust
im Islam kein Widerspruch sind. Der Islam verbietet es sogar, den
Sexualtrieb zu unterdrücken, und schafft ein umfangreiches Regelwerk,
das die Ausübung des Liebesspiels organisiert. Die allgemeinen
Vorstellungen von orientalischer Sexualmoral pendeln heute zwischen
den verführerischen Bauchtänzerinnen und Haremsdamen aus
"Tausendundeine Nacht" und dem Bild der Burka-Trägerin, die hinter
ihrem Mann hergeht. Die wenigsten Menschen im Westen wissen, dass der
Islam eine sehr sinnliche Religion ist, in der auch den Frauen
rechtlich eine befriedigende Sexualität zugesagt wird.
"In der Praxis werden aber immer die Männer bevorzugt, das ist so,
weil wir im Patriarchat leben", so Seyran Ates, eine der schärfsten
Kritikerinnen der rigiden muslimischen Moralvorstellungen aus
feministischer Sicht. Die bisexuelle 49-jährige Anwältin lebt heute
in Berlin und hat sich ihr Leben lang von der familiären
Sitten-Umklammerung freigekämpft und für eine selbstbestimmte
Sexualität islamischer Frauen eingesetzt. "Junge Frauen und Männer
sollen einfach das Recht haben, ins Bett zu gehen, mit wem sie
wollen." Für solche Sätze wurde Ates schon mehrmals tätlich
attackiert.
Religion ist letztlich das, was die Menschen daraus machen, und nicht
alle muslimischen Frauen sehen Grund zur sexuellen Rebellion. Die
27-jährige Myassa Kraitt stammt aus dem Irak und hat "so viel Schönes
und Sinnliches" in den Gedichten, in der Literatur und im Koran,
gefunden, dass sie keinen Anlass dafür sieht, ihrer Religion den
Rücken zuzukehren, sondern im Gegenteil ihre Spiritualität in puncto
Sinnlichkeit erweitert hat. Als Bauchtänzerin lebt sie ihre
Heimatkultur mit großer Freude und in Europa trotzdem weit entfernt
von Unterwerfung und Fremdbestimmung aus.
Alishar aus Usbekistan ist schwul und kurz vor seiner bevorstehenden
Verheiratung durch die streng muslimische Familie ohne Geld und ohne
Zukunft nach Österreich geflüchtet. Hier wartet er auf seinen
Asylbescheid und muss erst langsam lernen, dass man sich für
Homosexualität nicht schämen und schon gar nicht verstecken muss. In
seiner Heimat wurde er dafür verfolgt und mit Gefängnis und
Misshandlungen bestraft.
"Ich habe Glück gehabt, denn du bist nicht nur mit einem Mann
verheiratet, sondern mit einer ganzen Familie", sagt die 39-jährige
Saime Zengin über ihre Ehe. Sie war 16 Jahre alt, als ihre Eltern in
Anatolien die Hochzeit mit Ahmet planten. Ein zufriedenes
muslimisches Paar sind die beiden heute, Sexualität ist für sie etwas
sehr Privates, und das Sprechen darüber fällt der gesamten Familie
schwer. In der Erziehung ihrer drei Kinder erlauben sie sich aber -
weit weg von der Heimat Türkei und ihren großen Familien - jene
Aspekte der islamischen Moralvorstellungen auszuwählen, die sie für
richtig befinden und nicht die Fehler ihrer Eltern in puncto
Autorität zu wiederholen. "Meine Tochter ist meine Revolution", sagt
Saime stolz über die 21-jährige Dilek, deren Haar lang und gelockt
über ihre Schultern fällt und die in Innsbruck Medizin studiert.
"kreuz und quer"-Diskussion zum Thema "Islam in Europa 2025 - Eine
Zukunftsvision" um 23.10 Uhr
Der Islam ist Teil der europäischen Zukunft und wird in den meisten
Staaten der EU eine wachsende Rolle spielen. Die Diskussion darüber,
wie sich diese Religion mit ihren in Asien und Afrika gelegenen
Gravitationszentren vereinbaren lässt mit jenen Vorstellungen vom
Aufbau einer Gesellschaft, die in Europa seit einigen Jahrzehnten
vorherrschen, wird immer wichtiger. Wie stellen sich Muslime und
Musliminnen ein Europa im Jahr 2025 vor? Welche Gesellschaft haben
sie vor Augen? Welches politische System? Welchen Islam? Welches
Frauenbild? Und was sind die großen Herausforderungen, denen sich der
Islam bzw. Muslime und Musliminnen in Europa zu stellen haben?
"kreuz und quer" ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage auf der
Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Video-on-Demand
abrufbar und steht als zeitnahe Servicewiederholung am Mittwoch im
Hauptabend auf dem Programm von ORF III.
Rückfragehinweis:
ORF-Pressestelle
Karin Wögerer
Tel.: (01) 87878 - DW 12913
http://presse.ORF.at
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