• 24.02.2012, 10:00:34
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Brennpunkt Bildgebung: Mikroinvasive Therapie - Chirurgie ohne Messer

Wien (OTS) - 24. Februar, 2012.
Unter mikroinvasiver Therapie versteht man die punktgenaue Behandlung
direkt an krankheitsverursachenden Punkten durch das Einbringen von
dünnen Nadeln oder Sonden.
Diese "Chirurgie ohne Messer" wird durch modernste Methoden der
3D-Bildgebung gesteuert und erlaubt mikroinvasive direkte Zugriffe
auf die betroffenen Stellen im Körper. Durch die schonende Behandlung
erholen sich die Patienten schneller vom Eingriff und das
Infektionsrisiko wird durch das Fehlen großer Hautschnitte minimiert.

Bildgebung erlaubt exakte Nadelpositionierung
Durch das bilddatengesteuerte Vorschieben von Nadeln in den Patienten
mittels 3D-Navigation und Robotik können die meisten Strukturen im
menschlichen Körper, wie z.B. Tumore, millimetergenau angesteuert
werden. Das Instrument wird mit Hilfe eines Führungssystems durch
einen winzigen Nadelstich unter Steuerung durch radiologische
Methoden exakt positioniert. Anschließend erfolgt direkt am Zielort
die eigentliche Therapie, z.B. eine Verkochung eines Tumors bzw.
eines schmerzverursachenden Nervengeflechts oder die Einbringung von
Schmerzmedikamenten.
Für den Patienten stellt vor allem die mikroinvasive Vorgehensweise
eine deutliche Erleichterung dar: "Durch die mikroinvasive
punktgenaue Therapie mit feinen Nadeln können Hautschnitte komplett
vermieden werden. Durch eine zielgerichtete und schonende,
komplikationsarme Behandlung verringert sich die
Spitalsaufenthaltszeit deutlich im Vergleich zu herkömmlichen
chirurgischen Verfahren. Nach der Behandlung eines Lebertumors
mittels Radiofrequenzablation (RFA) können manche Patienten bereits
am Folgetag entlassen werden und nach wenigen Tagen wieder in das
normale Berufleben einsteigen bzw. ihren sportlichen
Freizeitaktivitäten nachgehen", so A.o. Univ.Prof. Dr. Reto Bale,
Leiter der Sektion Mikroinvasive Therapie (SIP) an der Abteilung für
Radiologie (Direktor: Univ.Prof. Dr. Werner Jaschke) an der
Medizinischen Universität Innsbruck.

Radiofrequenzablation zerstört Tumore durch Hitze
Ein Hauptanwendungsgebiet der minimal-invasiven Therapie ist die
Tumorbehandlung mittels Radiofrequenzablation, unter deren Anwendung
Tumore mit einem Durchmesser von 1 mm bis über 10 cm (!) Zentimetern
komplett zerstört werden.
Bei der Radiofrequenztherapie handelt es sich um eine etablierte und
durch randomisierte Studien gesicherte Therapieform zur Behandlung
von Lebertumoren, deren Prinzip auf der Hitzeschädigung von
Tumorgewebe beruht. Die Hitzeapplikation erfolgt über eine Sonde, die
in den Tumor eingebracht wird und um deren Spitze die
Hitzeentwicklung stattfindet. Typischerweise wird dabei ein
ellipsoidförmiges Gewebsareal um die Nadelspitze irreversibel
geschädigt, sodass der Tumor zerstört wird und eine weitere
Ausbreitung verhindert werden kann.
Die Nadel kann unter Sicht, nach Eröffnung des Bauchraumes durch den
Chirurgen, oder wesentlich schonender mit Hilfe von bildgebenden
Verfahren wie der Sonographie, CT, oder MR, im Tumor positioniert
werden. Um gute Langzeitergebnisse zu erzielen, muss nicht nur der
Tumor, sondern auch ein Sicherheitssaum von ca. einem Zentimeter
gesundem Lebergewebe zerstört werden.
"Das Prinzip der Radiofrequenzablation wird seit mehr als 10 Jahren
in der Behandlung von Lebertumoren eingesetzt. Die ersten Berichte
zeigten jedoch, dass bei inadäquater Technik mit einer unakzeptabel
hohen Rate von Tumorrezidiven zu rechnen ist. Die Therapieergebnisse
hängen wesentlich von der Verteilung und korrekten Positionierung der
Nadeln im Zielvolumen ab. Um eine exakte Verteilung der Nadeln in
Zielvolumen zu erreichen, ist eine Eingriffsplanung an einem
3D-Modell notwendig. Dadurch wird garantiert, dass das
Ablationsvolumen mit dem Tumorvolumen korreliert. Für die korrekte
Positionierung der Nadeln muss ein bildgebendes Verfahren eingesetzt
werden, dass die Positionierung mit einer Genauigkeit von wenigen mm
ermöglicht", streicht Doz. Dr. Gerlig Widmann die wichtigen
Funktionen der Bildgebung bei der Radiofrequenzablation hervor. Dr.
Widmann ist Spezialist für interventionelle Radiologie und
Stereotaxie am Innsbrucker SIP Labor.
Erste retrospektive Auswertungen von Patienten mit Lebermetastasen,
die mit der mikroinvasiven RFA behandelt wurden, zeigen mit der
Chirurgie vergleichbare 5-Jahresüberlebensraten bei jedoch 2 bis
3-fach geringerer Morbidität und Mortalität.

Modernste Technik als Trumpf der mikroinvasiven Therapie
Entscheidend für die Effizienz dieser Methode ist, neben der
Erfahrung des behandelnden Radiologen, auch das Vorhandensein
modernster technischer Geräte.
Um eine 3D-Eingriffsplanung durchzuführen und beim Patienten exakt
umzusetzen, bedient man sich in der mikroinvasiven Therapie unter
anderem Navigationssysteme, die eine 3D-Navigation in einem
präoperativen radiologisch akquirierten Datensatz ermöglichen.
Durch die Verwendung eines aufwändigen Planungsverfahrens und von
Punktionshilfen kann die Effizienz der Radiofrequenztherapie
insbesondere bei großen Tumoren wesentlich verbessert werden.

SIP-Labor Innsbruck - Forschen auf höchstem Niveau
In Bezug auf technische Weiterentwicklungen und Innovationen zählt
das Innsbrucker SIP Labor - Stereotaxie, Intervention, Planung - ,
dem Prof. Bale vorsteht, zu einer der führenden Einrichtungen in
Europa.
Zahlreiche nationale und internationale wissenschaftliche
Auszeichnungen und Publikationen über neue mikroinvasive Techniken in
der Tumor- und Schmerztherapie sprechen eine eindeutige Sprache.

Ab 1. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 24. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 1. bis 5. März 2012 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.

Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
56.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in
Europa, bei der auf über 26.000 m2 rund 300 internationale Firmen die
neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

Langversion der Aussendung und Bildmaterial unter www.myESR.org/press

Rückfragehinweis:
Julia Patuzzi, David Zizka
Press Office - European Society of Radiology
Neutorgasse 9, 1010 Wien
Tel.: +43-1-533 40 64-545 | Fax: +43-1-533 40 64-441
press@myESR.org | www.myESR.org/press

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