• 22.02.2012, 11:55:50
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Brennpunkt Bildgebung: Enorme Bedeutung der Lymphknoten-Diagnostik

Wien (OTS) - 22. Februar, 2012.
Die Lymphknoten spielen nicht nur bei der Erkennung von
Infektionserkrankungen, sondern auch bei jener von Tumorerkrankungen
eine wichtige Rolle. Die Lymphknoten oder Lymphdrüsen sind Teil des
Abwehrsystems des menschlichen Körpers, in welchem sich die
Lymphozyten befinden, die der Abwehr von Krankheitserregern dienen.

Tumore befallen Lymphwege
Bei vielen bösartigen Tumorerkrankungen erflogt die Ausbreitung
primär über die Lymphwege bzw. die Lymphknoten, weswegen diese auch
oft von Metastasen betroffen sind. Häufig der Fall ist dies bei
Brustkrebs, Krebs von Dickdarm oder Mastdarm, Speiseröhren- und
Magenkrebs sowie Lungenkrebs.
"Das Vorhandensein von Metastasen in den Lymphdrüsen ist von großer
prognostischer Bedeutung. In der modernen Onkologie ist es wichtig zu
wissen, ob die Lymphdrüsen vom Tumor befallen sind oder nicht, da für
jeden Tumor und in Abhängigkeit von der Ausbreitung des Tumors
maßgeschneiderte Therapien zum Einsatz kommen", betont Prim. Univ.
Prof. Dr. Wolfgang Schima die wichtige Rolle der
Lymphknotendiagnostik. Schima ist Vorstand der Abteilung für
Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Vinzenzgruppe Wien.

Bedeutende Rolle der Radiologie
Bei der Diagnostik kommt der Radiologie eine bedeutende Rolle zu. Je
nach Lokalisation der Lymphknoten im Körper (Hals-, Achsel-,
Leistenregion, Brust- oder Bauchraum) kommen Sonographie,
Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) zum
Einsatz. Bei oberflächlichen Lymphknoten (z.B. am Hals, in der
Achsel- oder Leistenregion) ist die Sonographie eine ausgezeichnete
Methode; für Brust- oder Bauchraum werden wiederum CT oder MRT
verwendet.
Als besonders erfolgversprechend und effektiv haben sich auch
Methoden aus der molekularen Bildgebung erwiesen, welche biologische
Prozesse in vivo im Körper darstellen können. Bei der PET/CT
(Positronen-Emissions-Tomographie in Verbindung mit einer
Computer-Tomographie) werden so genannte Biomarker in den Körper
injiziert, die in den Stoffwechsel eingebaut werden. Bei der
Lymphknotendiagnostik kommt radioaktiv markierter Zucker
(Fluoro-Deoxyglucose) zum Einsatz, der in tumor-befallenen
Lymphknoten besonders stark eingelagert wird, da diese erhöhten
Zuckerstoffwechsel aufweisen. Hierdurch lässt sich mit hoher
Genauigkeit das Vorhandensein von Metastasen feststellen und durch
die integrierte CT-Untersuchung auch eine präzise Aussage über deren
Lokalisation treffen.

Kritische Unterscheidung zwischen Tumor und Entzündung
Wichtig ist aber vor allem die Wahl der richtigen diagnostischen
Kriterien, so Prof. Schima: "Die größte Schwierigkeit in der
Diagnostik von metastatisch veränderten Lymphknoten ist die Wahl
spezifischer Kriterien, um Tumor-Lymphknoten von entzündlich-reaktiv
veränderten Lymphknoten differenzieren zu können. Die Größe allein
ist hier ein unzureichendes Kriterium, da auch Entzündungsreaktionen
zu Lymphknotenvergrößerungen führen können."
Bei Entzündungsprozessen im Körper sind die Lymphknoten im Bereich
des befallenen Organs meist vergrößert z.B. eine Schwellung der
Halslymphknoten bei Angina. Nach dem Abklingen der Entzündung bilden
sich diese im Regelfall aber wieder zurück und bedürfen keinerlei
besonderer Behandlung.
Anders verhält sich dies bei der Ausdehnung einer Tumorerkrankung in
die regionalen Lymphknoten, da dies auf ein bereits fortgeschrittenes
Stadium schließen lässt, welches eine aufwendige Therapie erfordert,
um eine weiter Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.
Hierbei ist es entscheidend, dass die bildgebende Diagnostik mit
hoher Sicherheit feststellen kann, ob es sich um eine Veränderung der
Knoten auf Grund einer Infektion handelt, oder ob eine metastasische
Infiltration vorliegt.
Eine alleinige Größenmessung per Computertomographie ist hier nicht
ausreichend, da dies keine Rückschlüsse auf die Ursache der
Vergrößerung zulässt und sich auch in normal großen Lymphknoten
bereits Mikro-Metastasen angesiedelt haben können. Mittels
Magnetresonanztomographie können durch spezielle
Untersuchungssequenzen, die die Diffusionsbewegungen von
Wassermolekülen im Körper darstellen und durch spezifische
Kontrastmittel, die sich nach intravenöser Gabe selektiv in den
Lymphknoten anreichern, mit hoher Treffsicherheit tumorinfiltrierte
Lymphknoten identifiziert werden.

Lymphknoten-Biopsie bald nur mehr in Ausnahmefällen nötig
Mit den nicht-invasiven Methoden der Bildgebung mittels Sonographie,
CT oder MRT lassen sich in den allermeisten Fällen eindeutige
Aussagen über den Zustand der Lymphknoten treffen. Bei schwierig
gelagerten Fällen kommt die PET/CT, welche bei manchen
Tumorerkrankungen wie dem Lungenkarzinom bereits die Methode der
ersten Wahl ist, zum Einsatz, um operable Lungenkarzinome von
fortgeschrittenen (=nicht operablen) Lungenkarzinomen mit
ausgedehntem Lymphknoten-Befall unterscheiden zu können.
Nur in ausgewählten Fällen braucht man heutzutage die
Lymphknotenbiopsie, wobei hier die Ultraschall- oder CT-gesteuerte
Feinnadelbiopsie oder die chirurgische Lymphknotenentfernung (vor
allem bei oberflächlichen Lymphknoten) zum Einsatz kommen.
"Durch die Verbesserung der nicht-invasiven Diagnostik mit
Magnetresonanztomographie und durch die bessere Verfügbarkeit der
PET/CT in Österreich ist es absehbar, dass in Zukunft invasive und
belastende Lymphknotenbiopsien nur mehr in Ausnahmefällen nötig sein
werden." zeigt sich Prof. Schima optimistisch.

Ab 1. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 24. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 1. bis 5. März 2012 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.

Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
56.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in
Europa, bei der auf über 26.000 m2 rund 300 internationale Firmen die
neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

Bildmaterial unter www.myESR.org/press

Rückfragehinweis:

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