• 27.01.2012, 10:30:13
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Wohin steuert das von Roland Rainer geschaffene ORF-Zentrum am Küniglberg?

Wien (OTS) - Offener Brief

Herrn Dr. Alexander Wrabetz
ORF Generaldirektor
Würzburggasse 30
1136 Wien

Sehr geehrter Herr Dr. Wrabetz,

unterschiedliche und zum Teil gegensätzliche Meldungen lassen
befürchten, dass das von Roland Rainer, einem der bedeutendsten
österreichischen Architekten, geplante ORF-Zentrum gefährdet ist.

Wie Ihnen und der kultur- und architekturinteressierten
Öffentlichkeit gut bekannt, stellt dieses Bauwerk eine der
wichtigsten, zeitgenössischen Architekturen dar,
ungeachtet dessen repräsentiert es international wie kaum ein anderes
Gebäude eine unverwechselbare Identität eines Medienzentrums.

Gleichzeitig steht das ORF-Zentrum am Küniglberg für eines der
raren Beispiele in Österreich, im Rahmen dessen ein öffentlicher
Bauherr mit einer Vision, klaren Vorstellungen und für eine
kompromisslose Umsetzung erfolgreich gekämpft hat.

Das Roland Rainer-Komitee ersucht daher höflich und fordert Sie auf:

- Offenlegung der Vorstellungen des ORF im Hinblick auf mögliche 
   Absiedelungspläne.
 - Offenlegung des vorgesehenen Umgangs mit den Gebäuden am 
   Küniglberg (Nutzung, bauphysikalische, bauästhetische Maßnahmen, 
   etc.).
 - Einbindung des Roland Rainer-Komitees in alle wesentlichen Pläne 
   und Entscheidungen.

Wesentliche Fakten zur Entwicklung und Geschichte des ORF-Zentrums:

Im Oktober 2010 wurde vom ORF in der "Wiener Zeitung" ein Inserat
geschaltet, mit dem er sich auf die Suche nach einer Liegenschaft für
einen neuen Standort in Wien begab. Im August 2011 sicherte sich die
Geschäftsführung mit einem fünf-stelligen Betrag eine Option für ein
großes Grundstück in Wien, St. Marx. Die Fläche gehört der Wiener
Stadtentwicklungsgesellschaft, einer Tochter der Stadt Wien. Zwischen
diesen Meldungen gab es Berichte über das noch nicht entschiedene
Verfahren mit dem Bundesdenkmalamt und über eine etwaige Nachnutzung
bei einer Übersiedlung nach "Neu Marx", wo laut einem Artikel im
"Falter" der Wien Holding 2011 ein "Media Quarter" mit TV-Studios im
Entstehen ist. Am 11. Jänner 2012 wurde den ORF Mitarbeitern bekannt
gegeben, dass die Geschäftsführung und die Rechtsabteilung mit 600
Mitarbeitern wegen dem schlechten Bauzustand des sechsstöckigen
Hauptgebäudes demnächst abgesiedelt werden müssen.

Dem Vernehmen nach arbeitet die Bauabteilung des ORF bereits an
der Ausschreibung der Sanierungsarbeiten.

Abgesehen davon, dass es sich hierbei um ein vom Rechnungshof
geprüftes Unternehmen handelt, gibt es gegenüber der Öffentlichkeit
eine Verantwortung für den weiteren Umgang mit diesem Bauwerk.
Die Zukunft des ORF-Zentrums sollte unter keinen Umständen
spekulativen Interessen des Marktradikalismus unterliegen. Es ist als
baukulturelle Aufgabe der öffentlichen Hand (ORF, Bund, Stadt) zu
sehen. Dafür seien hier zwei gute Beispiele in Wien angeführt: Das
alte Staats-, später Bundestheater-Kulissendepot Gottfried Sempers,
errichtet 1874-77, wurde 1972 zum Abbruch freigegeben. Zwischen 1994
und 1996 konnte es nach langen Auseinandersetzungen als Atelierhaus
der Akademie der bildenden Künste denkmalpflegerisch und funktionell
ausgezeichnet revitalisiert werden.

Mitglieder des Roland Rainer Komitees arbeiten seit Jahren an
Vorschlägen für den architektonischen und denkmalpflegerisch
richtigen Umgang mit dem ORF-Zentrum. Die Ergebnisse dieser Arbeit
wurden wiederholt der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei hat sich
gezeigt, dass die erarbeiteten Vorschläge mit der Architektur Roland
Rainers vereinbar sind, sie entsprechen der Richtlinie für
Energieeffizienz am Baudenkmal, sind bauphysikalisch geprüft, und
darüber hinaus kostengünstiger als die von der ORF-Bautechnik
erarbeiteten Lösungen.

Dieses Schreiben ist von unserem Anliegen getragen, das
ORF-Zentrum im Geiste Roland Rainers zu bewahren, und damit auch dem
kulturellen Anspruch dieses Landes gerecht zu werden.

Der Vorstand
Roland-Rainer-Komitee

Georg Driendl               Peter Noever
Architekt                   Designer, Ausstellungskurator

Gregor Eichinger            Marta Schreieck
Architekt                   Architektin

Jürgen Radatz               Johanna Rainer
Architekt                   Architektin
 
Eva Rubin                   Wilfried Posch
Architektin                 Architekt, Professor
 
Carl Pruscha
Architekt, Professor

Rückfragehinweis:
Georg Driendl
driendl*architects zt Ges.m.b.H.
Mariahilferstraße 9, A-1060 Wien
+43/1/585 18 68 / +43/1/585 18 69
www.driendl.at

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