• 23.01.2012, 12:53:25
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  • OTS0152 OTW0152

Initiative Inklusion Österreich: Offener Brief an Unterrichtsministerin Schmied

Wien (OTS) -

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Dr.in Schmied,

Ihre Antwort auf eine parlamentarische Anfrage (Nr.
9900/J-NR/2011), in der Sie die Existenz von Sonderschulen neben
einem voll ausgebauten inklusiven System befürworten, und weiters die
wesentlichen Inhalte der Konvention durch die Rechtswirklichkeit in
Österreich für erfüllt ansehen, veranlasst uns, diesen Brief an Sie
zu richten.

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen,
zu deren Einhaltung sich Österreich im Oktober 2008 verpflichtet hat,
sieht eine inklusive Schule für alle Schultypen und für alle
Schulstufen vor.

Die Wirklichkeit in Österreich sieht jedoch leider so aus, dass
nur knapp über die Hälfte aller Kinder mit sonderpädagogischem
Förderbedarf integrativ in Regelschulen unterrichtet wird, der
anderen Hälfte bleibt die Sonderschule als einzige Wahl. Der Anteil
der Kinder am gemeinsamen Unterricht ist hierbei von Bundesland zu
Bundesland verschieden, in einigen Ländern beträgt dieser nur ein
Drittel aller Kinder.

Wie langjährige Erfahrungen von Eltern beeinträchtigter Kinder bis
heute zeigen, wird ihnen der Wunsch nach einem Platz in der
gemeinsamen allgemeinen Schule der Nachbarschaft oft verwehrt, dies
umso eher, wenn das Kind einen höheren Unterstützungsbedarf aufweist
und/oder älter ist (ab der Sekundarstufe I). Und wer das Glück hat,
einen Integrationsplatz zu ergattern, klagt nicht selten über
mangelnde Qualität im integrativen Unterricht, weil es an ausreichend
und inklusiv ausgebildetem pädagogischen und assistierenden Personal
sowie an den passenden Hilfsmitteln mangelt. Dabei könnte dies in
Form einer gemeinsamen inklusiven Schulform kostensparend und
effizient eingesetzt werden.

Wir von der Initiative Inklusion Österreich sind überzeugt, dass
das Festhalten am Auslaufmodell Sonderschule das entscheidende
Hindernis darstellt, dass sich unser Schulsystem quantitativ und
qualitativ nicht in Richtung eines inklusiven Systems
weiterentwickeln kann, welches allen Kindern mit und ohne
Beeinträchtigung eine individuelle Förderung im gemeinsamen
Unterricht ermöglicht!

Lassen Sie nicht zu, dass der dringend notwendige Transfer von
sonderpädagogischen Ressourcen in die allgemeinen Schulen durch die
Aufrechterhaltung des teuren Parallelsystems Sonderschule blockiert
wird!

Wir fordern daher von Ihnen als hauptverantwortlicher
Bundesministerin ein klares Bekenntnis zur inklusiven Schule und
einen Plan zur schrittweisen Umwandlung der Sonderschulen bis zu
einem verbindlich vereinbarten "Tag X", an dem die inklusive Schule
für alle in ganz Österreich Wirklichkeit wird!

Weiters wollen wir ausdrücklich festhalten, dass wir im Zuge der
laufenden Mitarbeit an den Runden Tischen des Unterrichtsministeriums
niemals eine Fortschreibung des Parallelsystems Sonderschule
befürwortet haben, und daher auch kein Strategiepapier des
Unterrichtsministeriums mittragen, in dem nicht alle Kräfte auf die
inklusive Schule konzentriert werden.

Mit freundlichen Grüßen - für die Initiative Inklusion Österreich:

Wolfgang Begus, Waltraud Engl, Ewald Feyerer, Rainer Grubich, Sven
Hosse, Maria Kreilinger, Fritz Neumayer, Claudia Niedermair, Irene
Moser, Petra Pinetz, Wilfried Prammer, Ingeborg Pröglhöf, Bernhard
Schmid, Volker Schönwiese, Anna Taupe-Lehner, Christian Treweller

Rückfragehinweis:
Initiative Inklusion Österreich
Mag. Bernhard Schmid
Tel.: 0699-8118-9070

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