- 13.01.2012, 15:54:23
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ZiB-Redaktion fordert Pelinka zu Verzicht auf
Offener Brief: "Wir fordern Sie auf, im Interesse des ORF Ihre Bewerbung zurückzuziehen"
Wien (OTS) - Die Redakteurinnen und Redakteure der Fi1 (ZiB,
Diskussionssendungen, Wetter, Heute in Österreich) haben heute in
ihrer Redakteursversammlung folgenden Offenen Brief an Nikolaus
Pelinka beschlossen:
Sehr geehrter Herr Pelinka,
wir entnehmen verschiedenen Medienberichten, dass Sie sich für die
ausgeschriebene Funktion eines "Leitenden Redakteurs" als Büroleiter
des ORF-Generaldirektors beworben haben.
Sie wissen, dass wir und viele andere ORF-JournalistInnen gegen
Ihre Bestellung in diese Funktion protestieren, seit sie am Tag vor
Weihnachten ohne Ausschreibung öffentlich bekanntgegeben wurde. Mehr
als tausend ORF-Journalistinnen und -Journalisten, das sind mehr als
drei Viertel aller Programm-MitarbeiterInnen des Unternehmens, haben
mit ihrer Unterschrift den Generaldirektor aufgefordert, Ihre und
andere - offensichtlich politisch motivierte - Postenbesetzungen
nicht vorzunehmen.
Sie selbst haben mehrfach öffentlich erklärt, Sie würden die
Sorgen der ORF-MitarbeiterInnen verstehen, aber sie würden uns in
ihren "täglichen Handlungen überzeugen, dass die Ängste unbegründet
sind". Diese Reaktion zeigt leider, dass Sie unsere Sorgen keineswegs
verstehen. Unsere Hauptsorge gilt nämlich der Unabhängigkeit und
Glaubwürdigkeit des ORF, die für ein öffentlich-rechtliches
Unternehmen essentiell sind. Diese werden durch Ihre nahtlose
Übersiedlung von der Spitze der SPÖ-Fraktion im ORF-Stiftungsrat in
die Generaldirektion schwerst beschädigt - und zwar völlig unabhängig
von Ihren allfälligen Handlungen als Büroleiter. Das beweist die
öffentliche Debatte der letzten Wochen leider eindrucksvoll.
Auch Ihr Vorgehen der letzten Tage lässt uns zweifeln, dass Sie
die Problematik verstehen. Obwohl sie ihr Stiftungsratsmandat
zurückgelegt haben, luden Sie noch dieser Tage den
SPÖ-"Freundeskreis" (cc den SP-Klubobmann und die
SP-Geschäftsführerin) zu einer "fraktionellen Besprechung" in ein
SPÖ-Klubzimmer ein, um die "weitere Zusammenarbeit" zu diskutieren.
Und dies am Höhepunkt der öffentlichen Debatte über parteipolitische
Verstrickungen. Aber auch Ihre bisherige Funktion als Leiter eines
Partei-"Freundeskreises" stört uns, da Sie als Stiftungsrat
bekanntlich vom ORF-Gesetz zur Unabhängigkeit verpflichtet waren.
Trotz des Fraktionsvorsitzes im Stiftungsrat, Ihrer Arbeit für
einen Abgeordneten und eine Ministerin sowie der mehrfachen
Kandidatur auf Wahllisten der SPÖ haben Sie in einem Interview
erklärt, sie seien "nie für eine Partei tätig" gewesen. Das zeigt
uns, dass Sie und wir offenkundig ein grundsätzlich anderes
Verständnis von politischer Unabhängigkeit haben. Und schließlich
haben Sie im Lauf der letzten Monate einen geplanten Wechsel in den
ORF wiederholt öffentlich dementiert. Auch das lässt uns an der
Verlässlichkeit Ihrer Ankündigungen sehr stark zweifeln. So haben Sie
vor der letzten Generaldirektor-Wahl u.a. wörtlich erklärt: "Ich
schließe aus, dass ich in der nächsten Geschäftsführung in den ORF
wechsle".
Wenn es Ihnen tatsächlich um den ORF und um seine Glaubwürdigkeit
geht - dann stehen Sie zu ihrem Wort. Wir fordern Sie auf - im
Interesse des ORF - Ihre Bewerbung zurückzuziehen.
Für die Redaktionen der Fi1, die Redakteurssprecher:
Dieter Bornemann, Lisbeth Bischoff, Eugen Freund, Barbara Seebauer,
Oliver Ortner, Harald Jungreuthmayer, Sabine Schuster, Christian
Stöger
Rückfragehinweis:
Dieter Bornemann
Redakteurssprecher Aktueller Dienst Fernsehen
Tel.: (01) 87878 12457
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