Linz (OTS) - Für 2012 wird ein leichter Anstieg von Beschäftigung
und Arbeitslosigkeit prognostiziert. Das AMS OÖ setzt für das
kommende Jahr seine Schwerpunkte in der Jugendausbildung und der
Qualifizierung älterer Arbeitskräfte. Vor allem Fachkurse werden im
Ausbildungsprogramm des AMS OÖ an Bedeutung gewinnen.
Quote sinkt auf 4,2%
Im heurigen Jahr erzielt Oberösterreich eine prognostizierte
Arbeitslosenquote von 4,2% - um 0,5 Prozentpunkte niedriger als 2010.
Österreichweit sinkt die Quote von 6,9% (2010) auf voraussichtlich
6,7% (2011). Das Forschungsinstitut Synthesis (Wien) rechnet für
kommendes Jahr mit einem Anstieg der Beschäftigung um 4.000 Personen
(2011: +13.100) und der Arbeitslosen um 1.100.
Schüler als Onlinekunden
Die Qualifizierung junger Jobsucher wird in den kommenden Jahren
einen Schwerpunkt in der Arbeit des AMS OÖ bilden. Gemeinsam mit dem
Land OÖ und den Sozialpartnern soll der Anteil der Jugendlichen
zwischen 20 und 25 ohne abgeschlossene Ausbildung bis 2015 auf
maximal 10 % reduziert werden. Die Jugendberatung in den
AMS-Geschäftsstellen und die Zusammenarbeit mit den Schulen haben
dabei einen hohen Stellenwert.
Mehrere Geschäftsstellen - darunter das AMS Linz - unterstützen
bereits Schülerinnen und Schüler der 9. Schulstufe intensiv bei der
Suche nach Lehrstellen: Über 400 Jugendliche in neun Schulen wurden
seit Oktober mit dem eAMS-Konto ausgestattet und online über 880
offene Lehrstellen informiert. Die gemeinsam mit dem Land OÖ
erstellte YOUTH MAP gibt ihnen zudem einen komprimierten Überblick
über alle Anlaufstellen zum Thema Qualifizierung und Beruf
(www.youthmap.at).
New Skills in AMS-Kursen
Das seit 2009 tätige Standing Committee on Jobs and New Skills
(besetzt mit Unternehmern sowie Experten aus HTLs, Fachschulen und
AMS) regt in seinem neuesten Bericht an, verstärkt auf Fachkurse zu
setzen und Qualifizierungen für Beschäftigte auch in Abendkursen
anzubieten. Zudem sollen Bildungsberatungen und Potenzialanalysen die
Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer optimieren. Zur besseren
Abdeckung nachgefragter Qualifizierungen soll in drei Bereichen
angesetzt werden:
* Qualitätssteigerung in der Erstausbildung
* Höherqualifizierung von Fachkräften
* Aktualisierung der beruflichen Kompetenzen von Beschäftigten und
Arbeitsuchenden
Das AMS OÖ plant für 2012 Förderungen für 71.700 Personen. In der
Hauptsache handelt es sich um Qualifizierungen (43.000), gefolgt von
Unterstützungsangeboten (25.000) und Beschäftigungsprojekten (3.700)
Maximale Auslastung
"Vermitteln und Qualifizieren sind die Kernkompetenzen des AMS OÖ",
betont Landesgeschäftsführerin Birgit Gerstorfer. "2012 setzen wir
Euro 120,4 Mio. an Fördermitteln ein. Neben den Ausbildungsangeboten
für Jugendliche wird die Qualifizierungsförderung für Beschäftigte
einschließlich den Qualifizierungsverbünden ein Schwerpunkt unserer
Förderaktivitäten sein."
Mag. Manfred Luger (IV)
Mitglied des Landesdirektoriums des AMS OÖ
Konjunktureller Tempoverlust und hohe Unsicherheit über weitere
Entwicklung
Nach neun Quartalen mit jeweils besserem Geschäftsverlauf endete im
Herbst 2011 die Erholungs- und Aufschwungphase in der heimischen
Wirtschaft. Wie die jüngste Konjunkturumfrage der
Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) bestätigt, führen
zahlreiche Störfaktoren und die negative Stimmung auf internationaler
Ebene zu einem deutlichen konjunkturellen Tempoverlust. Zusätzlich
führt das zu hoher Unsicherheit, was die weitere Entwicklung der
Auftragslage in den Betrieben im Jahr 2012 betrifft.
"Oberösterreich verfügt zwar nur über 17 Prozent der österreichischen
Bevölkerung, generiert aber 25 Prozent der industriellen
Wertschöpfung und ist für 27 Prozent der österreichischen Exporte
verantwortlich", hebt Mag. Manfred Luger die Bedeutung des
Wirtschaftsstandortes OÖ und insbesondere der Leitbetriebe als
Wohlstandsmotoren für das Land hervor: "Die 250 größten Unternehmen
Oberösterreichs beschäftigen insgesamt 270.000 Mitarbeiter. Diese
sind die Lokomotive der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes in
enger Vernetzung mit tausenden Klein- und Mittelbetrieben."
Fachkräftemangel als zentrales Zukunftsthema
Umso wichtiger ist es aus Sicht der oberösterreichischen Wirtschaft
und Industrie, die anstehenden Herausforderungen zielgerichtet und
konstruktiv in Angriff zu nehmen. "Der Fachkräftemangel wird in
Zukunft das mit Abstand größte strukturelle Problem für
Oberösterreich sein", erklärt Luger. Massiv verstärkt wird er durch
die Situation in Deutschland, wo in etwa 10 Jahren 5 Mio.
Arbeitskräfte fehlen werden. Oberösterreich profitierte in den
letzten 15 Jahren vom schwachen Wirtschaftswachstum und der hohen
Arbeitslosigkeit in Deutschland, wodurch in Oberösterreich auch
deutsche Mitarbeiter zur Verfügung standen. Heute und in den nächsten
Jahren wird sich dieser Sogeffekt umkehren.
Parallel dazu wird Österreich älter. Bereits heute leben hier -
gemessen an der Gesamtbevölkerung - 22 Prozent der Menschen mit einem
Lebensalter über 60 Jahren. Bis 2030 wird dieser Anteil auf 30
Prozent anwachsen, was bedeutet, dass zukünftig fast ein Drittel der
Bevölkerung nicht mehr im haupterwerbsfähigen Alter sein wird,
während immer weniger Junge in das Erwerbsleben einsteigen. Laut
Prognosen der OÖ. Landesstatistik wird diese Entwicklung die
Lehrberufe am dramatischsten treffen: Die Zahl der Lehrabschlüsse
wird von aktuell knapp 8000 auf nur mehr 6.000 bis zum Jahr 2020
sinken.
Die Vertreter der Wirtschaft im AMS OÖ wollen daher vor allem solche
Maßnahmen forcieren, mit denen das Arbeitskräftepotenzial besser
ausgeschöpft werden kann. "Dazu zählt einerseits die Sicherung
zukünftiger Lehrlinge", verweist Luger auf die jüngste
Fachkräftestudie der IV, wonach die Lehrabsolventen mit einem Anteil
von 51,9 Prozent den Großteil der qualifizierten technischen
Fachkräfte in der Industrie ausmachen. Die Attraktivierung und
Aufwertung des dualen Ausbildungssystems sei daher von größter
Bedeutung.
Ebenso muss es gelingen, die Frauenbeschäftigungsquote deutlich zu
erhöhen. "Die vorhandenen Potenziale an hochqualifizierten Frauen
dürfen nicht versickern", meint Manfred Luger, der vor allem in einer
Änderung bei der Berufsauswahl von typischen Frauenberufen und in der
Flexibilisierung von Kinderbetreuungseinrichtungen notwendige
Schritte sieht, um künftig mehr Frauen in Beschäftigung zu bringen:
"Von den nordischen Ländern lernen wir, dass diese Maßnahmen zu einem
höheren Beschäftigungsgrad der Frauen führen."
Darüber hinaus muss es auch Ziel sein, die Menschen in Österreich
allgemein länger im Erwerbsleben zu halten. An der Angleichung des
faktischen an das gesetzliche Pensionsantrittsalter wird kein Weg
vorbei führen. Österreich wird sich in Zukunft ein durchschnittliches
Pensionsantrittsalter von 58,9 Jahren einfach nicht mehr leisten
können - weder aufgrund des Fachkräftemangels, noch aus finanzieller
Sicht, was die Pensionskassen betrifft.
Schlussendlich kann und sollte aus Sicht der Industrie und Wirtschaft
auch das Potenzial der Migranten besser genutzt werden, um der
demographischen Entwicklung gegenzusteuern. "Gelungene Integration
erkennt, fördert und nutzt die Potenziale von Jugendlichen mit
Migrationshintergrund", so Luger.
Arbeitszeitflexibilität ist Wettbewerbsfaktor
Als zweite 'Großbaustelle' im Bereich der Beschäftigungspolitik sehen
die Vertreter der Wirtschaft im AMS OÖ das Thema
Arbeitszeitflexibilisierung. Die vorhandenen Modelle sind zu starr,
es braucht einerseits neue Altersteilzeitmodelle und andererseits
flexiblere Arbeitszeitkonten mit flexibler Gestaltungsmöglichkeit und
mindestens 2-jährigen Durchrechnungszeiten, wo in Spitzenzeiten
Zeitguthaben angesammelt und in Zeiten geringerer Auslastung wieder
abgebaut werden kann. "Wir leben in sehr volatilen Zeiten", erklärt
dazu Mag. Manfred Luger: "Die Betriebe brauchen flexiblere
Arbeitszeitmodelle, um im internationalen Wettbewerb wettbewerbsfähig
zu bleiben!"
Innovative AMS-Tools
Die Vertreter der Wirtschaft im AMS OÖ werden daher besonders jene
Instrumente forcieren, die zu einer Erhöhung der Beschäftigung
führen. Dazu zählen insbesondere innovative Qualifizierungsprogramme
wie z.B. die Facharbeiterkurzausbildung Metall und nun auch ganz neu
die Facharbeiterkurzausbildung Kunststofftechnik, die gemeinsam mit
dem Land Oberösterreich durchgeführt werden, aber auch die
Eingliederungsbeihilfe, die eine wichtige Förderung jener Unternehmen
darstellt, welche Über-45-jährige oder länger als 6 Monate beim AMS
Vorgemerkte einstellen. "Es ist gut, dass die Eingliederungsbeihilfe
auch 2012 einen wesentlichen Schwerpunkt haben wird", meint dazu
Luger.
Letztlich begrüßt er auch das neue Programm 'New Skills', das 2011
vom AMS-Vorstand übernommen und von den Bildungsträgern bfi und WIFI
als eigenes Programm weiterentwickelt wurde, um die Menschen besser
auf die Herausforderungen von morgen vorzubereiten. 'New Skills
verfolgt das Ziel, Beschäftigten und Arbeitssuchenden neues Wissen zu
vermitteln, letzteres allen Unternehmen zugänglich zu machen und das
Bewusstsein für Weiterbildung und Höherqualifizierung zu forcieren",
erklärt Luger. Aus Sicht der Wirtschaft und Industrie seien damit
'New Skills' auch ein wichtiger Beitrag, um die Vernetzung weiter
voranzutreiben.
Mag. Rudolf Moser (AK)
Mitglied des Landesdirektoriums des AMS OÖ
Integration statt Ausgrenzung
Wenn sich die Konjunktur eintrübt und die Arbeitsmarktentwicklung
verschlechtert, sind benachteiligte Gruppen des Arbeitsmarktes davon
besonders stark betroffen. In schwierigen Situationen muss die
Arbeitsmarktpolitik diesen von Ausgrenzung bedrohten Menschen
Unterstützung bieten. Ziel ist nicht die kurzfristige
Beschäftigungsaufnahme sondern eine nachhaltige Verankerung am
Arbeitsmarkt, eine Stabilisierung der Erwerbskarriere
'arbeitsmarktferner Personen'. Damit hat das AMS 2012 eine große
Herausforderung in den Mittelpunkt gerückt. Entscheidend dabei ist
die vielfältigen Problemlagen, die die meisten Menschen dieser
Zielgruppe aufweisen, zu berücksichtigen und zu bearbeiten; das
erfordert eine intensivere Betreuung dieser Menschen und eine gute
Zusammenarbeit des AMS mit anderen involvierten Institutionen.
Beschäftigungsperspektiven für ältere ArbeitnehmerInnen
Ein nahtloser Wechsel aus der Beschäftigung in die Pension wird immer
mehr zur Ausnahme. Ältere ArbeitnehmerInnen durchleben vielfach eine
lange Phase der Arbeitslosigkeit am Ende ihres Erwerbslebens. Die
angestrebte Erhöhung des faktischen Pensionsantrittsalters soll aber
nicht in einem massiven Anstieg der Altersarbeitslosigkeit enden. Die
Betriebe und die Politik sind daher gefordert, durch rechtzeitige
Gesundheitsförderung und Weiterbildung die Arbeits- und
Beschäftigungsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten. Die
Arbeitsmarktpolitik kann und muss diese Bemühungen fördern und
manches Versäumte bei den älteren Arbeitslosen nachholen. 'Zu alt für
den Arbeitsmarkt, zu jung für die Pension' - mit dieser 'Diagnose'
sind viele ältere Arbeitslose konfrontiert. In dieser Situation gilt
es rasch realistische Perspektiven aufzuzeigen und in
institutionenübergreifender Kooperation die Betroffenen zu
unterstützen. Die Gesundheitsstraße in ihrer bisherigen Form wird den
ursprünglichen Zielsetzungen nicht gerecht. Vor allem die
Pensionsversicherung ist gefordert, an zügigen, konstruktiven
Lösungen für die Betroffenen mitzuwirken (vor allem in Form von
beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen). Gesundheitliche Probleme, die
zur Invalidisierung führen, zeichnen sich über mehrere Jahre ab -
frühzeitige Reha-Maßnahmen würden den betroffenen ArbeitnehmerInnen
das unwürdige 'Ping-Pong-Spiel' zwischen AMS und Pensionsversicherung
ersparen. Vor allem bei den Menschen ohne Berufsschutz ist ein
verstärkter Einsatz rechtzeitiger beruflicher Reha-Maßnahmen eine
echte win-win-Situation für alle Beteiligten.
Ausbildungspotenziale der Jugendlichen fördern und ausschöpfen
Mit dem Jugendmasterplan haben wir in Oberösterreich ein klares
Bekenntnis aller relevanten Akteure dazu, möglichst allen
Jugendlichen eine zukunftsorientierte Ausbildung zu bieten (Anteil
der 20-24jährigen Jugendlichen, die maximal einen
Pflichtschulabschluss haben, soll bis 2015 unter 10% sinken). Trotz
der Vielzahl an Angeboten und Maßnahmen für Jugendliche ist der
Anteil der Jugendlichen ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den
letzten Jahren kaum gesunken. Durch Kooperation und Koordination
müssen wir unsere Unterstützungsangebote so gestalten, dass wir die
geeigneten Maßnahmen den 'richtigen' Jugendlichen anbieten und
speziell an den Schnittstellen zwischen Schule - Berufsausbildung -
Beschäftigung möglichst wenige Jugendliche 'verlieren'.
Rückfragehinweis:
Arbeitsmarktservice OÖ Dr. Walter Kofler Tel.: 0732/6963 DW 20220 mailto:walter.kofler@ams.at Für technische Fragen: Mag. Sigrid Prentner,0732/6963-20231, mailto:Sigrid.Prentner@ams.at
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