• 16.11.2011, 09:00:48
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Erholung der europäischen Bauwirtschaft verzögert sich - weiterer Rückgang für 2012 erwartet

Wien (OTS/WIFO) - Nach wie vor ist die Bauwirtschaft in Europa
durch das gesamtwirtschaftliche Umfeld und die Konjunktureintrübung
geschwächt. Eine nachhaltige Erholung ist im Durchschnitt der 19 vom
europäischen Bauforschungsnetzwerk Euroconstruct untersuchten Länder
derzeit nicht in Sicht. Euroconstruct erwartet für 2012 deshalb einen
weiteren Rückgang der Bauproduktion um 0,3%. Die europäische
Bauwirtschaft schrumpft damit das fünfte Jahr in Folge. Während der
Sektor in Portugal, Spanien, Großbritannien und Irland immer noch
unter den Nachwirkungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise leidet,
ist in den nordischen Ländern bereits eine stabile Erholung zu
verzeichnen. Auch für die österreichische Bauwirtschaft wird bis 2014
ein geringfügiges Wachstum erwartet.

Gemäß den Ergebnissen der 72. Euroconstruct-Konferenz, die am 9.
November in Paris stattfand, verzögert sich die Erholung der
Bauwirtschaft in Europa um ein Jahr - ein Wachstum wird somit erst
für 2013 erwartet. Zwar waren bereits Anfang 2011 erste Anzeichen
einer Erholung zu beobachten, die Verschärfung der Schuldenkrise und
die Unterbrechung des Aufschwungs im Jahr 2012 dämpfen jedoch die
Wachstumsmöglichkeiten des Sektors massiv. 2012 dürfte die
Bauproduktion deshalb in den 19 vom Forschungsnetzwerk Euroconstruct
untersuchten Ländern insgesamt um 0,3% schrumpfen - das fünfte Jahr
in Folge. 2013 und 2014 sollte sie wieder um etwa 1,8% bis 2%
wachsen, rascher als das Bruttoinlandsprodukt. Das Vorkrisenniveau
wird jedoch bei weitem noch nicht erreicht.

Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Ländern des
Euroconstruct-Netzwerks: In den nordischen Ländern (Dänemark,
Finnland, Norwegen, Schweden) wurde der Tiefpunkt der Baukonjunktur
bereits 2010 (oder früher) erreicht, und auch in Mitteleuropa
entwickelt sich die Bauwirtschaft sehr stabil; das Wachstum ist hier
jedoch etwas niedriger als in den skandinavischen Ländern. Mit
Ausnahme Polens, dessen Bausektor ausgesprochen dynamisch ist,
zeichnet sich in Ostmitteleuropa noch keine Rückkehr auf einen
Wachstumspfad ab. Am ungünstigsten sind die Aussichten jedoch
weiterhin in den südlichen Ländern Spanien, Italien und Portugal
sowie in Irland und Großbritannien - der Tiefpunkt wird in diesen
Ländern frühestens 2012 erreicht.

Zwar sind in einigen Ländern gemeinsame Tendenzen zu erkennen, der
Erholungsprozess ist dennoch stark länder- und vor allem auch
spartenspezifisch. Im Durchschnitt der 19 Euroconstruct-Länder trug
die Sanierungsaktivität zur Stabilisierung während und nach der Krise
ebenso bei wie dank der öffentlichen Konjunkturbelebungsprogramme
auch der Tiefbau (bis 2009). Ab 2013 werden mehr Impulse aus dem
Neubau (insbesondere Hochbau, d. h. Wohnbau und sonstiger Hochbau)
erwartet, wenn auch die Sanierung weiterhin eine wichtige Rolle
spielen wird (Übersicht 1).

Ähnlich diesem europäischen Trend ist auch in Österreich für 2011
und 2012 ein mäßiges Wachstum der Bauwirtschaft von 0,7% zu erwarten,
das sich 2013 etwas beschleunigen wird, weil sich das
gesamtwirtschaftliche Umfeld verbessern sollte. Getragen wird dieses
Wachstum vor allem durch den Hochbau. Während im Wohnbau die
Sanierung eine größere Rolle spielt, wächst im sonstigen Hochbau der
Neubau etwas stärker. Das Potential für den Tiefbau bleibt aufgrund
des öffentlichen Sparkurses schwach.

Übersicht 1: Bauvolumen nach Sparten in den Euroconstruct-Ländern
2008/2014 - auf der WIFO-Website (
http://www.wifo.ac.at/wwa/jsp/index.jsp?&fid=12 )

Hinweis: Bauforschung im Rahmen des Euroconstruct-Netzwerkes

Dem Euroconstruct-Netzwerk gehören Bau- und
Konjunkturforschungsinstitute aus 19 europäischen Ländern an,
darunter auch das WIFO. Zweimal jährlich werden im Rahmen einer
Konferenz Analysen und Prognosen zur Baukonjunktur und zur
Entwicklung in den einzelnen Sparten (Wohnbau, sonstiger Hochbau,
Tiefbau) vorgelegt.

Als die "19 Euroconstruct-Länder" werden hier 15 westeuropäische
Länder (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich,
Portugal, Schweden, Schweiz und Spanien) und 4 ostmitteleuropäische
Länder bezeichnet (Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn).

Rückfragehinweis:
Mag. Andrea Kunnert
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung - WIFO
Tel. +43 1 798 26 01-478 * Fax. +43 1 798 93 86
Andrea.Kunnert@wifo.ac.at

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