• 11.11.2011, 09:46:12
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  • OTS0075 OTW0075

Wiener Kaffeehauskultur ist immaterielles Kulturerbe der UNESCO

Wien (OTS) - Die Wiener Kaffeehauskultur als "typische
gesellschaftliche Praxis" ist seit gestern, Donnerstag, offiziell in
das Verzeichnis des nationalen immateriellen Kulturerbes der UNESCO
aufgenommen. Die entsprechende Urkunde wurde durch die Präsidentin
der Österreichischen UNESCO-Kommission, Eva Nowotny, im Cafe Weimar
überreicht.

"Die Tradition der Wiener Kaffeehauskultur reicht bis an das Ende
des 17. Jahrhunderts zurück und ist durch eine ganz spezielle
Atmosphäre geprägt. Typisch für ein Wiener Kaffeehaus sind
Marmortischchen, auf denen der Kaffee serviert wird, Thonetstühle,
Logen, Zeitungstischchen und Details der Innenausstattung im Stil des
Historismus. Die Kaffeehäuser sind ein Ort, in dem Zeit und Raum
konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht", so
die Beschreibung der Kaffeehauskultur seitens der Kommission.

Damit ist die Kaffeehauskultur das mittlerweile dritte nationale
Kulturerbe aus Wien: die Wiener Ballkultur und das "Wiener Dudeln"
(Heurigengesang) sind bereits vertreten.

Seit 1683

Als Geburtsstunde der Wiener Kaffeehauskultur gilt das Jahr 1683. Der
Wiener Georg Franz Kolschitzky (1640-1694) soll laut Überlieferung
als erster die Erlaubnis zum Kaffeeausschank bekommen haben. Zwar
gibt es dafür keine Belege, eine Gasse im 4. Bezirk sowie ein Denkmal
Ecke Favoritenstraße/Kolschitzkygasse erinnern aber an ihn. Als
tatsächlicher "Gründer" gilt Johannes Diodato (1640-1725), der 1685
das erste historisch verbürgte Kaffeehaus eröffnete. Er ist mit einem
eigenen Park verewigt, ebenfalls in der Wieden. Zu wichtigen
Meilensteinen in der Wiener Kaffeehaus-Geschichte zählen unter
anderem das Auflegen von Zeitungen - das Kramersche Kaffeehaus am
Graben tat dies erstmals 1720 - und die Erlaubnis, warme Speisen und
alkoholische Getränke zu servieren. Die durch Napoleon verhängte
Handelssperre mit England, die ab 1808 auch Österreich betraf, trieb
den Zoll auf Kaffeebohnen in schwindelerregende Höhen - es mussten
Alternativen gefunden werden, um den Kaffeehäusern das Überleben zu
sichern. Damit war auch der Begriff Kaffee-Restaurant geboren. In den
letzten 328 Jahren hat sich auch diese Maßnahme ausgezahlt: Heute
gibt es laut Wirtschaftskammer 1.083 Kaffeehäuser, 900
Kaffee-Restaurants sowie 181 Kaffee-Konditoreien in Wien. Eine
Beschreibung der Geschichte des Kaffeehauses in Wien bietet die
Website des Klubs der Wiener Kaffeehausbesitzer
(http://www.kaffeesieder.at), der Antragsteller zur Aufnahme der
Kaffeehauskultur in das nationale Kulturerbe war.

Immaterielles Kulturerbe

Neben dem materiellen Welterbe der UNESCO - die Konvention besteht
seit 1972 - gibt es seit 2003 auch das immaterielle Kulturerbe. Diese
Konvention beinhaltet "identitätsstiftende Praktiken", darunter
mündliche Überlieferungen, darstellende Künste, gesellschaftliche
Praktiken, Wissen in Bezug auf die Natur und traditionelle
Handwerkstechniken. Österreich ist seit 2009 Vertragsstaat dieses
Übereinkommens mit der UNESCO. Die Vertragsstaaten verpflichten sich
darin, Maßnahmen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes zu
setzen. Ein Fachbeirat, bestehend aus ExpertInnen sowie
VertreterInnen des Bundes und der Bundesländer entscheidet über die
Aufnahme eingebrachter Anträge in das österreichische Verzeichnis.
Einmal im nationalen Verzeichnis, können diese vom Fachbeirat auch
für die Internationale Liste nominiert werden. Mehr Informationen
unter http://immaterielleskulturerbe.unesco.at/ . (Schluss) kad

Rückfragehinweis:

PID-Rathauskorrespondenz:
   www.wien.gv.at/rk/
   Mag. Erwin Kadlik 
   Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (MA 53)
   Telefon: 01 4000-81083
   E-Mail: erwin.kadlik@wien.gv.at

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