Wien (OTS) - Am 9. November findet der internationale "Tag der
Erfinder" statt. Im Technischen Museum Wien sind viele
österreichische Erfindungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu sehen.
Die Habsburgermonarchie war ein Staat mit außerordentlichen
regionalen Unterschieden in der Ökonomie. Einige Gebiete waren
bereits vor der Industrialisierung gewerblich hoch entwickelt und
lagen damit weit über dem europäischen Durchschnitt. Seit dem Anfang
des 19. Jahrhunderts leisteten Erfinder in Österreich wesentliche
Beiträge zum technischen Fortschritt. Im Technischen Museum Wien
werden diese Erfindungen und Dokumentationen der österreichischen
Technikgeschichte für die Nachwelt bewahrt und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht.
Josef Madersperger
Der Schneider Josef Madersperger (1768-1850) stammte aus Kufstein
in Tirol und wanderte nach Wien aus. Madersperger befasste sich
jahrzehntelang mit dem Bau einer Nähmaschine. Damit zählt er mit
einigen Zeitgenossen aus England, Frankreich und Deutschland zu den
Pionieren der Mechanisierung des Nähens. 1815 erhielt er ein Privileg
(Patent) auf einen solchen Apparat, das er aber nicht nützte.
Madersperger baute mehrere Prototypen seiner "Nähhand", den letzten
schenkte er 1838 dem Wiener Polytechnischen Institut. Die "Nähhand
befindet sich heute in der Sammlung des Technischen Museums Wien.
Peter Mitterhofer
Peter Mitterhofer, der gelernte Tischler (1822-1893) aus
Partschins in Südtirol fertigte zwischen 1864 und 1869 fünf
Schreibmaschinen, davon zwei überwiegend aus Holz, welche damals den
fortschrittlichsten Stand der Technik verkörperten. Um Unterstützung
für seine Entwicklung zu erlangen, wanderte Mitterhofer 1866 mit
einem dieser Schreibgeräte zu Fuß nach Wien und erhielt Geld für die
Herstellung eines weiteren Prototyps. 1870 stellte er auch diesen in
Wien vor, er wurde vom Kaiser angekauft und an das Polytechnische
Institut abgetreten. Mitterhofer erlebte noch, wie die
Schreibmaschine in den USA zu einem massenhaft gefertigten Gegenstand
wurde. Das "Modell-Wien", eine Schreibmaschine aus Holz von 1864, ist
im Museum ausgestellt.
Josef Ressel
Österreich ist heute ein Binnenland und war auch vor 1918 keine
große Seemacht. Bemerkenswert sind aber die Beiträge zur Förderung
der Schifffahrt wie auch zur Nutzung der Wasserkraft. Josef Ressel
(1793-1857) aus Chrudim in Böhmen befasste sich, neben vielen anderen
Erfindungen, mit einer Schraube zum Antrieb von Dampfschiffen. Ressel
war zwar nicht der erste, der sich mit Schiffsschrauben befasste, er
schuf jedoch ihre moderne Form und sorgte für eine optimale
Anbringung am Schiffsrumpf.
Viktor Kaplan
Ein wichtiger Beitrag zur rationalen Nutzung der Wasserkräfte
stammt von Viktor Kaplan (1876-1934) aus Mürzzuschlag in der
Steiermark. Aus den überkommenen Francis-Turbinen entwickelte er eine
Turbine mit drehbaren Schaufeln, welche sich für den Einsatz in
größeren Flüssen mit geringem Wassergefälle eignete. Die ersten
Vorläufer baute die Firma Ignaz Storek in Brünn. Nach einigen
Rückschlägen gelang es in den folgenden Jahren, die "Kaplan-Turbine"
als Innovation durchzusetzen.
Carl Ritter von Ghega
Das Massen-Verkehrsmittel des 19. Jahrhunderts waren die
Eisenbahnen. In der Habsburgermonarchie erlangte die Verbindung zum
Hafen Triest große Bedeutung. 1849 wurde begonnen, eine Bahnstrecke
über den Semmering zu bauen, die von Carl Ritter von Ghega
(1802-1860) geplant wurde. Auf dieser technisch anspruchsvollen
Strecke über die Alpen mussten große Steigungen mit kleinem
Kurvenradius bewältigt werden. Eine Lokomotive, welche diesen
Ansprüchen gerecht wurde, stammte von Wilhelm Freiherrn von Engerth
(1814-1884).
Ferdinand Porsche
Die Entstehung des Automobils als Massenverkehrsmittel ist
wesentlich mit dem Namen von Ferdinand Porsche (1875-1951) verbunden.
Der Sohn eines Spenglers aus dem böhmischen Maffersdorf begann seine
Laufbahn bei der Vereinigten Elektrizitäts AG in Wien und wechselte
dann zur Wiener Hofkutschenfabrik Lohner. Auf der Weltausstellung in
Paris 1900 wurde ein Lohner-Fahrzeug ausgezeichnet, für das Porsche
den Antrieb entwickelt hatte. Dieser "Lohner-Porsche" gilt als
Beispiel für österreichische Pionierleistungen auf dem Gebiet
"Elektroantriebe" und war seiner Zeit weit voraus: Sein
ausgeklügeltes Antriebssystem beeinflusste Jahrzehnte später jenes
des "Lunarmobils" maßgeblich.
Igo Etrich
Mit frühen Flugversuchen in den Anfängen der Luftfahrt befassten
sich Wilhelm Kress (1836-1913) und Igo Etrich (1879-1967). Der in St.
Petersburg geborene Kress, ein gelernter Klavierstimmer, übersiedelte
um 1873 nach Wien. 1901 unternahm er auf einem Stausee unweit von
Wien einen Flugversuch mit einem motorisierten Wasserflugzeug, wobei
er beinahe ertrank. Etrich war der Sohn eines Textilfabrikanten aus
Böhmen. Um eine geeignete Form für Flugzeugflügel zu finden, ließ er
Vögel, Fische und Pflanzen-Flugsamen untersuchen. Sein bekanntestes
Modell erhielt aufgrund seiner besonderen Flügelform später die
Bezeichnung "Taube" und ist im Museum zu sehen.
Carl Auer von Welsbach
Gleichermaßen als Naturwissenschafter, Erfinder und Unternehmer
machte sich Carl Auer von Welsbach (1858-1929) einen Namen. Er
studierte in Wien und Heidelberg Chemie und befasste sich mit einer
Gruppe von Metalloxiden, den "seltenen Erden". 1885 fand er zwei neue
chemische Elemente, die er Praseodym und Neodym nannte. Als Resultat
seiner Forschungen entwickelte er neuartige Leuchtkörper, die
"Auer-Brenner" oder "Glühstrümpfe", und gründete in Atzgersdorf bei
Wien eine Fabrik zu ihrer Erzeugung. Außerdem konstruierte er
elektrische Glühlampen mit Leuchtfäden aus den hochschmelzenden
Metallen Osmium und Wolfram. 1903 ließ er eine Legierung aus Cer und
Eisen patentieren, zur Produktion dieses "Auer-Metalls" gründete er
einen Betrieb in Treibach in Kärnten. Bis heute werden daraus
Zündsteine für Feuerzeuge hergestellt.
Buchtipp:
Hubert Weitensfelder, "Die großen Erfinder", Marixverlag, 2009.
Rückfragehinweis:
Technisches Museum Wien Mag. Barbara Hafok Mariahilfer Straße 212, 1140 Wien Tel. 01/899 98-1200 barbara.hafok@tmw.at www.technischesmuseum.at/presse
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