• 06.11.2011, 12:17:24
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Großes Interesse an interreligiöser Fachtagung

Renommierte WissenschaftlerInnen erörtern die Dialektik zwischen Säkularismus und Religionsunterricht Wien (OTS) - Am 3. und 4.11.2011 fand im Hochschulstudiengang für das Lehramt für islamische Religion an Pflichtschulen (IRPA) eine Tagung zum Thema "Religionsunterricht und säkularer Staat" statt. Nach den Begrüßungsreden der Leiterin der IRPA, Mag.a Amena Shakir, dem Präsidenten der Glaubensgemeinschaft, Dr. Sanac, und des Staatssekretärs für Integration, Herrn Sebastian Kurz wurde die Tagung mit hochrangigen WissenschaftlerInnen aus den Disziplinen der Pädagogik, Politik, Theologie, Philosophie, Rechtwissenschaften und Kommunikationswissenschaften durchgeführt. Betont wurde von unterschiedlichen ReferentInnen die Bedeutung des Religionsunterrichts im säkularen Staat als wesentlicher Bestandteil der Allgemeinbildung von jungen Menschen. Mag.a Amena Shakir betonte in ihren Worten: "Es ist gerade die öffentliche Schule, in welcher die SchülerInnen am eigenen Leibe erleben und erfahren, dass sie mit ihren unterschiedlichen Bekenntnissen oder nicht-Bekenntnissen eine Gruppe, eine Klasse, eine Gemeinschaft darstellen, sie lernen gemeinsam alle anderen Unterrichtsdisziplinen (Deutsch, Mathe, Englisch etc.) - haben aber als Individuen durchaus unterschiedliche Vorstellungen und Einstellungen - und auch religiöse Bekenntnisse." Der Integrationsstaatssekretär Herr Sebastian Kurz bestätigte diese Dimension und ergänzte: "Religion kann als ein erster wichtiger Anker in einer noch unbekannten Gesellschaft dienen und erleichtert die erlebten Veränderungen. Daher kann und darf der Faktor Religion bei der Entwicklung von Integrationsstrategien nicht übersehen werden." Eröffnet wurde die erste Podiumsdiskussion von Prof. DDr. Karl Klement (Präsident der Vorsitzendenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen Österreichs) mit dem Thema "Religion und säkularer Staat". Dabei sprach Prof.in Susanne Heine (Fakultät für Evangelische Theologie an der Universität Wien) über die Emanzipationsgeschichte der evangelischen Minderheitenkonfession, die teilweise historische Parallelen mit der heutigen islamischen Geschichte aufweist. So durften Kirchtürme wie heute die Minarette nicht errichtet werden. "Konflikte entstehen dort, wo sich der religiöse Kompetenzen und religionsstaatliche Kompetenzen anmaßt", so Prof. Heine. Prof. Richard Potz, Professor am Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht an der Universität Wien, stellte die verschiedenen europäischen Modelle des Religionsunterrichts vor und erinnerte am Ende seiner Ausführungen daran, dass die Materie des Religionsunterrichts in den meisten europäischen Staaten immer wieder zu Turbulenzen führe und die Auseinandersetzung mit dieser Thematik noch vieler weiterer Reflektionen bedürfe. Der in Budapest lehrende Politikwissenschafter Prof. Anton Pelinka sprach sich für einen neutralen Staat aus, der sich als Instanz verstehe die mit unterschiedlichen Religionen in den Dialog trete. Er verwies darauf, dass in Österreich die Religionsgemeinschaften staatlich anerkannt seien und ihren jeweils eigenen Wahrheitsanspruch beanspruchten. Pelinka verdeutlichte, dass Religion bewusst im Bereich der öffentlichen Schule sichtbar gemacht werden solle, da "der konfessionell neutrale Staat" die Vorteile dieses Systems erkenne, die der Bewahrung des Gemeinwohls einer pluralistischen Gesellschaft dienten. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Dr. Peter Schipka, befürwortete in seinem Referat das in Österreich vorherrschende Kooperationsmodell zwischen den Religionsgemeinschaften und staatlichen Instanzen und betonte: "Weil beide demselben Menschen dienen, ist es besser, wenn beide zusammenwirken" Prof. Paul M. Zulehner von der Universität Wien präsentierte die Ergebnisse seiner Langzeitstudie "Religion im Leben der Österreicher 1970-2010", welches die rapide Modernisierung der MuslimInnen analysiert. MuslimInnen der zweiten Generation lebten viel moderner als ihre Elterngeneration und zeigten sogar in bestimmten Bereichen modernere Einstellungen als der Durchschnitt der österreichischen Gesellschaft, so Zulehner. In diesem Zusammenhang stellte er den anwesenden muslimischen ReligionspädagogInnen die Frage, wie MuslimInnen diese Ergebnisse für sich selbst interpretierten bzw. wie muslimische Einrichtungen darauf reagierten. Am zweiten Tag der Tagung sprach sich Prof. Garcia Sobreira-Majer von der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule für eine Kooperation zwischen den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften aus, die zu einem stärkeren Vertrauen zwischen den Angehörigen verschiedener Religionsgemeinschaften führe. Dies zeigten die langjährigen Austauschprogramme zwischen DozentInnen und StudentInnen der KPH und der IRPA. Weiters befürwortete er den konfessionellen Religionsunterricht, da Werte wie Identität, Heimatgefühl und Demokratie gefördert würden. Dr. Heribert Bastel, Institutsleiter an der Kirchlich Pädagogische Hochschule Wien, präsentierte in seinem Referat sechs Thesen, die aufzeigten, welche positiven Auswirkung die Einrichtung von konfessionellem Religionsunterricht im säkularen Staat habe und zitierte dabei u.a. den französischen Staatspräsidenten Sarkozy: "Der Staat hat Interesse an einer von religiösen Überzeugungen inspirierten moralischen Reflexion. Einer Reflexion des Menschen, die auf Transzendenz gegründet ist. Im Panel "Die Schule als Ort des Interreligiösen. Zur Rolle des Religionsunterrichts" erklärte Prof. Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche, dass der Religionsunterricht eine "Begegnungen von lebendigen Religionen" sei und setze mit folgenden Worten fort: "Ich begegne dir, um mich zu verstehen und zu erfassen. Das Eigene wird durch das Andere definiert." Der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Prof. Martin Jäggle, erläuterte, dass Werte nicht kognitiv vermittelbar seien, da sie gelebt werden müssten. Es gehe im konfessionellen Religionsunterricht an der öffentlichen Schule um eine Integration religiösen Erlebens im Alltag der Schülerinnen und Schüler. Prof. Bülent Ucar von der Universität Osnabrück plädierte in seinem Referat für einen moderaten, erkenntnisorientieren und informierenden Religionsunterricht. Das Integrationsstaatssekretariat des Bundesinnenministeriums trat als Hauptsponsor der Veranstaltung auf. Weiters wurde die Veranstaltung vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten unterstützt. HINWEIS: Fotos von der Fachtagung finden Sie auf der Website der IRPA (www.irpa.ac.at) Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service, sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at Rückfragehinweis: Melek Tekin, Bakk.phil. Stellvertretende Leiterin für die Administration ~ Telefon: 0043 1 867 44 00 - 10 Fax: 0043 1 867 44 00 - 17 E-Mail: melek.tekin@irpa.ac.at ~ Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/13366/aom *** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT *** OTS0027 2011-11-06/12:17 061217 Nov 11

Mag.a Amena Shakir, Leiterin der IRPA (rechts) und Sebastian Kurz, Staatssekretärs für Integration (links)

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