• 27.10.2011, 10:34:54
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KONSUMENT: Olivenöl im Test - Bittere Wahrheiten

VKI-Geschäftsführer Floss: Oft wird Spitzenqualität deklariert, aber nicht geliefert

Wien (OTS/VKI) - Vor vier Jahren zog der Verein für
Konsumenteninformation (VKI) bei einem Test zu 18 Olivenölen eine
bittere Bilanz: Die Hälfte der getesteten Öle der höchsten
Qualitätsklasse nativ extra wurde wegen Verdacht auf unerlaubte
Wärmebehandlung aus der Wertung genommen. Diese ermöglicht, leicht
fehlerhafte Öle qualitativ zu "verbessern". Kein einziges Produkt war
zudem frei von Schadstoffen wie Weichmacher und polyzyklische
aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Was hat sich seitdem geändert? Wie genau nimmt es die Industrie
mit ihrer Verantwortung gegenüber Verbrauchern? Nicht allzu genau,
wie die aktuelle Erhebung des VKI zu 15 Olivenölen zeigt: Fünf Öle,
die als nativ extra gekennzeichnet sind, bestanden die Prüfung eines
akkreditierten Expertenpanels nicht: Carapelli, Natürlich für uns,
Montolivo, Rapunzel und S-Budget. Laut den vom VKI beauftragten
Experten des Deutschen Olivenöl Panels (DOP) handelt es sich hierbei
um Öle zweiter Güteklasse. Darüber hinaus vergab der VKI bei den
Olivenölen von S-Budget und Spar Natur Pur kein Testurteil, da der
Verdacht auf Wärmebehandlung oder mangelnde Frische besteht.
"Spitzenqualität wird deklariert, aber nicht geliefert", kritisiert
VKI-Geschäftsführer Ing. Franz Floss. "Das ist besonders ärgerlich,
da es sich bei Olivenöl um ein Produkt handelt, das als
gesundheitsfördernd empfohlen wird. Wir werden daher auch in Zukunft
nicht locker lassen und weiterhin Olivenöle testen."

Unerlaubte Manipulationen sind das eine, gesundheitsschädliche
Inhaltsstoffe das andere: Auch dieses Mal wurden die Olivenöle auf
Schadstoffe wie Weichmacher und PAK untersucht. Kein einziges Öl ist
frei von Schadstoffen, wenn auch viele nur knapp über der
Bestimmungsgrenze liegen. Dennoch: "Weder PAKs noch Weichmacher
sollten in Olivenöl enthalten sein", kritisiert
VKI-Ernährungswissenschafterin Mag. Nina Zellhofer. "In jedem Öl sind
ein bis drei Weichmacher nachzuweisen. Insbesondere Altis, Natürlich
für uns und Rapunzel fallen negativ auf. Hier wurde der für
Lebensmittel festgelegte Migrationswert von 1,5 mg/kg überschritten."
PAK wiederum finden sich zwar mittlerweile überall in der Natur und
somit auch in den getesteten Olivenölen. Bei der Anzahl gibt es aber
große Unterschiede: Im besten Fall stecken nur vier verschiedene PAK
im Öl (Altis, Conte de Cesare, Echt Bio), im schlechtesten ist es ein
"Cocktail" von insgesamt sieben Substanzen (Bertolli, Ja! Natürlich
und Natürlich für uns). Zellhofer: "Damit zeigt sich, dass es
durchaus Hersteller gibt, die in der Lage sind, die Belastung gering
zu halten."

Nach traditioneller Art gepresst?

Die Herkunft des Produktes bzw. der Rohstoffe ist für viele
Konsumenten erfahrungsgemäß von großer Bedeutung. Hier gibt es in
Sachen Kennzeichnung kaum etwas zu beanstanden. Die Früchte kommen in
der Tat aus jenen Ländern, die auf den Flaschenetiketten vermerkt
sind: Griechenland, Italien und Spanien. Teils wird auch die EU als
Herkunftsort genannt, wobei es sich hierbei um sogenannte
"Mittelmeermischungen" handelt. Weniger gut sieht es dagegen bei den
ausgelobten Hinweisen zur Ölgewinnung aus. Die Aussage, dass Ja!
Natürlich und Iliada ihr Olivenöl tatsächlich noch nach
traditioneller Art pressen, genossen die Tester mit Vorsicht. Und in
der Tat: Auf Anfrage des VKI hin musste Ja! Natürlich zugeben, dass
die Angabe am Etikett fehlerhaft ist. Die Antwort von Iliada steht
hingegen noch immer aus. Hier zog man es bislang vor, zu schweigen.

Gutes Olivenöl zum Diskonterpreis?

Echt Bio, erhältlich bei Penny, erzielte als bestes Produkt im
Test eine "gute" Gesamtwertung. Mit 7,99 Euro pro Liter liegt es im
preislichen Mittelfeld der 15 getesteten Olivenöle. Diese sind im
Handel zwischen 3,45 und 12,98 Euro erhältlich. Aber lässt sich um
einen solchen Preis gutes Olivenöl produzieren und nachhaltig
wirtschaften? Bis ein Ölbaum Früchte trägt, dauert es Jahre und
selbst dann wirft dieser nicht mehr als 20 Kilo Oliven ab. Für einen
Liter Öl braucht es aber fünf Kilogramm Früchte, ergo macht dies vier
Flaschen Olivenöl pro Baum. "Bezieht man sämtliche Kostenfaktoren mit
ein, die sich bei Produktion, Transport und Vertrieb ergeben, stellt
sich die Frage, wie dies bei einem Preis um rund vier Euro machbar
ist", so Floss. "Zumindest eines ist aber sicher: Mindere
Oliven-Qualitäten zu verarbeiten, mit unerlaubten Mitteln
nachzuhelfen und darauf zu hoffen, dass es die Kunden nicht merken,
ist der falsche Weg."

Alle Details zum Test gibt es in der Novemberausgabe des
Testmagazins KONSUMENT und unter www.konsument.at. Fragen zum Thema
Ernährung beantwortet der VKI auch unter der Hotline 0810 810 227
(Mo-Fr 9-15 Uhr, aus ganz Österreich Euro 0,0676/min), die in
Zusammenarbeit mit dem Fonds Gesundes Österreich betrieben wird.

Rückfragehinweis:
Verein für Konsumenteninformation/Testmagazin "Konsument"
Mag. Andrea Morawetz, Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 01/588 77 - 256
mailto:amorawetz@vki.at
www.konsument.at

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