- 18.10.2011, 09:20:30
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Ungarn politisch in Gefahr: offener Brief an Barroso und Van Rompuy
Wien (OTS) - Es beginnt ja immer still und leise und geht immer
weiter. Angriffe auf die Medienfreiheit - und jetzt auf die
Theaterwelt. Bis vor kurzem hatte Budapest ein "Neues Theater" mit
einem Intendanten, der es 13 Jahre lang ausgezeichnet führte. Jetzt
heißt das Theater auf Wunsch seines neuernannten Chefs
"Heimatfronttheater" und wird von einem zweitklassigen Schauspieler
geführt, der sich selbst als rechtsradikal bezeichnet und in seine
Bewerbungsunterlagen so viel von nationalsozialistischer Ideologie
und "Kunst"-Idee einfließen ließ, dass man sich des Gefühls nicht
erwehren kann, ein Dokument aus den 1930er Jahren in Händen zu
halten. Der Mann wurde vom Budapester Oberbürgermeister eingesetzt,
obwohl seine Bewerbung in der Bestellungskommission 6 zu 2 abgelehnt
worden war und er kündigte an, dass er nunmehr in diesem Theater nur
national gesinnte Stücke spielen werde, die "die Einheit des Landes
fördern", zum Beispiel Stücke eines gewissen Isztvan Csurka - weit
über Ungarns Grenzen hinaus als rabiater Antisemit bekannt. Diesen
Herrn Csurka hat der neue Direktor auch gleich zum neuen Intendanten
ernannt und die Saison will er mit zwei Csurka-Stücken eröffnen. Ja -
es dreht sich nur um ein Theater - aber es ist ein verheerendes und
alarmierendes Signal.
Ungarn bewegt sich seit dem Wahlsieg des Herrn Orban unaufhaltsam
in Richtung Faschismus - und die EU schaut einfach zu.
Die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus, im Zuge
dessen unzählige Menschen, Juden, Roma, Homosexuelle, aus ihrer
Heimat und in den sicheren Tod getrieben wurden begann still und
leise, und setzte sich in Windes Eile mit all ihren zulänglich
bekannten, verheerenden Auswirkungen durch.
Sie, Herr Barroso und Sie, Herr van Rompuy haben die
Verpflichtung, sich deutlich und bestimmt gegen politische
Entwicklungen auszusprechen, die von Menschenverachtung und Hass
geprägt sind und für Minderheiten eine Bedrohung darstellen. Wir
erwarten von Ihnen, solchen Ideologien mit aller Vehemenz entgegen zu
treten, sie im Keim zu ersticken und dafür zu sorgen, dass die
Europäische Union den ihr erteilten friedenserhaltenden und
friedensstiftenden Auftrag erfüllt.
Wir haben die EU als Chance begrüßt, ein für allemal ein Europa
frei von Diktatur und Unterdrückung, frei von Verfolgung und
Rassismus zu schaffen. Was wir jetzt erleben ist eine EU, in der
Menschen diskriminiert und verfolgt werden, Rassismus und
Antisemitismus staatlich gefördert werden und nichts geschieht.
In dieser EU fühlen wir uns nicht zu Hause!
Susanne Scholl, Lili Kolisch, Evelyn Böhmer-Laufer, Berta Pixner,
Ruth Bachmayer
Rückfragehinweis:
Susanne Scholl
susannescholl@hotmail.com
www.susannescholl.at / blog.susannescholl.at
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