• 12.10.2011, 10:34:48
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Römische Soldaten aus Carnuntum im Marchfeld

Das Österreichische Archäologische Institut erforscht ein riesiges Römerlager bei Engelhartstetten im Marchfeld

Archäologische Grabungen im Römerlager von Engelhartstetten im Marchland.

Wien (OTS) - Das Marchfeld ist für seinen Spargel, das Gemüse und
die Schlösser bekannt. Die "Genussregion" und Kornkammer Österreichs
bietet heute ein beschauliches, landschaftlich reizvolles Bild und
ist ein beliebtes touristisches Ausflugsziel.
Wer würde dabei denken, dass in der Römerzeit vor über 1800 Jahren
das Marchfeld ein militärisches Aufmarschgebiet von höchster
strategischer Bedeutung war?

Wir schreiben die Jahre um 166 bis 180 nach Christus. Erstmals
nach Jahrzehnten des Friedens wird das römische Reich von Norden
bedroht. Germanen bereiten eine Invasion entlang der Bernsteinstraße
von Gebieten im heutigen Mähren (Tschechische Republik) und der
Slowakei bis nach Rom vor. Als Reaktion darauf werden in Carnuntum
starke Truppenverbände zusammengezogen.

Ein internationales Forscherteam, gemanagt von Dr. Stefan Groh,
dem Leiter des Fachbereichs "Zentraleuropäische Archäologie" am
Österreichischen Archäologischen Institut, ist dabei, die wichtigste
römische Militärbasis nördlich von Carnuntum zu untersuchen. Das
Projekt wird vom Land Niederösterreich gefördert. Am linken Donauufer
befindet sich bei Engelhartstetten im Marchfeld ein über 47 ha großes
römisches Militärlager (Größe entspricht 70 Fußballfeldern). Mit
modernsten Methoden wird hier Geschichte geschrieben. Anhand von
Grabungen und geophysikalischen Messungen sind Details des Lagers von
Engelhartstetten erkennbar: Es ist mit einem 2700 m langen, 3 m
breiten und über 1 m tiefen Graben befestigt und besitzt mehrere
Tore. Alleine für die Anlage dieser Gräben mussten die römischen
Soldaten über 4000 m3 Erde bewegen.

Im Römerlager von Engelhartstetten war Platz für 2 Legionen, das
sind bis zu 11 000 Soldaten. Diese Soldaten setzten von Carnuntum aus
über die Donau und sammelten sich im Lager von Engelhartstetten. Die
Auswertung von digitalen Airborne-Laserscandaten des Landes
Niederösterreich ergab sensationelle Ergebnisse: Das riesige Lager
muss in der Römerzeit auf einer Insel in den Donauauen gelegen haben.
Diese Position bot einen natürlichen Schutz, der Lagergraben war eine
zusätzliche Befestigung.

Heute können wir sagen, dass von Engelhartstetten aus Feldzüge der
Römer gegen die Germanen geplant und umgesetzt wurden. Diese
strategische Basis erlaubte einen Vorstoß der römischen
Truppenverbände von Carnuntum nach Norden bis zur mährischen Pforte.
In Engelhartstetten lagerte man Vorräte, sammelte, versorgte und
organisierte die Soldaten.

Diese Entdeckungen sind ein weiterer Beweis für archäologische
Spitzenforschung, wie sie am Österreichischen Archäologischen
Institut betrieben wird. Bereits 2009 konnten drei neue Römerlager im
Burgenland bei Strebersdorf entdeckt werden. Im Rahmen eines
internationalen Forschungsnetzwerkes mit Wissenschaftlern aus
Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien und Italien
werden grenzübergreifend Fragen zur historischen Entwicklung des
zentraleuropäischen Kulturraumes untersucht.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:

Univ.-Doz. Mag. Dr. Stefan Groh
   Stellvertretender Direktor
   Fachbereichsleiter Zentraleuropäische Archäologie
   Österreichisches Archäologisches Institut
   Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien
   Tel.: +43 1 4277 271 41 oder Mobil: +43 664 886 11 943
   www.oeai.at oder www.oeai.at/limeshinterland/

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

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