• 29.09.2011, 12:16:06
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Dreiländertagung Medizinische Physik 2011 - Strahlen und neue bildgebende Verfahren in der Medizin

Bahnbrechende Innovationen für Diagnostik und Therapie

Wien (OTS) - Ende September fand in Wien die traditionelle
Dreiländertagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizer
Gesellschaften für Medizinische Physik (DGMP, ÖGMP und SGSMP) statt.
Highlights waren unter anderem moderne Verfahren, die bei
Tumorerkrankungen eine individuelle, zielgenaue und schonende
Strahlentherapie ermöglichen sowie Innovationen auf dem Gebiet der
Magnetresonanztomographie.

Optimierte Tumorbehandlung

Mit Hilfe modernen Linearbeschleuniger und computerunterstützter
Therapieplanung ist es möglich, individuell für jeden Patienten
entsprechend der Tumorform eine räumliche Optimierung der
Strahlentherapie zu erreichen. Eine Herausforderung ist es, dabei
sowohl Lageveränderungen zwischen den einzelnen Bestrahlungseinheiten
(Fraktionen) - wie sie durch Veränderungen des Körpergewichts, aber
auch der Füllungszustände umliegender Organe (z.B. Harnblase, Darm)
verursacht werden - als auch Lageveränderungen während einer
Bestrahlungsfraktion wie sie beispielsweise durch Atembewegungen oder
Herzschlag bedingt sind - möglichst exakt zu erfassen und zu
kompensieren. "Diese zeitlichen Veränderungen können nun dank
moderner Technologien - so genannter bildgeführter Radiotherapie -
aufgelöst und korrigiert werden", erklärt Univ.-Prof. Dr. Dietmar
Georg, Leiter der Abteilung für Medizinische Strahlenphysik,
Universitätsklinik für Strahlentherapie der MedUni Wien / AKH Wien.
Dadurch ist es möglich, den bisher im Rahmen einer Strahlentherapie
erforderlichen Sicherheitssaum um einen Tumor deutlich zu reduzieren
und benachbartes gesundes Gewebe zu schonen. Dies wiederum erlaubt,
das Tumorgewebe selbst mit höheren Dosen zu bestrahlen und damit eine
effizientere Therapie durchzuführen.

Fusion verschiedener Verfahren

In der Diagnostik wird weiters durch Fusion verschiedener
Bildgebungsmodalitäten wie CT, Magnetresonanztomographie (MRT) oder
Positronen-Emissions-Tomographie (PET) angestrebt, die Informationen
zu vertiefen. Beispielsweise lässt sich durch CT hauptsächlich eine
sehr genaue Darstellung der Anatomie gewinnen, während die MRT vor
allem Informationen über Weichteilgewebe liefert, wodurch z.B.
Tumorgrenzen und damit das Zielgebiet einer Strahlentherapie exakter
definiert werden können. Die PET wiederum spiegelt den
Stoffwechselstatus eines Gewebes, das heißt zum Beispiel
Tumorwachstumsgrenzen wieder. "Durch Fusion all dieser Informationen
kann die Behandlungsstrategie, v.a. die Strahlentherapie, sehr exakt
geplant werden", berichtet Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Birkfellner,
Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik an der
Medizinischen Universität Wien.

Innovationen in der Magnetresonanztomographie

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein sehr modernes ohne
Röntgenstrahlung funktionierendes bildgebendes Verfahren, das laufend
methodisch und technisch weiterentwickelt wird. "Beispielsweise gibt
es neue Geräte, an die gleichzeitig sehr viele Spulen angeschlossen
werden können, die förmlich in den Körper des Patienten hineinhorchen
können. Damit können Bilder schneller und mit hoher Bildqualität
aufgenommen werden" so Univ.-Prof. Dr. Laura Schreiber, Präsidentin
der Deutschen Gesellschaft für medizinische Physik. "Auch kommen
Inkubatoren mit solchen Spulen auf den Markt, mit denen Frühgeborene
jetzt in bester Bildqualität untersucht werden. Dies war bisher nicht
möglich."

Eine aktuelle Innovation sind so genannte Hochfeld-Tomographen,
die mit zwei- bis dreimal stärkeren Magneten als bisher arbeiten und
extrem scharfe Bilder aus dem Körper liefern (siehe Abbildung 1).
Damit lassen sich beispielsweise Blutgefäße in Tumoren viel
deutlicher erkennen, man erwartet besondere Vorteile bei der
Diagnostik von Hirntumoren. Die neuen Geräte können die exakte Lage
und Größe eines Tumors bestimmen und damit verhindern helfen, im
Falle einer Tumoroperation gesundes Gewebe zu schädigen.
Ein weiteres Beispiel für eine innovative Weiterentwicklung der MRT
ist, dass sie bei Lungenerkrankungen wie Asthma oder chronisch
obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), wie sie bei langjährigen
Rauchern auftritt, eine exaktere und frühzeitigere Diagnose über das
Ausmaß vorliegender Schädigungen erlauben. Dies soll in Zukunft
ermöglichen, durch medikamentöse oder andere Maßnahmen ein
Fortschreiten dieser Schäden in der Lunge zu verhindern.

Individuelle Nutzen-Risiko-Abschätzung

"Die medizinische Strahlenexposition hat in den letzten Jahren
deutlich zugenommen", betont Univ.-Prof. Dr. Gunnar Brix, Abteilung
für Medizinischen und beruflichen Strahlenschutz, Bundesamt für
Strahlenschutz. Dies ist im Wesentlichen auf den zunehmenden,
teilweise auch unkritischen Einsatz der Computertomographie (CT)
zurückzuführen. Während bei Krebspatienten der Nutzen dieser
Untersuchungen die Risiken bei weitem überwiegt, ist dies bei
Patienten mit koronaren Herzerkrankungen nicht immer der Fall. Mit
besonderer Sorge beobachten Experten den zunehmenden Einsatz der CT
zur Früherkennung von Erkrankungen bei asymptomatischen Personen, da
damit aus derzeitiger Sicht keinerlei Vorteil verbunden ist.
Vor allem für überweisende Ärzte wird die "Orientierungshilfe
Radiologie" (http://orientierungshilfe.vbdo.at/) herausgegeben, die
für verschiedene Fragestellungen auflistet, welches bildgebende
Verfahren in welcher Reihenfolge angewendet werden soll. Sie ist auch
für Patienten einsehbar. "Der Patient sollte im Einzelfall bei
seinem Radiologen kritisch hinterfragen, ob z.B. eine CT wirklich
erforderlich ist oder ob nicht auch eine Ultraschall- oder
MR-Untersuchung die gleiche Information liefert", rät Prof. Brix.
Eine weitere Hilfestellung bietet der Röntgenpass, in den sämtliche
durchgeführte radiologische Untersuchungen eingetragen werden
sollten. Dieses Dokument soll dazu beitragen, nutzlose
Doppeluntersuchungen zu vermeiden.

Eigene Berufsgruppe mit vielfältigen Aufgaben

Medizinphysiker sind mittlerweile von der Internationalen
Arbeitsorganisation ILO als eigene Berufsgruppe anerkannt und nehmen
in der Internationalen Atombehörde (IAEA) eine zunehmend wichtige
Stellung ein (hier u. a. in der Standardisierung
medizinphysikalischer Verfahren und deren Weitergabe an
Entwicklungsländer). In der EU laufen mehrere Programme zur
vereinheitlichten Standardisierung des "Medizinphysikers" sowie zur
Erfassung des "Physikunterrichts" in medizinischen
Berufsausbildungen. "Auch und gerade für eine relativ kleine
Gesellschaft wie die ÖGMP mit etwa 200 Mitgliedern ist es notwendig,
auf dem Laufenden zu bleiben, internationale Entwicklungen zu
beobachten, aber auch Kontakt zu nahestehenden Organisationen in
Österreich zu halten" meint Dr. Werner Schmidt, Institut für
Radioonkologie im Wiener Donauspital und Präsident der ÖGMP.

Zitate:

Univ.-Prof. Dr. Dietmar Georg, Leiter der Abteilung für
Medizinische Strahlenphysik, Universitätsklinik für Strahlentherapie
der MedUni Wien / AKH Wien: "Österreichische medizinphysikalische
Forschung und Entwicklung spielt in der internationalen Liga weit
oben mit."

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Birkfellner, Zentrum für Medizinische
Physik und Biomedizinische Technik an der Medizinischen Universität
Wien: "Durch Fusion verschiedener Bildgebungsmodalitäten kann die
Behandlungsstrategie, v.a. die Strahlentherapie, sehr exakt geplant
werden."

Univ.-Prof. Dr. Laura Schreiber, Präsidentin der Deutschen
Gesellschaft für medizinische Physik: "Neue MRT-Geräte, an die
gleichzeitig sehr viele Spulen angeschlossen werden können, sind in
der Lage, förmlich in den Körper des Patienten hineinzuhorchen."

Univ.-Prof. Dr. Gunnar Brix, Abteilung für Medizinischen und
beruflichen Strahlenschutz, Bundesamt für Strahlenschutz: "Der
Patient sollte im Einzelfall bei seinem Radiologen kritisch
hinterfragen, ob z.B. eine CT wirklich erforderlich ist."

Dr. Werner Schmidt, Institut für Radioonkologie im Wiener
Donauspital und Präsident der ÖGMP: "Auch und gerade für eine relativ
kleine Gesellschaft wie die ÖGMP ist es notwendig, auf dem Laufenden
zu bleiben und internationale Entwicklungen zu beobachten."

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E-Mail: office@hennrich-pr.at.

Rückfragehinweis:
Daniela Hennrich
Hennrich.PR
Agentur für Gesundheit und Kommunikation
Mobil: +43 (0)664/408 18 18
Mail: office@hennrich-pr.at, www.hennrich-pr.at

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