Eine Forschungsgruppe des Ludwig Boltzmann Instituts für Krebsforschung entdeckte einen wichtigen Zusammenhang zwischen chronischem Stress und der Entstehung von Leberkrebs.
Wien (OTS) - Leberkrebs ist weltweit der fünfthäufigste Krebs und
die dritthäufigste tumorassoziierte Todesursache. Als Hauptauslöser
gelten vor allem Virusinfektionen wie Hepatitis B und C, aber auch
übermäßiger Alkoholkonsum. Heute treten allerdings immer häufiger
Leberkrebsarten auf, die durch Stoffwechselstörungen gefördert
werden. Vor allem ungünstige Ernährungsgewohnheiten können Diabetes
oder Fettleibigkeit fördern und schließlich zu Leberkrebs führen.
Das Spektrum der Lebererkrankungen, die durch
Stoffwechselstörungen verursacht werden, inkludiert die Fettleber
sowie die nichtalkoholische Steatohepatitis mit einem hohen Grad der
Entzündung des Lebergewebes. Die charakteristische
Leberzellverfettung kann dabei auf den vermehrten Fluss von freien
Fettsäuren und auf die gesteigerte Fettsynthese der Leberzellen
selbst zurückgeführt werden.
Übergewicht und Diabetes als Risikofaktoren
Weitere Risikofaktoren bei der Entstehung von bösartigem
Leberkrebs sind Übergewicht und Diabetes, die weltweit steigend sind.
Die Regulation des Fett- und Glukosestoffwechsels wird unter anderem
durch neuroendokrine Faktoren wie das Wachstumshormon und
Glukokortikoide, sogenannte Stresshormone kontrolliert. Physischer
Stress stellt nun einen Sekretionsstimulus für die Ausschüttung
dieser Hormone dar, um so die Energieversorgung des Körpers zu
gewährleisten.
Unphysiologische Konzentrationen beider Faktoren und die damit
verbundene Fehlfunktion der abhängigen Signalwege tragen allerdings
zur Entstehung von metabolischen Erkrankungen bei. Beide Faktoren
spielen außerdem in der genetischen Regulation des sexuellen
Unterschiedes zwischen Frauen und Männern bei, was z.B.
unterschiedliche Gerüche, Stoffwechselvorgänge, Hormonschwankungen
als auch ein unterschiedliches Größenwachstum bedingt. Hierzu
interagieren die Signalmoloküle STAT5 und der Glukokortikoidrezeptor
über ihre Aktivierung durch Hormone in der Leber miteinander.
Studie untersucht Wirkmechanismus von STAT5 und GR
Ziel einer am LBI Krebsforschung durchgeführten mehrjährigen
Studie war es, den Wirkmechanismus der hepatischen Signalmoleküle
STAT5 und GR in der Entstehung von Fettleber bis hin zum Leberkrebs
zu verstehen. Die Untersuchungen zeigen, dass diese Signalwege die
Energiespeicher in der Leber regulieren und letztlich den Fett- und
Zuckerstoffwechsel regulieren. Eine Beeinträchtigung der Signalwege
führt auf Grund von unkontrollierter Neusythese von Lipiden zu einer
Verfettung der Leber sowie zu Diabetes-ähnlichen Krankheitsbildern.
Zudem werden Stresshormone in vermehrter Konzentration
ausgeschüttet, was einen Zustand von chronischem Stress bewirkt, der
die Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe zur Folge hat.
Diese werden dann zusätzlich in der Leber eingelagert. Die enorme
Verfettung der Leber bewirkt eine Verdoppelung des Organvolumens und
es kommt durch schädigende Einflüsse von Sauerstoffradikalen und der
Ausschüttung von Entzündungsmediatoren zu einer permanenten
Schädigung der Leberzellen und der Leberzell-DNA. Hierdurch werden
onkogene Signalwege aktiviert, die letztendlich zu der Enstehung von
Leberkrebs führen.
Dieses Forschungsprojekt wurde durch den FWF (SFB-F28: Jak/Stat
and Disease) gefördert. Die Durchführung verantwortete die
Arbeitsgruppe von Richard Moriggl (Ludwig Boltzmann Institut für
Krebsforschung) in enger Kooperation mit der Medizinischen
Universität Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien, sowie
dem Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie durchgeführt.
Aufgrund des besonders hohen Stellenwertes wurde diese Arbeit
kürzlich im international renommierten Journal "Hepatology"
veröffentlicht.
Rückfragehinweis:
Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung
Univ.-Prof. Dr. Lukas Kenner
Tel: (01) 427764111 oder (01) 404003675
http://lbicr.lbg.ac.at
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