Tourismus Community Austria - Experten setzen auf österreichische Authentizität

Alpbach (TP/OTS) - Die österreichische Ferienhotellerie wird sich
gegenüber Betreibergruppen behaupten können, wenn sie den
Strukturwandel ernst nimmt und noch professioneller wird, lautet das
Resümee der zweiten Podiumsdiskussion der Tourismus Community Austria
im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach.
In den nächsten zehn Jahren stehen mehr als 2000 österreichische
Hotelbetriebe zur Übergabe an. Schafft die Hotellerie diesen
Generationswechsel aus eigener Kraft, oder braucht sie die
Unterstützung von Betreibergruppen? Was bleibt von der "typisch
österreichischen Gastfreundschaft", wenn internationale Hotelketten
im heimischen Ferientourismus Fuß fassen? Die zweite
Diskussionsveranstaltung der Tourismus Community Austria am 31.
August 2011 im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach widmete sich der
spannenden Frage "Wer wird heute noch Hotelier?". Rund 130
Touristiker, Interessensvertreter und Journalisten verfolgten im
Congresszentrum Alpbach die Podiumsdiskussion unter der fachkundigen
Leitung von Prof. Mag. Hubert Siller (MCI Tourismus Innsbruck).
Authentizität für das Österreich-Produkt unverzichtbar
"Es wird ein Nebeneinander geben von familiengeführten und
betreibergeführten Hotels. Ich fürchte mich jedenfalls nicht davor,
dass der österreichische Tourismus in Zukunft von Betreibergruppen
überrollt wird", analysierte Mag. Wolfgang Kleemann (Österreichische
Tourismusbank) in seinem Einleitungsstatement die aktuelle Situation.
"Der Beruf des Hoteliers ist oft negativ besetzt", gab Kleemann, der
selbst ein Hotel führt, zu bedenken, "das ist schade, denn gerade
diese Aufgabe hat viele interessante und spannende Seiten!"
Die Direktorin der Österreich Werbung, Dr. Petra Stolba, brach
eine Lanze für die familiengeführten Betriebe und die Pflege der
österreichischen Gastfreundschaft: "Marktdruck und Wettbewerbsdruck
nehmen zu. Aus unserer Sicht ist es daher besonders wichtig, dass wir
das typisch Österreichische herausstreichen. Wir haben die
qualitativen und quantitativen Daten, dass unsere Gäste den
persönlichen Kontakt zu den österreichischen Gastgebern besonders
schätzen. Ohne Authentizität funktioniert der Urlaub in Österreich
nicht."
Erich Falkensteiner (Falkensteiner Michaeler Tourism Group) ließ
keinen Zweifel über den Strukturwandel in der Ferienhotellerie
aufkommen: "Es gibt in Österreich bis jetzt keine ausländische
Konzerngruppe, die sich in der Ferienhotellerie durchsetzen konnte.
Der österreichische Hotelmarkt sollte sich also weniger mit den
internationalen Konzernen als mit dem eigenen Angebot beschäftigen.
Wir müssen uns spezialisieren und ein einzigartiges Produkt
anbieten." Erich Falkensteiner betonte, dass sich Betreibergruppen
wie die Falkensteiner Hotels nicht, wie oft behauptet, über den
Preis, sondern über ihre Produktqualität und Innovation im Markt
behaupten müssen.
Konkurrenzdruck nimmt zu
Dr. Jakob Edinger (ETB Edinger Tourismusberatung) gilt als
profunder Kenner der österreichischen Ferienhotellerie. Als
Unternehmensberater und Hotelbetreiber kennt er die Thematik von
beiden Seiten: "Wir müssen keine Angst vor Kettenhotellerie und
Betreibergruppen haben, vor allem nicht in der Ferienhotellerie. In
den Städten wird die Kettenhotellerie deswegen immer erfolgreicher,
weil sie es geschafft hat, Eigentum von Betrieb zu trennen und daher
gewaltig wachsen kann." Die Situation in der Ferienhotellerie stellt
sich grundlegend anders dar, hier sind Hotelketten weit weniger
aktiv, dafür nimmt der Konkurrenzdruck zu. Jakob Edinger: "Ich finde
es unfair, wenn Organisationen wie die TUI als Quasi-Monopolisten in
Österreich Eigenbetriebe aufbauen und diese über ihre Buchungssysteme
bevorzugen können. Ich finde es auch unfair, wenn die öffentliche
Hand Einzelprojekte mit 30 Prozent und mehr fördert und die Betreiber
dieser Projekte dann mit Niedrigpreisen gegen Familienbetriebe
vorgehen." Edinger betonte aber, dass die Kettenhotellerie in
Österreich bei weitem nicht an die Ergebnisse der familiengeführten
Top-Hotellerie herankommt.
Der Südtiroler Berater Dr. Alois Kronbichler (Kohl & Partner)
unterstrich in der Diskussion die Bedeutung von lokalen
Betreibergruppen und regionalen Kooperationen: "Natürlich werden
Betriebe aus dem Markt ausscheiden müssen, aber es sind auch
Alternativen möglich. Zum einen gibt es Familien, die neben dem
eigenen auch weitere Betriebe führen. Zum anderen werden
Kooperationen immer wichtiger, um im Wettbewerb zu bestehen. Für
manche Familienbetriebe sind die in den Markt drängenden Hotelketten
oft Feindbilder. Dies könnte man verhindern, wenn die Regionen
langfristige Masterpläne machen würden, um die tatsächlich notwenigen
Bettenkapazitäten festzulegen."
Kritisch betrachtet wurde der Umstand, dass sich mancher
Bürgermeister in Österreich auf der Suche nach Investoren von
Betreibern blenden lässt. "Hier wird oft viel zu viel versprochen",
meinte Berater Jakob Edinger aus Erfahrung, "die öffentliche Hand
muss dann häufig tief in die Tasche greifen, um diese Investoren
überhaupt bei der Stange zu halten!"
Hotelier als Manager mit Herz und Hirn
Der Präsident der Österreichischen Notariatskammer, DDr. Ludwig
Bittner, verwies auf eine Umfrage seiner Organisation: "Das Thema
Betriebsübergabe im Tourismus ist hoch aktuell und sehr spannend. Wir
werden uns hier künftig verstärkt engagieren. Denn eines wollen wir
als Notare nicht: eine Verlassenschaftsabhandlung über ein Hotel ohne
Testament, dafür mit streitenden Erben."
Einig waren sich die Gäste am TCA-Podium darin, dass die
Anforderungen an Hoteliers immer größer werden. "Der Beruf hat sich
verändert, es müssen vor allem die betriebswirtschaftlichen und die
Managementqualitäten erweitert werden", so Erich Falkensteiner. An
die Stelle des Gastgebers tritt der multifunktionale Experte. Alois
Kronbichler: "Natürlich muss der Hotelier all diese Qualifikationen
haben, doch ein wesentlicher Punkt ist die Frage, ob man sich als
Unternehmer auf diese Branche wirklich einlassen möchte. Auf diesen
Punkt wird in der Ausbildung noch viel zu wenig Bedacht genommen."
Petra Stolba unterstrich die Bedeutung eines Konzeptes für den
Hotelier: "Ich vermisse häufig den Unternehmergeist, das
Schöpferische, denn mit einer Übernachtung alleine gewinnt man heute
keinen Blumentopf mehr."
Gesprächsleiter Siller brachte das Ergebnis der Diskussion wie
folgt auf den Punkt: "Den Betreibergruppen fehlt die
Gastgeberqualität, ebenso ist das Produkt häufig austauschbar. In der
Ferienhotellerie liegt der Anteil der Kettenhotellerie österreichweit
unter fünf Prozent. Es ist aber zu erwarten, dass die internationale
Hotellerie lernt und wiederkommt. Dafür müssen wir gerüstet sein."
TCA setzt Impulse im Tourismus
Mit der Veranstaltung in Alpbach sendete die noch junge Tourismus
Community Austria (TCA) ein weiteres, starkes Signal in Richtung
Tourismuswirtschaft. Die TCA ist eine unabhängige professionelle
Plattform für innovativ denkende und handelnde Touristiker uns
Touristikerinnen. Im Rahmen der Initiative können die Teilnehmer und
Partner umfassenden Gedankenaustausch pflegen, Netzwerkkontakte
knüpfen und sich mit wichtigen Zukunftsthemen der Tourismus- und
Freizeitwirtschaft auseinandersetzen. Mit der Bundessparte Tourismus
und Freizeitwirtschaft der WKÖ, der Österreichischen
Hoteliervereinigung, der Österreich Werbung, der Tirol Werbung sowie
Kohl & Partner konnten die Gründer der Tourismus Community Austria,
APA-OTS Tourismuspresse und pro.media.kommunikation, starke Partner
für die Umsetzung der Netzwerkidee gewinnen.
Weitere Informationen zur Initiative sind unter
http://www.tourismuscommunity.at zu finden. Die nächste Veranstaltung
der Tourismus Community Austria findet am 5. Oktober 2011 in Wien
statt.
Weitere Bilder unter:
http://www.apa-fotoservice.at/galerie/2146/
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at
Rückfragehinweis:
Barbara Rauchwarter Leitung Marketing & Kommunikation APA - Austria Presse Agentur Tel.: +43 (0)1 360 60-5700 barbara.rauchwarter@apa.at http://www.apa.at http://www.tourismuscommunity.at
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