- 29.08.2011, 10:09:34
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Berlakovich: Risikobewusstsein schärfen, Krisen vorsorgen
Studie verdeutlicht: Eigenvorsorge und Beratung entscheidend
Wien (OTS) - "Angesichts zunehmender Preisschwankungen auf den
Agrarmärkten und plötzlicher Konsumeinbrüche wie jüngst bei EHEC ist
es eines meiner zentralen Anliegen, die Planbarkeit und Sicherheit
für unsere Bäuerinnen und Bauern zu verbessern. Parallel zu den
diesbezüglichen Plänen auf europäischer Ebene habe ich daher eine
Studie in Auftrag gegeben, um alle denkbaren
Risikomanagement-Instrumente analysieren zu lassen. Mit den
vorliegenden Ergebnissen haben wir nun eine Diskussionsgrundlage
geschaffen, um in Zukunft Preisschwankungen am Lebensmittelmarkt
besser entgegenwirken zu können", betont Landwirtschaftsminister
Nikolaus Berlakovich heute bei der Präsentation der Studie
"Agrarpolitische und betriebswirtschaftliche Optionen zum
Risikomanagement in der Landwirtschaft", die von der Bundesanstalt
für Agrarwirtschaft, dem Wirtschaftsforschungsinstitut und der
Universität für Bodenkultur erstellt worden ist.
Kosten-Nutzen-Relation nicht aus den Augen lassen
Die Studie führt verschiedene Möglichkeiten zum besseren Umgang
mit Einkommensrisiken an. Dabei wurde spezielles Augenmerk auf die
Vereinbarkeit möglicher Instrumente mit den Vorgaben der
Welthandelsorganisation (WTO) gelegt. "Entscheidend ist auch, die
Kosten-Nutzen-Relation nicht aus den Augen zu verlieren. So ist etwa
ein von der EU-Kommission angedachtes, WTO-greenbox-kompatibles, also
nicht wettbewerbsverzerrendes Einkommens-Stabilisierungssystem für
alle mit einem jährlichen Mittelvolumen von ca. 150 Mio. Euro kaum
finanzierbar. Das würde mit einem Schlag 15% des derzeitigen Budgets
für die Ländliche Entwicklung binden. Ich kann mir nicht vorstellen,
eine solche Kürzung beim Agrarumweltprogramm oder der
Bergbauernförderung durchzuführen", unterstreicht Berlakovich.
Auch die anderen beiden Vorschläge der EU-Kommission zum
Risikomanagement im Rahmen der Ländlichen Entwicklung wären laut
Landwirtschaftsminister mit einer massiven Kürzung der anderen
Maßnahmen verbunden. Diese beiden Tools sind die Stärkung der
Unterstützung der Ernte-, Tier- und Pflanzenversicherung und ein
Fonds auf Gegenseitigkeit für Tier- und Pflanzenkrankheiten sowie
Umweltschäden. Diese wären bereits jetzt im Rahmen der Säule 1 (Art.
68 der DZ-VO) möglich gewesen, wurden aber nicht angewendet, da es zu
einer direkten Kürzung der Betriebsprämie gekommen wäre.
Fokus im Risikomanagement auf Stärkung der Eigenvorsorge
"Mit der Österreichischen Hagelversicherung haben wir hingegen ein
gut funktionierendes System für zahlreiche Produktionsrisiken, das -
wie in vielen anderen Mitgliedsländern - mit bis zu 15 Mio. Euro
jährlich unterstützt wird. Im Rahmen dessen sind die Landwirte als
Unternehmer gefordert, gegen einige Risiken Vorsorge zu treffen. Bei
nicht absicherbaren Risiken unterstützt der Staat zusätzlich im
Krisenfall", so Berlakovich. "Angesichts der Studienergebnisse kommen
wir zum Schluss, dass der Fokus beim Risikomanagement in der
Landwirtschaft auf die Stärkung der Eigenvorsorge der Agrarbetriebe
gelegt werden muss."
Verstärkte Beratung über Preisabsicherungs-Instrumente
Genannt werden von den Studienautoren dabei allgemeine Maßnahmen
wie Aufklärung, Information und Beratung über Instrumente zur
Preisabsicherung - wie zum Beispiel über Warentermingeschäfte. Diese
sollen den Landwirten vor großen Investitionsentscheidungen
ermöglichen, das Risikopotenzial ihres Betriebes abschätzen zu
können. Auch Vorauskontrakte zwischen LandwirtInnen und AbnehmerInnen
- etwa über Genossenschaften - können die Planungssicherheit erhöhen.
Außerdem wird eine verbesserte Transparenz auf den Agrarmärkten
angestrebt.
Mehrgefahrenversicherungen ausbauen, Unterstützung für
individuelle Rücklagen
Weiters will Berlakovich zwei Ansätze zur Unterstützung der
Eigenvorsorge vertiefend prüfen lassen. Dazu zählen der Ausbau von
Mehrgefahrenversicherungen im Rahmen der Hagelversicherung für
weitere Risiken sowie die Neuentwicklung einer staatlichen
Unterstützung für individuelle Rücklagen in Anlehnung an das Bauspar-
oder private Pensionsvorsorge-Modell.
"Die Empfehlungen der Studie liefern eine fundierte Basis für
weitere Diskussionen - auf nationaler und europäischer Ebene, wenn es
um die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geht. Eines ist aber
klar: Das Risikomanagement darf nicht mehr kosten, als es nützt. Ich
will weder eine Hängematte für unsere Bäuerinnen und Bauern, die
leisten sollen und wollen, noch ein ineffizientes Bürokratiemonster.
Es gilt: Risikobewusstsein schärfen, Krisen vorsorgen", so
Berlakovich abschließend.
Rückfragehinweis:
Lebensministerium, Pressestelle
Tel.: (+43-1) 71100 DW 6703, 6963
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