Journalistin Ingrid Thurnher, Autor Dietmar Grieser und Kabarettist Florian Scheuba nehmen sich bei Heinz Sichrovsky nicht nur die politische Lage vor.

Wien (OTS) - Auf den Spuren eines menschgewordenen Symptoms - des
Mannes, der aus dem Nichts kam und eine Republik in Atem hielt. Die
Rede ist vom Politikerfänger und Mörder Udo Proksch. Journalistin
Ingrid Thurnher hat sich auf Spurensuche begeben und die Resultate
niedergeschrieben. Warum sie den sechsfachen Mörder in ihrem Buch
beim Vornamen nennt, obwohl sie ihn nur einmal getroffen hat und wie
er es ihrer Meinung nach schaffte, Menschen in seinen Bann zu ziehen,
verrät sie in Heinz Sichrovskys Bücherwelt.
Udo Proksch sei als "kumpelhafter Typ" aufgetreten, der mit jedem
auf "du und du" sein wollte. Außerdem sei er ein "unglaublich
lästiger Mensch" gewesen und ein "genialer Verkäufer seiner Ideen".
"Er konnte sich gut in Szene setzen", betont die anerkannte
Journalistin. Andernfalls scheint es für sie unerklärbar, dass er
Leute von Format auf seine Seite bringen konnte. Ebenso hat er die
Frauenwelt auf den Kopf gestellt. Neben der Burgschauspielerin Erika
Pluhar, war Proksch auch mit Richard Wagners Urenkelin Daphne Wagner
sowie mit Ariane Glatz verheiratet. "Er konnte vermutlich sehr
charmant sein", meint Thurnher. Proksch habe sich zwar gern mit
tollen Frauen geschmückt, seine Hingabe ihnen gegenüber sei
allerdings nie von Dauer gewesen. Auf Ingrid Thurnher wirkte Proksch
alles andere als anziehend. Als sie ihn getroffen hatte, stand er
kurz vor dem Urteil "lebenslang": "Er war schwer übergewichtig und
hatte das Gesicht operiert - ein pummeliger Mensch."
Nachdem auch der sogenannte "Club 45" zur Sprache gekommen ist,
führt Heinz Sichrovsky das Gespräch in die gegenwärtige Realität -
die bevorstehenden Sommergespräche zwischen Ingrid Thurnher und
Österreichs Politikern. Mit Urteilen den handelnden Personen
gegenüber hält sie sich zwar zurück, was ihr in der Politik derzeit
fehlt, verrät sie dennoch: "Es ist schwierig, als interessierte
Journalistin in die Sommergespräche zu gehen, wenn der politische
Alltag banal ist." Thurnher vermisse das Nachdenken über große Ideen
und Veränderungen. Was sich die Redaktion dieses Jahr für die
Sommergespräche einfallen hat lassen und weshalb es sowohl für die
Politiker als auch für das Publikum überraschend sein wird, lässt
auch Heinz Sichrovsky neugierig werden.
Ingrid Thurnher wurde am 6. Juli 1962 in Bludenz geboren. Nach ihrem
abgebrochenen Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft
entschied sie sich für das Schubert-Seminar. Ihre Laufbahn beim ORF
begann im Jahr 1985 als TV-Ansagerin. Mittlerweile zählt sie zu den
beliebtesten Moderatoren des Landes - wofür ihr sieben Mal die
"Goldene Romy" verliehen wurde.
Heinz Sichrovskys nächster Gast filtert das Kuriose aus der
Kulturgeschichte. In seinem neuen Buch "Das zweite Ich" entschlüsselt
der Autor Dietmar Grieser die Herkunft namhafter Pseudonyme - von Max
Reinhardt bis Falco. Weshalb er Otto Waalkes unterhaltsamer findet
als Karl-Heinz Grasser, dass die Lüge seiner Meinung nach die größte
Sünde ist, wie seine erste Liebe geendet hat und inwiefern ihn
diesbezüglich bis heute das schlechte Gewissen plagt, verrät er in
der Büchersendung. Zudem spricht der 77-Jährige über das Älterwerden
und wie es ihm gelingt, es zu verdrängen.
Nachdem der gebürtige Deutsche in den 50er-Jahren im Zuge eines
Auslandssemesters nach Wien kam, entschied er sich, in Österreich zu
bleiben. Weshalb die Mariahilfer Straße für ihn damals exotisch
wirkte und wie er es schaffte, Fuß zu fassen, erzählt er im Gespräch
mit Heinz Sichrovsky. Zudem spricht er von seiner anfänglichen
Tätigkeit als Journalist und seiner Entscheidung, doch etwas mit
Bestand machen zu wollen - deshalb wurde er Schriftsteller. Sein
erstes Werk erschien im Jahr 1973. Seither schreibt er, wie er es
gewöhnt sei - Rechtschreibreformen werden gekonnt ignoriert. Grieser
scherzt ferner über seinen zweiten Vornamen, den er seit seiner
Kindheit zu "bekämpfen" versuche. "Ich bin ganz und gar kein Horst -
weder blond noch sportlich." Ein Horst sei in seinen Genen nicht
vorgesehen.
Dietmar Grieser wurde am 9. März 1934 in Hannover geboren und wuchs
in Schlesien und der Saarpfalz auf. Sein Publizistik- und
Sozialwissenschaftsstudium begann er in Münster und München, und seit
dem Jahr 1957 lebt er nach einem Auslandssemester in Wien. Seit dem
Jahr 1973 hat der österreichische Staatsbürger mehrere Best- und
Longseller geschrieben. Sein Oeuvre umfasst literarische Reportagen,
die zu seinem Spezialgebiet gehören, ebenso wie zahlreiche
Sendereihen in Hörfunk und Fernsehen wie u.a. "Schauplätze der
Weltliteratur" und "Dichtung und Wahrheit".
Als Kabarettist hat man es heutzutage leicht und schwer in einem -
ebenso geht es Heinz Sichrovskys nächstem Gast. Florian Scheuba
verteidigt sein Metier gegen die mörderische Konkurrenz der
politischen Realität, die sich nicht zuletzt in seinem im Wiener
Rabenhof dargebotenen Kabarettprogramm "Unschuldsvermutung"
widerspiegelt. Das Besondere daran: Gespielt wird mit Originalzitaten
der handelnden Personen.
Scheuba ist davon überzeugt, dass in der heutigen Zeit mehr passiere
als früher und man als Konsument kaum mehr mitkommen könne: "Man
verliert die Übersicht." Viele der handelnden Personen wollen
vielleicht genau das erreichen. "Sie wollen Gras darüber wachsen
lassen", vermutet der Kabarettist. Das weiß er allerdings zu
verhindern.
Mit Heinz Sichrovsky spricht er nicht nur über das politische
Kurzzeitgedächtnis, sondern auch über den Erfolg seines Programms,
der ihn überaus freudig stimmt. Das Publikum übt sich nicht im
Wegsehen, sondern nimmt die politischen Skandale zur Kenntnis.
Florian Scheuba wurde am 5. April 1965 in Wien geboren und nahm nach
der Matura bei Herwig Seeböck Schauspielunterricht. Im Jahr 1981
gründete er mit Mini Bydlinski, Wolfgang Pissecker und Werner Sobotka
"Die Hektiker" - eine der erfolgreichsten Theater-Kabarett-Gruppen
Österreichs. Mittlerweile kennt man ihn auch als Moderator, Buchautor
und Kolumnist. Der Vater dreier Kinder ist verheiratet und bekam
neben der "Goldene Romy" u.a. auch die "Goldene Rose von Montreux"
sowie den Österreichischen Kleinkunstpreis.
Als Gastrezensent fungiert der Chefredakteur und Herausgeber des
Nachrichtenmagazins "Profil", Christian Rainer. Er las "When the
Killing's Done" - einen Roman des amerikanischen Schriftstellers T.C.
Boyle.
Sendezeiten:
Erstausstrahlung: Mittwoch, 29. Juni 2011 um 19:15-20:15 Uhr
Weitere Ausstrahlungen: Do, 30.6.2011 um 16:30-17:30 Uhr, Fr,
1.7.2011 um 16:05-17:05 Uhr, Sa, 2.7.2011 um 23:45-00:45 Uhr und So,
3.7.2011 um 18:05-19:05 Uhr
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Rückfragehinweis:
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Mag. Birgit Reiter
0043 (0) 1 87878 14600
birgit.reiter@orf.at
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