Wien (OTS) - Beim Life Sciences Call 2011 des WWTF werden acht
Projekte gefördert, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Verständnis
von der Entstehung von Krankheiten zu erweitern, und damit die
Entwicklung therapeutischer Interventionen zu ermöglichen. Die
geförderten Wiener Forschungseinrichtungen beschäftigen sich alle
gezielt mit den Schnittstellen von Grundlagenforschung und klinischer
Anwendung und erhalten dafür insgesamt rund fünf Millionen Euro.
Seit 2003 fördert der WWTF im Rahmen seiner Life Sciences Calls
die medizinische Grundlagenforschung in Wien. Mit der seit 2007
existierenden Fördermöglichkeit "Linking Research and Patients'
Needs" werden nun vor allem Projekte gefördert, welche die
Interaktion von Labor und Klinik vorantreiben sollen. "Die zentrale
Herausforderung dabei ist es, jene Erkenntnisse, die in der
Grundlagenforschung gewonnen werden, besser für die Betreuung von
PatientInnen und die Bekämpfung von Krankheiten nutzen zu können", so
Michael Stampfer, Geschäftsführer des WWTF. "Bislang gab es in der
österreichischen Forschungsfinanzierung nur wenige Möglichkeiten für
größere Projektförderungen in diesem Bereich". Die Bedeutung des
Forschungsfeldes zeigt auch die kurz vor der Entscheidung stehende
Initiative des Wissenschaftsfonds - FWF zur Förderung von Klinischer
Forschung.
Großes Interesse in der Community, Vergabe von 5 Millionen Euro
Dementsprechend groß war auch das Interesse aus der Scientific
Community: Insgesamt sind 83 Projektanträge beim WWTF eingelangt.
Eine internationale 11-köpfige Jury hat - auf Basis einer weltweiten
Fachbegutachtung - schließlich acht Projekte mit einer Gesamtsumme
von 4,93 Millionen Euro zur Förderung empfohlen.
Medizinische Universität Wien bei sieben Projekten beteiligt
Die geförderten Projekte beschäftigen sich mit den
unterschiedlichsten Gebieten der medizinischen Forschung und reichen
von der Immunologie, über die Anwendung neuer Medikamente bis hin zum
Einsatz neuer technologischer Verfahren.
Die Projektförderung beträgt im Einzelfall zwischen 250.000,- Euro
und 800.000,- Euro, die Projektlaufzeit drei bis vier Jahre.
Sechs der bewilligten Projekte wurden von der Medizinischen
Universität Wien eingereicht, bei einem weiteren ist sie
Projektpartnerin. Bei zwei Projekten hat das Health & Environment
Department der Austrian Institute of Technology den Lead.
Klinische Forschung wichtiges Thema für WWTF
"Der WWTF wird das Thema Klinische Forschung und die Übergänge
zwischen Labor und Klinik weiter verfolgen. In Wien besteht ein sehr
großes Potential für die Unterstützung von Forschung direkt an der
Schnittstelle zu den PatientInnen". Seit 2003 wurden bei fünf Life
Sciences Calls insgesamt 43 Projekte mit einem Gesamtvolumen von etwa
25 Millionen Euro gefördert. Darüber hinaus wurden 4
Stiftungsprofessuren in den Life Sciences vergeben.
Die Projekte im Detail:
1. Die Vision: Ein Kinderimpfprogramm gegen Karzinome
Das Forschungsprojekt der Universitätsklinik für Dermatologie an
der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich mit Infektionen
mit humanen Papillomaviren, die zumindest fünf Prozent der Karzinome
weltweit verursachen. In einer Kooperation mit der Johns Hopkins
University soll ein Impfstoffkandidat gegen 45 unterschiedliche
Viren, die für die Verursachung von Karzinomen verantwortlich sind,
im Labor und im Tiermodell getestet werden. Fernziel ist es, ein
Kinderimpfprogramm für eine effektive und kosteneffiziente Maßnahme
zur Prävention gegen die Neubildung solcher Karzinome zu entwickeln.
Projekttitel: "Second generation human papillomavirus (HPV) vaccine
for broad-spectrum protection against HPV-induced skin and mucosal
neoplasia"
Projektleiter: Reinhard Kirnbauer / Medizinische Universität Wien
Projektdauer: 4 Jahre
Fördersumme: 800 kEuro
2. Auf der Suche nach den Ursachen von Lungenversagen
Akutes Lungenversagen ist ein großes Problem auf Intensivstationen
mit 40% Mortalitätsrate. Man kennt in der Regel die Ursache des
Lungenversagens, allerdings fehlen gezielte Therapien. Die
Universitätsklinik für Dermatologie an der Medizinischen Universität
Wien versucht im Rahmen dieses Projektes eine Methode zu entwickeln,
um ein Eintreten des Lungenversagens zu verhindern. Es gibt hier noch
keine zugelassenen Medikamente, die Ergebnisse können jedoch helfen,
den Ausgangspunkt für die Entwicklung eines solchen Medikamentes zu
schaffen.
Projektpartnerin: University of Amsterdam.
Projekttitel: "A new treatment concept for lung injury"
Projektleiter: Peter Petzelbauer / Medizinische Universität Wien
Projektdauer: 3 Jahre
Fördersumme: 492,8 kEuro
3. Neue Erkenntnisse bei Gelenkverschleiß durch Magnetresonanz
Das Projekt der Universitätsklinik für Orthopädie an der
Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich mit den Ursachen von
Osteoarthrose bzw. Gelenksverschleiß. Die Arthrose beginnt mit einem
traumatischen Knorpeldefekt und es gibt bereits funktionierende
chirurgische Behandlungen dagegen; man weiß jedoch wenig darüber,
warum diese Behandlungen funktionieren und was die beste
Behandlungsmethode zu welchem Zeitpunkt ist. Mittels Magnetresonanz
sollen diese Techniken nun evaluiert werden.
Projekttitel: "Quantitative MRI assessment of cartilage
glyco-saminoglyacan content in the ankle"
Projektleiter: Stephan E.R. Domayer / Medizinische Universität Wien
Projektdauer: 3,5 Jahre
Fördersumme: 508,8 kEuro
4. Früherkennung von Brustkrebs
Das Health & Environment Department am Austrian Institute of
Technology / AIT erarbeitet neue Methoden, um Brustkrebs möglichst
früh zu erkennen. Ziel ist es, Biomarker zu finden und einen
Prototyp-Test zu evaluieren, um die Brustkrebsdiagnostik zu
vereinfachen. Damit soll - ergänzend zur Mammographie - eine Methode
entwickelt werden, um die Krebs-Früherkennung zu verbessern.
Partnerinnen sind die Medizinische Universität Wien und die
Universität für Bodenkultur.
Projekttitel: "Serum-Autoantibody testing for early diagnosis of
Breast Cancer"
Projektleiter: Andreas Weinhäusel / Austrian Institute of Technology
(AIT)
Projektdauer: 3 Jahre
Fördersumme: 579,3 kEuro
5. Mit Neutronenbestrahlung gegen Leberkrebs
"Ich dachte zuerst, das ist science fiction", meinte verblüfft ein
Jurymitglied des Calls. Im Projekt des Health & Environment
Department am Austrian Institute of Technology / AIT geht es um
Leberkrebs, eine besonders lebensbedrohende Krebsform. Was die
Behandlungsformen betrifft, stagniert die Forschung. Das Projekt
versucht, neue Wege der Behandlung zu entwickeln. Der Ansatz: Die
Leber eines Patienten wird chirurgisch entfernt, innerhalb eines
Kernforschungsreaktors bestahlt und dann dem Patienten wieder
eingesetzt. Erste klinische Versuche haben gezeigt, dass die
Neutronenbestrahlung die Eliminierung der Metastasen bewirkt. Ziel
des Projektes ist es, die Behandlungsweise hinsichtlich Zeitpunkt und
Dosis zu optimieren. Partnerin: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Projekttitel: "Enhanced Therapy for Liver Malignancies based on
Optimised Secondary Particle Radiotherapy and Bio-pharmacokinetic
Modelling"
Projektleiterin: Claudia Kuntner / Austrian Institute of Technology
(AIT)
Projektdauer: 3 Jahre
Fördersumme: 806,6 kEuro
6. Auf der Jagd nach Immunzellen
Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Entstehung von
Hautkrebs. Eine Forschungsgruppe an der Universitätsklinik für
Dermatologie an der Medizinischen Universität Wien hat festgestellt,
dass es spezielle Immunzellen gibt, die das Wachstum von Tumoren
stimulieren können. Die Hypothese besagt, dass die gezielte
Bekämpfung dieser Immunzellen das Wachstum von Tumorzellen eindämmen
kann. Einerseits wird diese Hypothese an PatientInnen evaluiert,
andererseits will man verstehen lernen, warum diese Zellen diesen
stimulierenden Effekt haben.
Projekttitel: "Tumor-infiltrating CD20+ B cells: Promoters of human
melanoma?"
ProjektleiterInnen: Margarita Maurer/ Stephan Wagner/ Medizinische
Universität Wien
Projektdauer: 3 Jahre
Fördersumme: 767,4 kEuro
7. Mittels Bildverarbeitung dem Grünen Star vorbeugen
Die Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der
Medizinischen Universität Wien geht in ihrem Projekt der Frage nach
dem Grünen Star und dessen Früherkennung nach. Hierzu gibt es bereits
gute Methoden, allerdings reagiert jeder Mensch darauf
unterschiedlich. Ziel des Forschungsprojektes ist es nun, mittels
einer automatisierten Methode der Bildverarbeitung, die
Interpretation zu vereinheitlichen und die Frühdiagnose von Glaukom
zu verbessern.
Projekttitel: "The relation between retinal and optic nerve head
parameters and circumpapillary retinal nerve fiber layer profile"
Projektleiter: Clemens Vass / Medizinische Universität Wien
Projektdauer: 3 Jahre
Fördersumme: 265,5 kEuro
8. Mehr Lebensqualität für RückenmarkspatientInnen
Ein Projekt des Zentrums für Medizinische Physik an der
Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich schließlich mit
Schädigungen des Rückenmarks und deren Effekte (neben
Lähmungserscheinungen vor allem Spastizität). In diesem Projekt wird
versucht, fehlende neuronale Antriebsmechanismen via Stimulation mit
Hautelektroden wieder herzustellen; Ziel ist nicht die Heilung,
sondern eine Reduktion der Willkür in den Muskelbewegungen.
Letztendlich will man damit die Lebensqualität der betroffenen
PatientInnen und deren Unabhängigkeit steigern.
Projekttitel: "Augmentation of residual neural control by
non-invasive spinal cord stimulation to modify spasticity in spinal
cord injured people"
Projektleiter: Ursula Hofstötter/ Winfried Mayr / Medizinische
Universität Wien
Projektdauer: 4 Jahre
Fördersumme: 710 kEuro
Rückfragehinweis:
Mag. Daniela Frischer Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) Schlickgasse 3/12, 1090 Wien Tel: 01/402 3143-15 e-mail: daniela.frischer@wwtf.at
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