
Wien (OTS) - Die heimischen Unternehmen sind Ausschreibungsmuffel.
Lediglich 14 Prozent der potenziellen Auftragnehmer haben sich in den
letzten 12 Monaten an Ausschreibungen beteiligt. Möglicher Grund:
Fast die Hälfte von ihnen hält Ausschreibungen für zu aufwändig und
manipuliert. 27 Prozent bezeichnen sie sogar als korrupt.
Überraschend sehen das auch Auftraggeber ähnlich: immerhin 29 Prozent
halten Ausschreibungen für manipuliert. Insgesamt glaubt fast ein
Drittel der Unternehmen, dass sich die Situation rund um
Auftragsvergaben in Österreich in den letzten 5 Jahren verschlechtert
hat, nur 12% sehen eine Verbesserung. Zu diesem Ergebnis kommt eine
aktuelle Studie der auf Vergaberecht spezialisierten
Rechtsanwaltskanzlei Heid Schiefer.
Eine Umfrage im Auftrag von Heid Schiefer Rechtsanwälte
(durchgeführt von meinungsraum.at unter 510 Entscheidungsträgern bei
Ausschreibungen und Vergabeverfahren) zeigt ein negatives Bild von
Ausschreibungen in Österreich. Auffallend ist, dass Auftraggeber wie
Auftragnehmer gleichermaßen eine Verschlechterung der Situation in
Österreich innerhalb der letzten fünf Jahre sehen.
Positiv ist allerdings, dass sich bereits fast ein Fünftel der
heimischen Unternehmen einmal an einer EU-weiten Ausschreibung
beteiligt hat. Auftragnehmer informieren sich übrigens vorwiegend
über Amtsblatt, Tageszeitungen und Fachmedien - lediglich 10% tun
dies über Online-Portale und gar nur 3% über EU-Datenbanken. Erhoben
wurde ein allgemeines Stimmungsbild, die Umfrage ist nicht fokussiert
auf öffentliche Auftragsvergaben.
Ausschreibungen in Österreich: Nur 14 Prozent der Unternehmen nehmen
teil
Auftragnehmer in Österreich scheinen sich von Ausschreibungen
nicht viel zu versprechen: Nur 14 Prozent der befragten Bieter gaben
an, in den letzten 12 Monaten an einer Ausschreibung teilgenommen zu
haben. Gar 41 Prozent wollen auch in Zukunft nicht an Ausschreibungen
teilnehmen, nur 10 Prozent planen künftig verstärkt an
Ausschreibungen teilzunehmen.
Jene Unternehmen allerdings, die im letzten Jahr als Bieter
angetreten sind, haben durchschnittlich gleich an 15 Ausschreibungen
teilgenommen. Dazu Dr . Stephan Heid: "Der Einsatz zahlt sich
offenbar aus. Im Schnitt haben engagierte Unternehmen eine
Erfolgsquote von 20 Prozent."
Die heimischen Auftraggeber sind durchaus aktiv: 27 Prozent gaben
an, in den letzten 12 Monaten zumindest eine größere Ausschreibung
durchgeführt zu haben (in den meisten Fällen 1-2), 28 Prozent haben
schon einmal einen Auftrag EU-weit ausgeschrieben. Den Aufwand für
die Teilnahme bzw. die Durchführung von Ausschreibungen schätzen 54%
der Auftragnehmer und 40% der Auftraggeber als "eher hoch" ein.
"Manipuliert, aufwändig, korrupt" - nur drei Prozent der Bieter
glauben an Fairness
Woran liegt diese geringe Beteiligung? Bieter geben als
Hauptgründe für die Nicht-Teilnahme mangelndes Interesse (31%),
gefolgt von zu großem Aufwand (27%) und das Fehlen von Informationen
(25%) an. Betrachtet man jedoch das Image, das Ausschreibungen bei
österreichischen Unternehmen haben, liegen noch ganz andere Gründe
auf dem Tisch. Der Heid Schiefer-Report zeigt: Ausschreibungen in
Österreich werden sowohl von Bietern als auch von Auftraggebern
hautsächlich mit negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht. 48
Prozent der Auftragnehmer verbinden damit am ehesten die Eigenschaft
"manipuliert". 47 Prozent bezeichnen sie als aufwändig und 27 Prozent
sogar als korrupt. Nur 8 Prozent betrachten sie als transparent,
lediglich 3 Prozent als fair. Nur etwas positiver ist das Bild bei
den Auftraggebern: Zwar verbinden auch sie Ausschreibungen am ehesten
mit Aufwand (36%) und Manipulation (29%), allerdings sagen immerhin
24 Prozent, dass diese notwendig wären. Erstaunlicherweise nur 3
Prozent bescheinigen ihnen Transparenz, dafür sehen sie 14 Prozent
als fair an.
Von Schein-Ausschreibungen überzeugt
Wenn es um Eigenschafts-Zuordnung geht, glauben Bieter wie
Auftraggeber, dass Schein- Ausschreibungen, bei denen der
Auftragnehmer bereits vorher feststeht, in Österreich Gang und Gäbe
sind. 62 Prozent der Auftragnehmer und immerhin noch 31 Prozent der
Auftraggeber (AG) sind dieser Ansicht. Betrachtet man die positiven
Konnotationen, sinken die Zustimmungswerte dramatisch. Lediglich 10
Prozent verbinden damit Chancengleichheit (AG 14%), gar nur 5 Prozent
Transparenz (AG 7%). Mag. Martin Schiefer: "Dieses Image ist
desaströs und zeigt deutlich, dass Ausschreibungen noch transparenter
gestaltet werden müssen. Auch das Know-how über Auftragsvergaben
insbesondere auf Bieterseite muss größer werden."
Kommunikationsprobleme und mangelndes Fachwissen
Neben formalen Fehlern und Unterschätzung der Vorlaufzeit sehen
Bieter ihre eigenen Fehler hauptsächlich in der Kommunikation mit dem
potenziellen Auftraggeber. Diesem werfen sie primär überzogene
Forderungen und mangelndes Fachwissen über die angeforderte Leistung
vor. Auch Auftraggeber sehen als hauptsächliche Fehlerquelle bei sich
die Kommunikation mit den Bietern, gefolgt von formalen und
inhaltlichen Fehlern. Ihren potenziellen Lieferanten werfen sie
insbesondere vor, die notwendige Vorlaufzeit zu verkennen.
Juristische Beratung erhöht Zuschlagschance
Auftraggeber und Bieter sind sich einig: Formale Fehler gehören zu
den am öftesten auftretenden Problemen bei Ausschreibungen. 30
Prozent der Bieter und 26 Prozent der Auftraggeber sehen diesen
Fehler häufig und sogar auf ihrer Seite. Wahrscheinlich nehmen
deshalb 46 Prozent der Bieter und 50 Prozent der Auftraggeber
juristische Beratung bei Ausschreibungen in Anspruch. Und fahren
offenbar gut damit: Ein Mittelwert von 1,7 bei Auftragnehmern und
Auftraggebern stellt Vergabejuristen ein gutes Qualitätszeugnis aus.
Die einen wollen die Qualität ihrer Angebote steigern, die anderen
die Qualität der Ausschreibung steigern. Im Hinblick auf den hohen
Aufwand, der für beide Seiten mit Ausschreibungen verbunden ist, ein
kluger Schritt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Image von
Ausschreibungen in Österreich bessert. Denn zu einem funktionierenden
Wettbewerb braucht es Unternehmen, die sich diesem stellen.
Über Heid Schiefer Rechtsanwälte:
Die von Dr. Stephan Heid und Mag. Martin Schiefer im Jahr 2000
gegründete Kanzlei ist eine der führenden österreichischen
Rechtsanwaltssozietäten im öffentlichen Wirtschaftsrecht,
insbesondere dem Vergabe-, Vertrags- und Prozessrecht mit Hauptsitz
in Wien. Weitere Kanzlei-Standorte (Sprechstellen) befinden sich in
St. Pölten und Klagenfurt. Heid Schiefer ist spezialisiert auf
juristisches Projektmanagement und berät öffentliche Auftraggeber
ebenso wie Auftragnehmer. 12 Juristen betreuten im Jahr 2010 rund 100
Vergabeverfahren auf Auftraggeberseite und ca. 30
Vergabekontrollverfahren. Heid Schiefer ist darüber hinaus
Herausgeber zahlreicher Publikationen ("Handbuch Vergaberecht",
"Vergabeanwalt Info Plus ", "Vergabeanwalt Infoletter", "Recht und
Praxis der öffentlichen Auftragsvergabe") und regelmäßiger Referent
bei führenden Seminaren zum Thema Vergaberecht.
Weitere Bilder unter:
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Rückfragehinweis:
The Skills Group Mag. Jörg Wollmann Tel.: 01/505 26 25-21 wollmann@skills.at http://www.skills.at Heid Schiefer Rechtsanwälte Dr. Stephan Heid, Mag. Martin Schiefer http://www.heid-schiefer.at
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