- 14.06.2011, 10:17:11
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Internetsucht und Internetnutzungsverhalten bei steirischen Schülerinnen und Schülern
Eine repräsentative Untersuchung ab der 9. Schulstufe.
Wien (OTS) - Das Internet mitsamt seiner Vielfalt an
unterschiedlichen Funktionen und Anwendungen ist zweifellos eine
großartige Errungenschaft der Menschheit mit weitreichenden positiven
Auswirkungen für Gesellschaft und Individuum. Im letzten Jahrzehnt
gab es jedoch durch Fallbeobachtungen und nicht-repräsentative
Studien vermehrt Hinweise, dass der Internetkonsum von manchen
Zielgruppen sehr exzessiv betrieben wird, weshalb in Fachkreisen seit
einiger Zeit das Suchtpotenzial exzessiven Internetkonsums diskutiert
wird.
Bislang gibt es im deutschsprachigen Raum jedoch keine zuverlässigen
Zahlen darüber, bei wie vielen Jugendlichen ein suchtgefährdeter oder
bereits süchtiger Internetkonsum zu beobachten ist.
Um diese Lücke zu schließen plante die b.a.s. - Steirische
Gesellschaft für Suchtfragen, in Kooperation mit dem Amt der
Steiermärkischen Landesregierung eine Studie zu diesem Thema. Die
Studie wurde vom Grazer Sozial- und Marktforschungsinstitut x-sample
durchgeführt.
Mittels einer repräsentativen Klumpenstichprobe wurden in 100
Schulklassen aus 74 steirischen Schulen aller Schultypen insgesamt
2.095 SchülerInnen befragt. Die Durchführung der Online-Befragung
erfolgte klassenweise in den EDV-Sälen der Schulen, jeweils unter
Anwesenheit von Lehrpersonal. Die Kooperationsbereitschaft der
Schulen war sehr gut.
Bei insgesamt 3,9% der befragten Schülerinnen und Schüler kann
eine Internetsuchtgefährdung oder Internetsucht festgestellt werden.
Eine Hochrechnung auf die Grundgesamtheit aller steirischen
SchülerInnen ab der 9. Schulstufe ergibt unter Berücksichtigung der
statistischen Schwankungsbreite, dass zwischen 1.100 und 1.900
SchülerInnen internetsuchtgefährdet und zusätzlich zwischen 450 und
1.050 SchülerInnen internetsüchtig sind. Eine differenzierte
Betrachtung dieser Zahlen zeigt, dass ein starker Anstieg des
exzessiven und süchtigen Internetkonsums bei den SchülerInnen ab 19
Jahren zu beobachten ist. In dieser Gruppe liegt der Anteil der
internetsuchtgefährdeten oder internetsüchtigen SchülerInnen bei 12%.
In keiner Alterstufe zeigen sich statistisch auffällige Unterschiede
nach dem Geschlecht der SchülerInnen; Internetsucht scheint daher
zwischen Schülerinnen und Schülern gleichermaßen ausgeprägt zu sein.
Die SchülerInnen wurden auch nach ihren Nutzungsbereichen im Internet
gefragt, also was sie im Internet tun: Hier zeigt sich, dass Video,
Audio, Informationssuche und soziale Netzwerke zu den mit Abstand
häufigsten Nutzungsbereichen zählen. Diskussionsforen, Chatrooms,
Spiele mit Geldeinsatz und Erotik/Sex/Porno sind zwar vergleichsweise
seltener, konnten jedoch als Nutzungsbereiche identifiziert werden,
wo die Wahrscheinlichkeit stark steigt, in eine suchtgefährdete
Internetnutzung zu kippen. Es zeigt sich auch, dass SchülerInnen mit
Migrationshintergrund bedeutend häufiger über suchtgefährdete- oder
süchtige Internetnutzung berichten als jene ohne
Migrationshintergrund. Auch Einzelkinder sind signifikant häufiger
von Internetsucht betroffen als SchülerInnen mit Geschwistern. Zudem
zeigen SchülerInnen, deren Kommunikationsverhalten innerhalb des
Freundeskreises vorwiegend computergestützt ist, viel häufiger
Internetsucht-Symptome wie Kontrollverlust, Toleranzentwicklung,
Entzugserscheinungen, sowie negative Konsequenzen bei Arbeit/Leistung
und in sozialen Beziehungen als SchülerInnen, die in erster Linie von
Angesicht zu Angesicht kommunizieren. Internetsuchtgefährdete- oder
süchtige SchülerInnen verfügen zudem über bedeutend weniger
Lebensqualität, erleben weniger soziale Unterstützung, fühlen sich
weniger durch ihre Eltern unterstützt, sind gehemmter und haben
weniger das Gefühl, aufgrund eigener Kompetenzen bestimmte Handlungen
erfolgreich ausführen zu können.
Die SchülerInnen verbringen im Schnitt 17 Stunden pro Woche im
Internet, wobei davon 4 Stunden für schulische/berufliche und 13
Stunden für private Zwecke aufgewendet werden. Das Ausmaß der
schulischen/beruflichen Nutzung des Internets unterscheidet sich
nicht zwischen Schülerinnen und Schülern, jedoch investieren Schüler
signifikant mehr Wochenstunden in die private Nutzung des Internets
als Schülerinnen. Hinsichtlich des Alters zeigt sich diesbezüglich
kein bedeutender Unterschied.
Facebook und Youtube zählen mit Abstand zu den beiden am
häufigsten genutzten sozialen Netzwerken. Für 84% der SchülerInnen
zählt Facebook zu den am häufigsten genutzten sozialen Netzwerken der
letzten 30 Tage vor der Befragung. Youtube liegt mit 77% knapp
dahinter. Bereits weit dahinter folgt Myspace mit 28%.
Zwei Drittel der SchülerInnen haben bereits einmal etwas über das
Internet gekauft: die wichtigsten Konsumquellen in den letzten 30
Tagen vor der Befragung waren Online-Versandhäuser. Erotik/Sex/Porno
zählt für 10% aller SchülerInnen, die bereits einmal etwas über das
Internet gekauft haben, zu jenen Top 3-Bereichen, wo sie das meiste
Geld ausgeben. Für 5% sind das Spiele mit Geldeinsatz wie z.B.
Wetten, Casino, Poker.
Rückfragehinweis:
Manfred H. Geishofer, b.a.s. - Steirische Gesellschaft für Suchtfragen, leitung@bas.at
Mag. Thomas Lederer-Hutsteiner, x-sample, thomas.lederer-hutsteiner@x-sample.at
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