UNCTAD-Studie bestätigt AK: Spekulation verteuert Rohstoffe
AK Präsident Tumpel fordert Maßnahmen gegen Preisschwankungen, für mehr Transparenz an den Rohstoff-Börsen und die Finanztransaktionssteuer
Wien (OTS) - Spekulation macht Rohstoffpreise teurer: Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag der Arbeiterkammer verfasste Studie der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung. "Es ist also keineswegs so, dass die unsichtbare Hand des Marktes die Preise bestimmt, wie uns gerne vorgegaukelt wird. Vielmehr spielen Spekulationen eine wesentliche Rolle - mit zunehmend katastrophalen Auswirkungen für Entwicklungsländer. Aber auch in Österreich wird das Leben immer teurer, hier muss dringend etwas geschehen. Es kann nicht sein, dass Spekulanten die Preise für Lebensmittel auf Kosten der KonsumentInnen in die Höhe treiben", so AK Präsident Herbert Tumpel. Daher fordert die AK Maßnahmen gegen Preisschwankungen, für mehr Transparenz an den Rohstoff-Börsen sowie die Einführung einer Finanztransaktionssteuer zumindest auf EU-Ebene.
Für die Studie führten die ExpertInnen der UNCTAD 22 qualitative Interviews mit verschiedenen AkteurInnen auf den Rohstoffmärkten durch - von physischen Rohstoffhändlern bis zu Finanzinvestoren, einem Broker, Mitarbeitern einer Preisagentur und zwei Beratern. Zugleich wurden die Preisbildung und der Einfluss der Finanzmärkte wissenschaftlich analysiert. Das Ergebnis: Spekulation spielt bei der Bildung der Rohstoffpreise eine überragende Rolle. Bei Öl beispielsweise lag der Spekulationsanteil vor der Krise im Jahr 2008 bereits bei 20 bis 25 Prozent, beim Getreidepreis machte er rund 10 Prozent aus. Die Befragten bestätigten, dass die Rolle von Finanzinvestoren deutlich gestiegen ist. Durch ihre Finanzkraft können diese über Jahre die Preise über das gerechtfertigte Niveau hinaus in die Höhe treiben. Dies schadet den Märkten und könnte sogar dazu führen, dass die physischen Händler, die an den Rohstoffen selbst interessiert sind und ihre Risiken absichern müssen, von den Rohstoffmärkten vertrieben werden.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass es an den Rohstoff-Märkten an Transparenz fehlt. Dies führt dazu, dass Händler an der Börse ihre Entscheidungen nicht mehr aufgrund von Angebot und Nachfrage treffen. Vielmehr orientieren sie sich an Nachrichten außerhalb des Finanzmarktes, bei denen es aber keinen direkten Zusammenhang mit den betroffenen Rohstoffmärkten gibt. Ein Beispiel:
Die Verhaftung von Dominque Strauss-Kahn ließ die Preise steigen. Die mangelnden Informationen führen dazu, dass sich die AkteurInnen auf den Finanzmärkten aneinander orientieren und letztlich laufen alle wie eine Herde in die gleiche Richtung. Der Effekt: Die Rohstoffe werden teurer, und zwar auf Kosten der KonsumentInnen. "Das ist ein untragbarer Zustand und muss allen zu denken geben, die blind an die Vernunft des Marktes glauben", so Tumpel.
Deshalb fordert die AK:
+ Mehr Transparenz auf den Rohstoffmärkten.
+ Verbot des außerbörslichen Handels von Rohstoffderivaten.
+ Begrenzung der Zahl der Kontrakte und Veranlagungsbeschränkungen bei Rohstoffen für reine Finanzinvestoren.
+ Direkte Interventionen.
+ Einführung der Finanztransaktionssteuer zumindest auf EU-Ebene zusätzlich für alle Märkte.
SERVICE: Die Studie sowie eine deutsche Zusammenfassung finden Sie unter
http://wien.arbeiterkammer.at/online/spekulation-verteuert-rohstoffe-61724.html
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