Debatte über FPÖ-Umfragehoch: "Niemand ist so dumm, Strache zum Bundeskanzler zu machen"
Stellen die Blauen den nächsten Kanzler? Experten uneinig.
Wien (OTS) - Würde an diesem Sonntag in Österreich gewählt, wäre die FPÖ erstmals unter HC Strache stärkste Partei - eine Aussicht, die für Aufregung sorgt. Hintergrund ist der jüngste ATV Österreich-Trend. Bei der repräsentativen Umfrage hatten sich 29 Prozent der Befragten für die Blauen ausgesprochen. Für die Regierungsparteien geht es dagegen weiter bergab (SPÖ: 26 Prozent, ÖVP: 25 Prozent).
Es sei nicht ersichtlich, wie Schwarz-Rot diese Entwicklung bis zur nächsten Nationalratswahl 2013 umkehren könne, sagte der Meinungsforscher Peter Hajek, der die Umfrage durchgeführt hatte, gestern in der ATV-Diskussionssendung "Am Punkt": "Es ist ganz einfach: Vertraue ich jemandem oder nicht? Viele Wähler vertrauen schlicht und einfach Strache. Was Faymann meiner Ansicht nach fehlt, ist ein ihm eigenes Projekt, das er in der Zukunft betreibt, und ein Profil". Auch für die renommierte Journalistin Anneliese Rohrer hat die FPÖ ihr Umfragehoch vor allem der Regierung zu verdanken: "Es liegt daran, dass Faymann und Pröll beide keine Politik machen, die die Leute als solche auch wahrnehmen. Ich verstehe es nicht, sie sind dermaßen am Boden, da könnten sie sich denken: der Ruf ist ruiniert, wir arbeiten jetzt ungeniert."
Der Chefredakteur des "Profil" Herbert Lackner sagte in "Am Punkt", trotz der Umfragewerte sei es unrealistisch, dass der FPÖ-Chef Regierungschef werde: "Niemand ist so dumm, Strache zum Bundeskanzler zu machen". Die Menschen würden in zwei Jahren anders abstimmen als heute und die Koalitions-Optionen der Blauen seien begrenzt. "Das BZÖ dürfte eine Auslaufgröße sein. Die wird es im nächsten Nationalrat nicht mehr geben", so Lackner, und "die SPÖ kann mit der FPÖ nicht koalieren, weil sich sonst die SPÖ spalten würde". Bliebe nur eine Neuauflage Schwarz-Blau.
Die will auch der Kolumnist und Blogger Andreas Unterberger nicht ausschließen: "Ewig Rot-Schwarz ist unerträglich. Demokratie braucht Wechsel", sagte er in "Am Punkt". "Profil"-Chefredakteur Lackner sprach der FPÖ dagegen jede Seriosität ab: "Jetzt findet gerade keine Wahl statt. Hören wir jetzt irgendetwas von großen Problemen, die wir haben? Komischerweise ist es irrsinnig ruhig geworden, komischerweise haben wir die ganzen Islam-Probleme immer nur zwei Monate vor der Wahl. Dann kommt die FPÖ wieder auf die Bühne".
Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer darin, dass die Politikverdrossenheit in Österreich weiter zunehme. Kolumnist Unterberger warnte gar: "Es könnte sich so entwickeln, dass die Demokratie keine Ewigkeitsgarantie hat in den Augen der Menschen".
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