• 07.04.2011, 10:46:35
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Wiener Kinoförderung für "friends & family"

Eine Reaktion von Mag. Christof Papousek, Geschäftsführer Constantin Film Unternehmensgruppe, auf einen Kommentar von Peter Zawrel

Mag. Christof Papousek, Geschäftsführer Constantin Film Unternehmensgruppe.

Wien (OTS) - Der scheidende Geschäftsführer des Film Fonds Wien
Peter Zawrel unterstellt in einem Kommentar unternehmerisches Kalkül
bei der Schließung des Auge Gottes Kinos - eine Klarstellung und
Aufklärung für die Steuerzahler scheint geboten.

Die verfehlte Stadtpolitik in den 90er Jahren führte zu einem
Wildwuchs bei den Genehmigungen von Multiplexkinos in Wien. Das
Ergebnis: elf Großkinos, die selbst bei bestem Filmangebot nicht
entsprechend ausgelastet werden können.

In den 90er Jahren wurde von den Programmkinoprotagonisten eine
neue Kinoförderung entwickelt, die kulturelle Aspekte viel mehr in
den Vordergrund stellen sollte. Politisch motiviert und von der
Ablehnung gegen wirtschaftlich erfolgreiche Großkinobetreiber
geleitet, wurde dabei eine "lex Constantin" eingeführt, welche die
"Basisförderung" auf maximal zwei Standorte je Betreiber beschränkte
- natürlich gab es nur ein Unternehmen, das in Wien mehr als zwei
traditionelle Kinostandorte betrieb. Die berechtigten Kinos durften
fortan auch nicht mehr als vier Säle haben. Eine klare
Diskriminierung etwa für Kinos wie das Auge Gottes mit fünf Sälen.

Es verblieb die "Projektförderung", die durch Juryentscheid quasi
zur Gänze unter dem Freundeskreis der wenigen Alternativbetreiber
aufgeteilt wurde. Initiativen von Großkinobetreibern wurden politisch
getrieben stets abgeschmettert. So wurde etwa ein innovatives Konzept
von Opernübertragungen live in die Kinos - das bei tausenden Menschen
Begeisterung auslöst und neue Zielgruppen anspricht - kategorisch als
"kommerziell" abgelehnt. Wiederum scheint es, als hätte die
Genehmigung von Projektförderungen mehr mit dem Antragsteller als dem
Projekt selbst zu tun.

Bezirkskino als Nahversorger

Nun wird aufgrund der Schließung des Auge Gottes beanstandet, dass
man zu viele "Hollywood Filme" im Programm hatte und dies per se
nicht unterstützungswürdig sei. Ein guter "James Bond" sollte
eigentlich a priori nichts Verwerfliches für die Grätzelkultur sein,
durch dieses Angebot wird auch die Abwanderung in die Großkinos
eingedämmt. Nicht jeder legt permanent auf die digitale
Großprojektion bei seinem Kinokonsum wert und bleibt auch mal gern
"im Kino um die Ecke". Auch Familien-Blockbuster wie "Wickie", "Ice
Age" oder "Shrek" stellen unseres Erachtens eine Bereicherung für die
Menschen, die im fußläufigen Umfeld eines traditionellen Kinos leben,
dar. Bei Durchsicht der Postings jener Menschen, die die Schließung
des Kinos bedauern, sind sehr oft "Mainstream-Filme" genannt, die man
nun nicht mehr in seinem Stammkino sehen kann.

Grundsätzlich besteht auch das Problem darin, dass von der
Kulturpolitik und deren Einsagern nicht akzeptiert werden will, dass
auch ein Unternehmen mit rund 100 Millionen Euro Jahresumsatz und
mehr als 1.000 Beschäftigten die Kriterien für eine
Kinostandortförderung oder im Verleih-Bereich für die
EU-Media-Verleihförderung erfüllen kann. Wenn dies der Fall ist,
versucht man krampfhaft an den Kriterien zu schrauben, dass die
Großunternehmen nicht mehr an die Förderungen herankommen. Warum
sollte ein erfolgreiches Unternehmen, das gesetzeskonform viele
Millionen Euro Steuern und Abgaben bezahlt, denn auch noch "belohnt"
werden.

Der Wiener Gartenbaukino-Komplex

Die Tradition der Constantin Film Unternehmensgruppe gebietet,
gewisse Verluste in Kauf zu nehmen, um Kinostandorte wie das Auge
Gottes Kino "durchzubringen". Genau dafür wäre eine faire Aufteilung
der Mittel der Wiener Kinoförderung hilfreich. Aber stattdessen
verzerrt die Kinoförderpolitik den Wettbewerb noch weiter, indem in
Wien hauptsächlich "Friends & Family" gefördert werden:

Das Stadtkino am Schwarzenbergplatz erhält von der Stadt Wien
jährlich mehr als 300.000 Euro Direktsubvention. Und an das
Gartenbaukino werden jährlich noch einmal rund 400.000 Euro an
Direktsubvention bezahlt. Letzteres hat rund 35.000 Besucher pro Jahr
- mit gerade einmal halb so vielen Zuschauern wie das Auge Gottes hat
das Gartenbaukino gerade eine Auslastung von fünf Prozent. Das heißt:
pro Zuschauer werden im Schnitt knapp 11,50 Euro an öffentlichen
Geldern zugeschossen. Das wurde vom Kontrollamt der Stadt Wien vor
einigen Jahren kritisiert. Geändert hat sich nichts.

Eine gangbare Alternative wäre, dass die Stadt Wien um die 700.000
Euro bei bestehenden Kinobetreibern rund 88.000 Tickets um acht Euro
kauft, um die dann 88.000 Menschen gratis ins Kino gehen. Dann müsste
das Gartenbaukino nicht noch zwischendurch Blockbuster wie "The Dark
Knight" oder "Inception" zeigen - was angesichts dieser
Förderungssummen und des hohen kulturellen Anspruchs des Kinos nicht
nachvollziehbar ist.

Es gibt natürlich jährlich im Herbst die Viennale, die ein
herausragendes Festival in Europa ist und für Wien ein wichtiges
kulturelles Ereignis darstellt. Die Viennale braucht
verständlicherweise ein "Premierenhaus". Man fragt sich, warum die
restlichen 50 Wochen des Jahres so viele Steuergelder für den Betrieb
eines Hauses aufgewendet werden, das mit seinem Programm
offensichtlich nur wenige Interessierte erreicht.

Die Constantin Film erhält für die drei Kinos Urania, Actor's und
Artis rund 30.000 Euro an Kinoförderung im Jahr. Darüber hinaus hat
die EU den Constantin Filmverleih im Rahmen des Media-Programms mit
300.000 Euro gefördert. Doch diese Gelder sind zweckgebunden für den
Verleih von europäischen nichtnationalen Filmen und dürfen
keinesfalls für andere Zwecke verwendet werden. Diese Gelder können
also auch nicht für die Rettung eines Kinostandorts entwendet werden.
Bei der Zweckgebundenheit von öffentlichen Geldern müsste sich der
Noch-Filmförderer Zawrel als ehemaliger Vorsitzender der Wiener
Kinokommission eigentlich auskennen.

Daher erzwingt nicht die Constantin Film die Schließung des Auge
Gottes Kinos, sondern die einseitige Wiener Kinoförderung und
-politik - auch wenn das Herr Zawrel nicht wahrhaben will.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:

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