- 17.02.2011, 18:30:11
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Was Christian Kern und Barack Obama verbindet - von Esther Mitterstieler
Das Primat der Politik zieht in der ÖIAG immer noch zuerst
Wien (OTS) - Sie hatten beide einen glorreichen Einstieg, aber
irgendwann müssen US-Präsident Obama wie ÖBB-Chef Kern den Worten
Taten folgen lassen. Was mitunter ein waghalsiges Unterfangen werden
kann. Yes, they can, glaube ich. Dafür muss man ihnen auch Zeit
lassen. Ausruhen auf ihren Vorschusslorbeeren dürfen sie sich dennoch
nicht.
Zum österreichischen Aspekt: Christian Kern führt die ÖBB seit knapp
neun Monaten und scheint dem Unternehmen neuen Elan einzuimpfen.
Wobei sich erst weisen muss, ob er die hoch gesteckten Hoffnungen
erfüllen kann. Am Ende des Tages wird sein Erfolg damit zusammen
hängen, wie gut er seine eigene Klientel einfangen kann - wie hoch
also seine Motivationskünste dem Gewerkschaftsboss Wilhelm Haberzettl
gegenüber sind, tatsächliche Änderungen im Getriebe der ÖBB
herbeizuführen. Genauso wie bei Obama ist der Punkt: Vorschläge am
Papier sind meist tadellos, die Umsetzung ist aber eine andere Sache.
Dass das durchschnittliche Pensionsalter bei den ÖBBlern sehr niedrig
ist, ist hinlänglich bekannt. Damit zeigt sich immer noch der
politische Einfluss auf ein staatlich mehr als relevantes
Infrastrukturunternehmen. Nun zu fordern, die ÖBB in die
Beteiligungsholding ÖIAG zu zwingen, um den politischen Einfluss zu
vermindern, scheint nach dem missglückten Neustart derselben blanke
Farce.
Statt über wirklich neue Wege nachzudenken, hat man bloß altbekannte
eingeschlagen: Wer im ÖIAG-Aufsichtsrat dennoch daran festhält, eine
Zusammenführung von ÖBB, Asfinag, Verbund, Bundesforste etc. unter
einem schönen großen Dach der ÖIAG könnte für politische
Unabhängigkeit bürgen, verkennt den Ernst der Lage. Statt Unternehmen
mit staatlicher Beteiligung endlich von Vorstand und Aufsichtsrat in
ruhigen Gewässern fahren zu lassen, haut man am besten immer wieder
auf das eine oder andere Unternehmen mit der medialen Keule drauf, um
dem politischen Gegner wieder mal eines auszuwischen. Da denkt auch
keiner aus der selbst ernannten Wirtschaftspartei ÖVP an das Wohl der
Unternehmen. Daher bleibt auch ein Technologiefonds, wie ihn Boris
Nemsic als ÖIAG-Vorstand umsetzen wollte, in diesem Land leider noch
Zukunftsmusik. Da trauen sich die ÖIAG-Aufsichtsräte nicht drüber,
weil sie dem Primat der Politik huldigen: No, they can't!
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